[rohrpost] Presserklärung: Attac zu Klagen der Musikindustrie

Matthias Weisz mkazz at t-online.de
Don Apr 1 16:37:10 CEST 2004


PRESSEMITTEILUNG

  * Attac-AG verurteilt Klagen der Musikindustrie
  * Pauschalgebühren als Alternative zur Kriminalisierung

Berlin, 1.4.2004. Die AG Wissensallmende des globalisierungskritischen
Netzwerks  Attac  verurteilt  die  Klagen der deutschen Musikindustrie
gegen   Nutzer   von   Internet-Tauschbörsen  und  schließt  sich  dem
Boykottaufruf   des  Chaos-Computer-Clubs  (CCC,  Hamburg)  gegen  die
Musikindustrie  an. Um dennoch die KünstlerInnen in der digitalen Welt
für  ihre  Tätigkeit angemessen entlohnen zu können, schlägt Attac die
Ausweitung des bestehenden Systems von Pauschalgebühren vor.

Am  30. März 2004 erklärte die deutsche Sektion des Industrieverbandes
IFPI,  Strafanzeige gegen 68 NutzerInnen von sog. P2P-Netzwerken, also
Internet-Tauschbörsen  erstattet  zu  haben, deren einziges "Vergehen"
darin  bestand,  Musikdateien  für  private,  nichtkommerzielle Zwecke
getauscht zu haben. Wie die IFPI weiterhin erklärte, müssen diese User
mit  einer Hausdurchsuchung und Beschlagnahme ihres Computers rechnen,
der    vermutlich   später   eingezogen   wird.   Die   anschließenden
Zivilprozesse  können  -  je  nachdem,  was die Polizei noch so in den
Rechnern  findet - einschließlich der Anwalts- und Gerichtskosten eine
sechsstellige Höhe erreichen und damit die bürgerliche Existenz dieser
User vernichten.

"Normale  Bürger  werden wie Verbrecher behandelt", empört sich Oliver
Moldenhauer    von   der   Attac   AG   Wissensallmende   und   freier
Informationsfluss.   Zahlreiche   Untersuchungen   zeigen,   dass  P2P
Netzwerke  zum  privaten,  nichtkommerziellen  Austausch von Millionen
Menschen  allein  in  der  Bundesrepublik genutzt werden. Ursprünglich
sollte   das   Urheberrecht   als  ausgleichende  Kraft  zwischen  den
Interessen  der  Urhebern und der Öffentlichkeit wirken. Diese Balance
ist   durch   die   zahlreichen   Gesetzesverschärfungen  der  letzten
Jahrzehnte  völlig  verloren  gegangen.  Die Rechte der KonsumentInnen
wurden  durch  zahlreiche  neue  Gesetze und Richtlinien immer stärker
eingeschränkt.

Diese  Einseitigkeit  bewirkt  auch,  dass  das  Urheberrecht  in  der
jetzigen  Form  von  der  Bevölkerung  nicht  akzeptiert  wird. Wer es
dennoch   durchsetzen   will,   muss   große   Teile  der  Bevölkerung
kriminalisieren und als Verbrechern behandeln.

Die Attac-AG schließt sich dem Boykottaufruf des Chaos-Computer-Clubs
an. "Wer seine eigenen Kunden kriminalisiert und mit Strafverfahren
überzieht, kann nicht erwarten, dass seine Produkte auch noch gekauft
werden," sagt Oliver Moldenhauer. Dieser Boykottaufruf bezieht sich
auf alle Mitgliederfirmen der deutschen Sektion der IFPI
(http://www.ifpi.de/liste/index.shtml ).

Die  AG  "Wissensallmende  -  Freier  Informationsfluss"  ist sich der
Notwendigkeit   bewusst,  dass  Künstlerinnen  und  Künstler  auch  im
digitalen  Zeitalter  angemessen  für  ihre  Tätigkeit entlohnt werden
müssen.  Jedoch ist eine Kriminalisierung großer Teile der Bevölkerung
der  völlig  falsche  Weg, auf dem letztendlich alle verlieren werden.

Eine  bessere  Möglichkeit  bestünde  darin, das in der Bundesrepublik
bestehende   System  von  Pauschalabgaben  auszuweiten  und  dafür  im
Gegenzug  Privatkopien und das Tauschen von Inhalten über das Internet
zu  gestatten.  Mit  dem  zusätzlich  eingenommenen  Geld  könnten die
KünstlerInnen  für  Einkommensausfälle entschädigt werden.

Für Rückfragen: Oliver Moldenhauer, 0163/3071523

www.attac.de/wissensallmende
www.ccc.de


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Dies ist eine Pressemitteilung an den Email-Presse-Verteiler zu
Wissensallmende und Informationsfreiheiten. - Kontakt:
moldenhauer at attac.de

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Dipl. Phys. Oliver Moldenhauer   * 0163/3071523
Attac Koordinierungskreis        * Attac-AG Wissensallmende
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