[rohrpost] Das Netz / Travestien der Kybernetik / Freitag bei Tesla, Berlin

Andreas Broeckmann abroeck at transmediale.de
Don Jun 23 18:29:31 CEST 2005


Travestien der Kybernetik:
Die Macy-Konferenzen und ihr Einfluß

Diskussion und Workshop
zum Film “Das Netz" von Lutz Dammbeck
und “The Macy-Conferences" herausgegeben von Claus Pias

Freitag, den 24. Juni 2005, TESLA
Klosterstr. 68-70, Berlin-Mitte
Eintritt frei

Videoprogramm
16.00 - 24.00 Unveröffentlichtes Interviewmaterial zum Film “Das
Netz" von Lutz Dammbeck
(Foyer) - John Brockmann, Stewart Brand, Heinz von Foerster, David
Gelernter, Lawrence Roberts,
Robert W. Taylor, Jack Burnham, Paul Garrin, Hans Haacke

18.00 - 20.00 Das Netz (Filmvorführung im Salon)

20.00 - 20.30 The Macy-Conferences (Textmontage und Lesung im Salon)
20.30 - 22.00 Offene Diskussion mit Lutz Dammbeck und Claus Pias (Salon)


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240 minutes talking about

art, technology & cybernetics

Dauerprojektion im Tesla Club Berlin
www.tesla-berlin.de

Klosterstrasse 68 - 70  10179 Berlin-Mitte

21. - 25. Juni 2005, 16.00 - 24.00 Uhr

- im Rahmen von “Travestien der Kybernetik" -
http://www.expolar.de/kybernetik

Bisher unveröffentlichtes Interviewmaterial der im April und Mai 2002
von Lutz Dammbeck mit John Brockman, Stewart Brand, Heinz von 
Foerster, Robert Taylor, Larry Roberts, David Gelernter, Jack 
Burnham, Hans Haacke und Paul Garrin geführten Gespräche für den Film 
“Das Netz" (www.t-h-e-n-e-t.com)

PROGRAMM 1
1 John Brockman, publisher (29min)
2 Stewart Brand,author, publisher, entrepreneur (34min)
3 Heinz von Foerster, scientist Ý (16,5min)
4 Robert Taylor, science manager, engineer (17min)
5 Larry Roberts, engineer (18min)

PROGRAMM 2
6 David Gelernter, author, computer scientist (24min)
7 Jack Burnham, artist, author, curator CT (33min)
8 Hans Haacke, artist (31min)
9 Paul Garrin, artist (29min)

