[rohrpost] Call for paper sinn-haft nr.18 - Theorie Erzählungen

Holger Schulze schulze at udk-berlin.de
Mon Feb 2 10:12:29 CET 2004


liebe gelistete ,




anbei der aktuelle call for paper der wiener zeitschrift
sinn-haft .




herzliche grüße ,

holger schulze








   Call for paper 
   sinn-haft Nr.18


   Theorie Erzählungen TM

   Persönliches Sprechen 
   vom eigenen Denken


Theoretisches Sprechen ist persönliches Sprechen. Du bist kein
anonymes Erkenntnissubjekt und ich auch nicht. Angestellten von
Truthmaking Inc. wird das Sprechen über ihre situativen 
Denkanlässe, ephemeren Selbstwahrnehmungen und intimen Erfahrungen 
im Rahmen ihrer Forschungstätigkeit jedoch immer noch eher selten 
gestattet.

Subjektiv, privatistisch und partikularistisch lauten die 
Vorwürfe, bis zum Arbeitsverbot können sie führen. Nicht nur 
Mobbing lauert, auf Dauer kommen die ganz normalen, institutionell 
vorgebahnten akademischen Ausschlussmechanismen zum Tragen. Die
Empfindungsgenauigkeit, unser genuines Erfahrungssubstrat und 
unsere individuell-motivierende Erlebnisweise werden deshalb 
vorsorglich überformt von Theorie-Architekturen, ängstlich auf
Widerspruchsfreiheit hin zugegipst - und das innerhalb einer
massenmedialen Tektonik, die Privates, Intimes und Nebensächliches
bombastisch inszeniert und bis in die hintersten Ecken grell
ausleuchtet.

Sicher, Genieglaube und Betroffenheitsfreudigkeit sorgen dafür, 
dass die persönliche Inszenierung als wissenschaftliche 
Inszenierung ihren Marktwert hat. Doch wie ist der Versuch zu 
denken, persönliches Sprechen mit Präzision zu verbinden? Eben 
jene, diese, unsere Empfindungsgenauigkeit sprechen zu lassen?

Erzählen wir also von unseren Theorien, von uns selbst, von 
unseren Selbsttheoretisierungen. Die sinn-haft lädt ein zu einem
methodologischen Selbstversuch: Eine Versprachlichung unseres
Denkens auszuprobieren, die sowohl thetisch argumentiert als auch
die persönlichen Entstehungszusammenhänge des Argumentierens
situativ erzählt. Die unsere Erfahrung transzendierendes Denken
erzählerisch einbettet in die Immanenz unseres je individuellen
Lebenszusammenhangs.

Das wollen wir proben: Persönliches Theoretisieren, im Bewusstsein 
der außerpersönlichen Situiertheit jeder Erfahrung und jenseits 
der larmoyanten Selbstinszenierung. Eine erweiterte Form von 
Quellenkritik. Das Selbst als Quelle der Motivation, 
wissenschaftlich zu arbeiten. Als Begleiter, Träger, als 
Störfaktor und Produkt.

Wie wäre es, eine direkte Begriffs- und Theoriearbeit zu ergänzen
um die Erzählung der persönlichen Denk- und Forschungssituation?
Theorie Erzählungen, die unsere Anlässe des Denkens und 
Untersuchens miterzählen, selbstkritisch und tastend. Unsere 
Neigungen und Aversionen, Denkgefühle und Theorieahnungen, 
Sackgassen und fehlgeleitete Euphorien - unser Involviertsein, 
unser Unverständnis. 

Und vielleicht auch dies: unseren Umgang mit der Zensur im Kopf, 
die uns dazu antreibt, stets auf der Seite der Erfolgreichen zu 
bleiben.

Die Phänomene bleiben unbeherrschbar, in, um uns. Und dennoch
versuchen wir sie und uns sprachlich zu formulieren. Zu formen.

Be brave - be personal!



   http://sinn-haft.at

   Damit sinn-haft nr. 18 formbar wird: Bitte übersenden Sie /
   übersendet möglichst bald aber spätestens bis 15.4.2004 einen    
   Themenvorschlag und die geschätzte Länge des Beitrages an: 
   schulze at udk-berlin.de oder redaktion at sinn-haft.at. 

   Redaktionsschluss ist der 15. Juni 2004, erscheinen soll die 
   sinn-haft im September 2004.









 Dr. Holger Schulze  
 Universität der Künste Berlin
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