AW: [rohrpost] Soundwüsten und Hörsinnlichkeiten

Florian Sprenger fsprengerfs at gmx.de
Fre Apr 29 20:45:18 CEST 2005


übrigens habe ich vor einiger zeit, als szepanski mal bei ebay
tonnenweise mille plateaux-cds für wenig geld verscherbelt hat, nicht
nur zugeschlagen, sondern ihn auch auf dieses machwerk "soundcultures"
und vor allem den widerspruch angesprochen, dass es digitale musik, so
der untertitel, nicht gebe (begründung siehe letzten beitrag). er meinte
daraufhin, das sei als metapher zu verstehen. das war alles, was er zu
sagen hatte. armselig, sowas als "wissenschaftlich" zu titulieren.

> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: rohrpost-bounces at mikrolisten.de 
> [mailto:rohrpost-bounces at mikrolisten.de] Im Auftrag von 
> sascha brossmann
> Gesendet: Freitag, 29. April 2005 18:37
> An: rohrpost at mikrolisten.de
> Betreff: Re: [rohrpost] Soundwüsten und Hörsinnlichkeiten 
> 
> 
> am 29.04.05 leitete Tilman Baumgärtel etwas weiter:
> |> (...) Traditionslinie der elektronischen Avantgarde-Musik (...) 
> |> Pierre Schaeffer und Pierre Henry (...) die Szene rund um 
> das Kölner 
> |> WDR Studio, die Stockhausen und Eimert begründeten (...) Mille 
> |> Plateaux setzt deren Ästhetik einer von der Tonalität und 
> |> Harmonielehre gelösten elektronischen Geräuschmusik fort, 
> die bewusst 
> |> mit Zufällen und Fehlern arbeitet. Eine musikalische Erweiterung 
> |> findet durch die Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten 
> digitaler 
> |> Klangerzeugung statt.
> 
> unreflektierte lobhudelei mit quarkgarnitur im anmassanzug.
> 
> |> dominieren beginnt. Aspekte wie die Funktionalität von 
> Musik und die 
> |> Infragestellung der Autorschaft rücken in den Vordergrund 
> und werden 
> |> zu entscheidenden Distinktionskriterien eines neuen Verständnisses 
> |> von Popkultur.
> 
> bullshit. das einzige wort mit so etwas ähnlichem wie 
> aussagekraft hier ist "distinktionskriterien".
> 
> |> Zugespitzt könnte man sagen, dass der Rekurs auf die Theorie als 
> |> Mehrwert einen nicht unbeträchtlichen Glamourfaktor abwirft.
> 
> nicht "zugespitzt", sondern "mindestens". theorie sollte in 
> dem zusammenhang auch besser in anführungszeichen stehen, 
> etwa so wie früher mal in der bildzeitung die ddr.
> 
> |> unter den diskursiven, politischen und musikalischen 
> Bedingungen des 
> |> 21. Jahrhunderts fortschreiben will.
> 
> marketing-blabla.
> 
> |> Hierbei wird die spezifische Medialität der Medienmusiken 
> von Mille 
> |> Plateaux in Form eines Radio-Features inszeniert, das zugleich als 
> |> 60-minütiges Live-Konzert präsentiert wird, um es seiner medial 
> |> konservierten Form zu entfremden. Soundwüsten und 
> Hörsinnlichkeiten 
> |> sind...
> 
> ... aufgeblasenes geschwätz. ("spezifische medialität der 
> medienmusiken", das kann man fast nur noch unter 
> "kulturkuriosa" abheften. herr sokal, bitte übernehmen sie.)
> 
> |> Untermalt wird diese Theorie- und Sound-Performance durch die 
> |> Videoserie NUUK (Mille Plateaux Media, 2004) von Thomas Köner, dem 
> |> letztjährigen ars electronica Gewinner.
> 
> auch das noch.
> 
> zu dem ganzen obigen kram siehe auch z.b. martin büsser: 
> antipop (2. aufl.), 1998/2002
> 
> es ist mir ein rätsel, wie man jahre nach dem dämlichen 
> popkulturellen poststrukturalismushype noch dermassen 
> unreflektiertes geschwurbel verbreiten kann. erst recht aus 
> einem akademischen kontext heraus. ich schätze einiges, was 
> auf m.p. erschienen ist. aber die musikalischen leistungen - 
> die im übrigen immer noch die der musiker und nicht des 
> labels als solches sind, es sei denn vielleicht in unserer 
> unsäglichen kuratorenkultur - darf man ruhig ein wenig vom 
> dem damit verbundenen heissluftgebläse trennen. "trennen" im 
> sinne von "(unter-)scheiden": das hatte zumindest 
> etymologisch durchaus mal etwas mit wissenschaft zu tun, viel 
> scheint davon jedoch nicht übrig. allerdings: auf die selbe 
> wurzel geht auch noch mehr zurück, z.b. "scheisse". ah, voilà...
> 
> 
> sascha
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