24.Juni 18.00 “Das Netz" im Tesla Club



BIOGRAFIEN DER INTERVIEWPARTNER

1 John Brockmann
Verleger und Literaturagent. Nach dem Armeedienst studiert er bis 
1963 am Babson-College und legt an der Columbia-Universität einen 
M.B.A. ab. 1964 findet er durch den Filmemacher Jonas Mekas Anschluß 
an die New Yorker Kunst- und Underground- Szene. Arbeitet für die 
Filmmakers Cinemateque im Village - wechselt dann zum Lincoln Center, 
organisiert dort 1965 das THE EXPANDED CINEMA FESTIVAL und wird 
Berater für Multimedia-Events. Im Anschluß an die “AUM-Konferez" 1973 
am Esalen Institut der Northern California University wird Brockman 
Verleger und Agent von Stewart Brand, John Lilly, Gregory Batson und 
anderen Autoren. Brockman ist auch Co-Autor von Büchern über neue 
Technologien (The Home Computer Handbook) und wird baöd mehrfacher 
Millionär. In den 80er und 90er Jahren wird er wichtigster 
Propagandist der neuen Computertechnologien durch seine via Internet, 
Bücher und spektakulären verlegerischen Aktionen verbreiteten 
Begriffserfindungen und Netzwerkaktivitäten, z.B. versammelte er die 
aufstrebenden Software-Tycoone während einer Konferenz in Las Vegas 
zu einem Dinner, dem “Millionärs Dinner". Das war die Geburt des bis 
heute alljährlichen Treffens der “Digerati", einer neuen Generation 
Intellektueller, die sich vor allem aus Kreisen der 
Computerindustrien und Naturwissenschaften rekrutieren. Mit Aufkommen 
des Internet wandelt Brockmann seinen Newsletter zu Fragen von 
Wissenschaft, Kunst und Computern in “Edge" um, ein 
Online-Diskussionsforum für “führenden Denker unserer Zeit" - die 
“singerZs war on the Internet". “Reality Club", “Edge Foundation" und 
“Third Culture" sind Teile eines Netzwerks, das sowohl über E-Mail 
wie über gute Kontakte funktioniert. In Europa ist es u.a. der 
Herausgeber der FAZ, Frank Schirrmacher, der “has brought the ideas 
of Bill Joy, Ray Kurzweil, V.S. Ramachandran, Patrick Bateson, James 
Watson, Craig Venter, among other notable thinkers to the forefront 
of public discussion in Germany, while also initiating a 
collaboration between FAZ and Edge." (www.edge.org)
*
2 Stewart Brand
Studium an der Phillips Akademie in Stanford Biologie, danach im 
2.Weltkrieg Militärdienst bei der US-Luftwaffe. Fotojournalist im 
Pentagon. Nach dem Biologie-Studium am Western Behavioral Sciences 
Institute (WBSI), hier trifft er auch mit Larry Brilliant zusammen, 
der zur Merry-Prankster Kommune “Hog Farm" gehört. Brand war “on the 
Bus" mit Ken Kesey und den Merry Pranksters und einer der 
Organisatoren des Trips-Festival, der “Geburtsstunde aller 
Rockfestivals". Kreiert den Begriff  "PERSONAL COMPUTER". 1968 
Herausgeber des “Whole Earth Catalog". In den 60er Jahren ist Brand 
bei verschiedenen Projekten in der Bay-Area “Impresario für 
Multimedia-Performances", arbeitet hinter den Kulissen und als 
Videokameramann bei der “Fall Joint Conference" von Doug Engelbart an 
der Stanford University, der ersten Live-Multimedia-Show mit aus 
Computern life ausgespielten Bildern von verschiedenen Orten. 1972 
wird Stewart Brand Berater in Doug Engelbarts “Augmented Humen 
Intellect Program" an der Stanford University. 1984 startet Brand das 
“Whole earth `Lectronic Link" or “THE WELL" (Whole Earth 'Lectronic 
Link), ein Computer Telekonferenz-System für das Gebiet der San 
Francisco Bay. In den 90er Jahren ist Stewart Brand 
Wirtschaftsberater für die boomende Computerindustrie und 
Mitbegründer und Direktor von “Global Business Network". Mitglied des 
Board of Directors der "Electronic Frontier Foundation", Autor von 
"How Buildings Learn: What Happens After They're Built", "The Media 
Lab: Inventing the Future at MIT" 1987, und "Two Cybernetic 
Frontiers" über Gregory Bateson und Computer-
wissenschaft 1974. Heute ist er Präsident der “The Long Now 
Foundation" (www.longnow.org).
*
3 Heinz von Foerster
1911 in Wien geboren. Lernt als Kind Ludwig Wittgenstein kennen, ist 
