[rohrpost] Tagung "Der Sound der Politik"

Claus Pias claus.pias at ruhr-uni-bochum.de
Die Jun 8 15:19:10 CEST 2004


Megaphon und Mikrophon
Der Sound der Politik


Tagung des Instituts für Medienwissenschaft (Ruhr-Universität Bochum),
des Instituts für Kunst- und Kulturwissenschaften (TU Graz)
und des DGB Bildungszentrums Hattingen

2.–4. Juli 2004
im DGB Bildungszentrum Hattingen
für Studierende ist die Tagung (inkl. Unterkunft/Verpflegung) kostenlos

Info:  
http://www.ruhr-uni-bochum.de/ifm/seiten/03institut/ 
sound_der_politik.htm

DGB Bildungszentrum Hattingen
Am Homberg 46–50
45529 Hattingen
fon: 02324-508-0
fax: 02324-508300
Email: hattingen at dgb-bildungswerk.de
http://www.hattingen.dgb-bildungswerk.de

  Der Raum des Politischen ist substantiell ein klanglicher. Politik  
wird nicht nur durch Handlungen und Rhetorik, sondern auch durch  
Stimmen, Sounds und ihre Aufnahme und Verstärkung geprägt. In einer  
medial vermittelten Politik stellt sich die Frage nach den Verfahren,  
die Politik eine klangliche Identität und Prägnanz verleihen. Die  
Tagung diskutiert die vielfältigen, konkurrierenden Sounds des  
politischen Raums, also Fragen nach politischen Sounds, einer Politik  
des Sounds und einem Sound der Politik.
  Stimmen sind nie bloßes Transportmittel einer politischen Aussage,  
sondern mit ihrem Klang ein bedeutsamer Bestandteil einer Rede und  
ihrer Botschaften. Man hört ihren Sound, bevor man dem zuhört, was  
gesprochen wird. Das Vermögen, Stimmen und Sounds wieder zu erkennen  
und zu unterscheiden, kommt im Raum des Politischen nicht weniger zur  
Anwendung als im Bereich der Musik. Die Sounds gehen auf komplexe  
Konstellationen aus technischen Apparaten, architektonischen Räumen und  
Körpertechniken zurück, die garantieren, dass sich die Klänge der  
parlamentarischen Rede historisch unterscheiden und dass eine Diktatur  
ebenso durch akustische Merkmale ›Identität‹ erhalten kann wie soziale  
Bewegungen und Demonstrationen. Historische, mediale und personale  
Differenzierungen von Klang sind ein Signum der jeweiligen Politik.  
Mittels akustischer Authentifizierungs- und Legitimierungsstrategien  
werden politisch-mediale Räume strukturiert. Die Wahl klanglicher  
Mittel soll der Politik Identität und Prägnanz verleihen. Zugleich  
werden in der (Pop-) Musik politische Haltungen durch abweichende  
Sounds und Soundtechnologien artikuliert.
- Gibt es Typen und Traditionen politischer Stimmen und politischen  
Sounds? Woran erkennt man politische Stimmen oder politische Musik?
- Welche Mechanismen und Synthesen tragen zum politischen Sound bei?  
Gemäß welcher Rationalitäten wird er geplant und modifiziert?
- Welche Sounds haben das Potenzial zu integrieren oder ab- und  
auszugrenzen? Wie ist das Verhältnis von Sound und Macht?


*** Das Programm: Freitag, 02.07.2004

18:00	Gemeinsames Abendessen

19:00	Daniel Gethmann (Graz) / Markus Stauff (Bochum)
		Begrüßung / Einführung

19:30	Jo van der Spek (Amsterdam)
		Rundfunkraum,  Taktische Interventionen in Krisengebieten

21:00  	Ralf Homann (Weimar)
		<type=radio~border=0>
  		kunst und radio fernab des elitenpunks


Das Programm: Samstag, 03.07.2004

10:00	Ralf Gerhard Ehlert (Köln)
		Public-Address-Strategien von 1919 bis 1949

11:15	Kate Lacey ( Sussex)
		Listening in Public. An Alternative History of the Radio Audience

12.30	Mittagessen

14:00 	Dominik Schrage (Dresden)
		»Singt alle mit uns gemeinsam in dieser Minute«.
		Sound als Politik in der Weihnachtsringsendung 1942

15:15	Cornelia Epping-Jäger (Köln)
		Stimmräume.
		Die phono-zentrische Organisation der Macht im NS

16:45	Herbert Schwaab ( Bochum)
		»Having a Voice in Your Own History«.
		Stimmen und Verleugnung von Stimmen in der Populärkultur
		Überlegungen im Anschluss an Stanley Cavell

18:00	Olaf Karnik (Köln)
		Politisierung von Sound in der (Pop) Musik

19:00 Abendessen

20:30	Wolfgang Hagen (Berlin)
		»Blackface Voices«, »First Person Singular« und der Wolfmann.
		Stimmpolitiken im amerikanischen Radio


Das Programm: Sonntag, 04.07.2004

9:00		Rolf Nohr (Braunschweig)
		Rhythmusarbeit

10.15	Brigitte Felderer (Wien)
		Sprechmaschinen seit dem 18. Jahrhundert

11.30	Ute Holl (Weimar)
		Parasitäre Stimmen. Transzendenz verfügen

12:30	Mittagessen




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Claus Pias
Universität Duisburg-Essen
Campus Essen / Fachbereich 4
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