[rohrpost] Malmoe ueber Open Source und die Grenzen der Offenheit

Matze Schmidt matze.schmidt at n0name.de
Mit Jun 30 15:05:05 CEST 2004


Wednesday, June 30, 2004, 2:29:38 PM, you wrote:
> Nur lautete ja Matzes ursprüngliche Behauptung, die WOS seien
> grün, und es gäbe in Berliner Netzkultur-Projekten ähnliche
> Querverbindungen zu den Grünen wie sie offenbar in Wien existieren. Das
> scheint mir faktisch schlicht nicht zuzutreffen. Da tut Einspruch not,
> um falschen Legendenbildungen entgegenzuwirken.

leider falsch. ich hatte mehrmals praezisiert, dasz es bei 'gruen' (in
_Das fuenfte Element_ ist "gruen" das wort fuer unser "cool") um positionen und
produktion von gesellschaftmodellierung geht und eben nicht um
personelle verflechtungen. das ist etwas anderes als das sogenannte
faktische. diese diagnose ist weder legendenbildung noch spinnert, es liegt
ideologisch klar in den texten und im style von z.b. der WOS begraben.

> Das ist etwa so, als wenn Fernsehsender wie RTL und SAT.1 sich
> u.a. wegen der Verbreitung digitaler Videorecorder mit Timeshifting nicht
> mehr durch Werbespots finanzieren könnten. Meine Position wäre schlicht:
> Pech gehabt, dann müssen sie sich entweder neu erfinden oder den Weg
> anderer obsolet gewordener Medien (wie z.B. Kino-Wochenschauen) in die
> historische Versenkung gehen. Daß diese Sender, solange sie noch mächtig
> wären, mit allen Mitteln das Verbot digitaler Videorecorder fordern
> würden, wäre nur logisch - und geschieht sogar real derzeit in den USA.
> Es wäre jedoch meiner Meinung nach unklug, sich davon bange machen zu
> lassen und, nur um Schlimmeres zu verhindern, vorzuschlagen, die
> Rundfunkgebühren zu erhöhen und die privaten Sender an den
> öffentlich-rechtlichen Gebührentopf anzuschließen.

d'accord, nur mit der lesart, dasz es ohnehin nicht in der hand
oppositioneller berater - auf dem podium ihre haende und skripte hinter
einem sichschutz versteckend - liegt, das mit zu entscheiden. das
deutsche pendant zum PVR (Personal Video Recorder mit
Werbeblockfuntkion, die ja nur ein einfaches vorspulen impliziert), die
"Fernseh-Fee" mit TV-Werbeblocker wollte RTL blocken, was vom
Bundegerichtshof abgewiesen wurde; und schon wird vom muendigen buerger
gesprochen, der sich selbst vor werbung schuetzen koenne. dasz die
margen der werbung auf der aufmerksamkeitsleistung der rezipienten
beruhen wuerden, wird auch bei den late nite-shows im brd-tv als
quoten-relation gesehen (keine quote = runter mit den preisen fuer die
clips). nicht gesehen wird, dasz werbung so oder so, in diesem oder
jenen massenmedium-verbund wirken wird. wo, ist fuer die funktion von
werbung und ihren sich immer verschiebenden markt egal. werbung wird
sich unter den gegebenen verhaeltnissen so oder so immer neu erfinden.
wahrscheinlich laeuft via permanent-online handys sowieso bald mehr,
als im klassischen fernsehen.

> So soll das Modell primär Musik- und
> Filmdateien abdecken, nicht z.B. proprietäre Software, als ob man solche
> Differenzierungen digitaler Datenströme noch sinnvoll vornehmen könnte
> (und etwa ein generatives Musikstück oder eine DVD mit interaktiven
> Elementen nicht auch als "Software" firmieren könnten). Wenn auch Texte
> abgedeckt und somit Buch- und Zeitungsverlage kompensiert werden müssen,
> kreiert man ein Gebühren- und Verteilungsfaß ohne Boden.

und ist nun dagegen zu argumentieren oder damit? soll steuergeld, das
gerade im moment zu recht in hamburg (ueber 3 mill.) der filmfoerderung
gestrichen wird, im ergebnis der "langfristigen bezahlung der kreativen"
vermacht werden? geht es also ums management von verteilung? soll sich der
downloadmarkt selbst regulieren? ... was alles verkuerzende antworten
hervorrufen wuerde ... kurz: die regulierung von maerkten geht an den
wirklichen bewegungen vorbei, siehe iTunes, dessen massenerfolg in den
usa von "den kreativen" wohl nicht mehr einzuholen sein wird.
interessant waere hier eine verknuepfung der diskussionen um
buergerschutz/lizenzen mit den modellen der sog. Alternativen Oekonomie.

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