[rohrpost] heute, 8.11., 20h pdr: DER UNTERSCHIED

cvb cvb at masseundmacht.com
Mon Nov 8 00:59:39 CET 2004


DER UNTERSCHIED ZWISCHEN DEUTSCHLAND-WEST UND DEUTSCHLAND-OST:
HIER THEATER UND MASCHINENPISTOLEN, DORT BÜROKRATIE UND PHOTOKOPIERER.
HIER DIE MÖGLICHE BEOBACHTUNG EINES JEDEN DURCH ANDERE, DRÜBEN DIE
ALLGEMEINE VERDÄCHTIGUNG ALLER DURCH DIE VERWALTUNG.
                                                                        
                                             FOUCAULT.    


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Betreff: veranstaltungshinweis: palast der republik, montag, 8.11.04, 20h


palast  komplex - 
1. cd-veröffentlichung "wagnerkomplex" (masse und macht 08)
2. uraufführung "polytope de berlin für bewegliche lautsprecher"
3. film-première "zwischenzeitraum. chancen für einen ort mit erinnerung?"

1. cd-veröffentlichung

christian von borries:
wagnerkomplex. musique et l'identité nationale allemande.

    "Die auf dieser CD zu hörende Aufnahme des Wagnerkomplexes ist aus
verschiedenen DAT-Bändern der acht Konzerte zusammengemischt, die im
September 2003 im Foyer des Palastes der Republik in Berlin stattfanden, den
ersten seit 13 Jahren.
Bei der Aufnahme  gab es drei unterschiedliche Mikrophon-Positionen: eine
klassische hinter dem Dirigenten, eine am entfernten Ende des Foyers (über
100 Meter vor dem Orchester und den Lautsprechern), und eine dritte draußen
vor dem Eingang, zu dessen Rücken das Orchester saß.
    In der vorliegenden Aufnahme wird mehrmals hart zwischen diesen
Positionen hin- und hergeschnitten, als würde der Zuhörer an die
unterschiedlichen Hörorte gebeamt. Ziel war nicht die getreue Abbildung
eines Konzerts, sondern eine dem Medium CD spezifische Übersetzung.
    Nur so kann Psychogeographie, also "die Erforschung der genauen Gesetze
des geographischen Milieus, und dessen exakte Wirkungen auf das emotionale
Verhalten des Individuum" (Deborg) in Bezug auf die CD als Speicherort der
Musik erforscht werden. Möglich wäre aber auch zu denken, dass nicht das
Speichermedium ein Ort von Musik ist, sondern vielmehr der Ort, an dem ich
das Speichermedium abspiele.
    Hier und heute also ist dieser Ort einmalig wieder der Palast der
Republik, diesmal mit Blick auf den Alexanderplatz."

die cd wird zum sonderpreis von 10 € zu kaufen sein.

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2. uraufführung
christian von borries
polytope de berlin für bewegliche lautsprecher (2004), 28min
auf einer stückidee von iannis xenakis beruhende klangkomposition, die
ortsspezifisch mit den akustischen verhaeltnissen des palastes am ende des
foyers zum alexanderplatz hin umgeht.
ein zugehöriges abstraktes automatisches lichtspektakel findet zeitgleich
auf dem alexanderplatz statt und wird vom foyer aus zu beobachten sein.

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3. film-première
zwischenzeitraum. chancen für einen ort mit erinnerung?
Ein Interviewfilm von Dana Mosemann und Berit Petzsch, 55min

Nach 13 Jahren Leerstand wurde der politisch umstrittene Palast der Republik
im Sommer 2003 wieder der Öffentlichkeit zugänglich. Tausende strömten zu
den ausverkauften Führungen und zu den ersten kulturellen Veranstaltungen.
Die einen betraten das Haus zum ersten Mal, andere kamen mit Erinnerungen - 
im Inneren fanden sie Stahlträger, Betonoberflächen und letzte Anzeichen der
Raumaufteilung. Ansonsten völlige Transparenz.

Über die Zukunft des Gesamtareals des Schlossplatzes wird seit 1990
politisch diskutiert und gestritten: Schlossneubau, Palastrekonstruktion
oder eine Symbiose aus beiden Gebäuden? Bisher blieben alle Bauvorschläge
bzw. Ideen aufgrund unausgereifter und nicht finanzierbarer Konzepte nur als
Theorie bestehen.

Das mögliche Verschwinden des Palastes aus dem öffentlichen Raum in
absehbarer Zeit war eines der wichtigsten Argumente für unsere
Dokumentation, die sich dem gegenwärtigen Zustand des Gebäudes widmet.
Unsere Interviewpartner kommen aus verschiedenen Generationen mit Ost- oder
Westbiographien, doch alle stehen in irgendeiner Weise mit dem Palast in
Verbindung: ob als ehemaliger Angestellter, als Architekt oder als
Zwischennutzer. Ihren Meinungen, Gedanken, Wünschen und Kritiken zu der
gegenwärtigen Debatte möchte dieser Interviewfilm einen Raum öffnen.

Der Film Zwischenzeitraum. Chancen für einen Ort mit Erinnerung? ist Teil
einer gemeinsamen Magisterarbeit am Institut für Europäische Ethnologie der
HU Berlin, die den Titel Palast der Republik. Ein Laboratorium auf Zeit
trägt. Forschungszeitrum: Juli 2003 - Juli 2004.
 
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Im Anschluss an den Film wird es Gelegenheit zu einer Diskussion über
aktuelle Erfahrungen im Umgang mit dem Palast geben. Ist der Umgang mit dem
Gebäude von neoliberalistischen Tendenzen bestimmt?

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wir erwarten pünktliches erscheinen (kein nacheinlass) und empfehlen warme
kleidung.
im palast herrschen außentemperaturen!
für decken, tee und glühwein wird gesorgt sein.

eine veranstaltung der masse und macht gruppe
eintritt 5 euro


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