fasziniert von “Tractatus Logicus". Kommt nach dem Studium an der TH 
Wien mit den Ideen des “Wiener Kreises" und dessen 
“Einheits-wissenschaft" in Kontakt. Geht 1938 mit seiner Frau May 
nach Berlin, um dort bis zum Kriegsende bei der Fa. GEMA an 
kriegswichtigen Forschungen (Radar, Kurzwellen- und Plasmaforschung) 
zu arbeiten. 1948 veröffentlicht er das Buch “Das Gedächtnis. Eine 
quantenmechanische Untersuchung". Das Buch erregt in den USA Aufsehen 
(Warren McCulloch) und Foerster wird daraufhin zu den Tagungen der 
Macy-Konferenzen eingeladen. Von 1949 an ist er der Sekretär dieser 
bedeutendsten interdisziplinären Tagungen führender 
Computerwissen-schaftler, Physiologen, Biogenetiker, Mathematiker und 
Soziologen.1957 gründet Foerster das Biological Computer Laboratory 
(BCL) an der University of Illinois, das in den nächsten 20 Jahren 
eines der wichtigsten Innovationszentren der Kybernetik und 
Kognitionswissenschaft wird. 1969 stellt Heinz von Foerster in einer 
Sendung bei CBS einen “Parallelcomputer" vor, eine Computer mit einer 
neuen Struktur, die mit ihrer “parallel Arbeitsschritte ausführenden 
Struktur" dem neuronalen Netzwerk des Gehirn ähnelt und komplexer 
arbeitet wie der von John von Neumann entworfene Typ von Computer.
*
4 Robert Taylor
Studiert Psychoakustik in Austin, Texas. Hatte gerade Norbert Wieners 
Artikel “The Human Use of Human Beings" gelesen, als er 1960 die 
erste Ausgabe von “Human Factors in Electronics" in seinem 
Briefkasten vorfand, mit einem Leitartikel von J.R.Licklider. 
Interessierte sich zunächst für Hirnforschung, später immer mehr für 
interaktive Computerforschung.
Nach seiner Tätigkeit als Systemingenieur beim Pershing-Projekt 
leitet er als Wissenschaftsmanager das “NASA Headquarters Office of 
Advanced Research and Technology", und finanziert z.B. die Arbeiten 
von Doug Engelbart (“Augmented Human Intellect Research Center", 
“SRI") am Stanford Research Institute, der dort u.a. die 
Computer-“mouse" entwickelt. Zur ARPA kommt Taylor durch seine 
Mitarbeit in einem “ARPA Kommitee", das sich aus Geldgebern für die 
Computerforschung zusammensetzt.  Wird 1965 auf Lickliders Empfehlung 
Stellvertretender Direktor von ARPA (Direktor ist Ivan Sutherland). 
1966 ist Taylor Direktor von IPTO. 1968 verfaßt er mit J.R.Licklider 
ein Grundsatzpapier mit dem Titel “The Computer as a Communication 
Device", der in “Science and Technology" veröffentlicht wird. Stellt 
1966 Larry Roberts als ARPA/IPTO Chefwissen-schaftler für das ARPANet 
ein. 1969 verläßt Taylor ARPA und geht nach Harvard, wo er für 
Sutherland und Evans ein Labor zusammenorganisiert. Mit Hilfe der 
ARPA-Computer konnte das MAC-Projekt in Cambrigde das statistische 
Material der Behaviorismus-Experimente auswerten. Seit Juni 1970 
arbeitet er am “Xerox Palo Alto Research Center", und führt hier das 
computerwissenschaftliche Labor (1973 wird hier von Bob Metcalfe das 
ETHERNET entwickelt). Für Taylor ist J.R. Licklider der “Vater des 
Ganzen".
*
5 Larry Roberts
Dr. phil am MIT. Wes Clark, Marvin Minsky und Claude Shannon sind 
Mitglieder der Prüfungskommission beim Ph.D. von Larry Roberts, der 
am TX-2 arbeitet (Grafik, Netz, Sketchpad). Roberts kommt so von der 
Grafik und Geometrie zum Networking (für das ihn Licklider 
begeistert). 1957 Vordiplom am MIT, schreibt ein Programm für den 
TX-0. Eintritt in das “Lincoln Lab", trifft dort mit Ivan Sutherland 
zusammen (“einer der klügsten Leute die ich je traf...") Im November 
1964 trifft er J.C.R.Licklider, und im Februar 1965 erhält er vom 
Direktor der IPTO (Ivan Sutherland) den Auftrag ein Computer-Netzwerk 
zu entwickeln. Im Juli 1965 gibt er Thomas Marill einen Vertrag, um 
das Netzwerk zu programmieren. Im Oktober 1965 “spricht" der TX-2 
Computer des Lincoln-Labs (MIT) mit einem SDCZs Q 32 in einer der 
ersten digitalen Netzwerk-Kommunikation weltweit. 1966 geht Roberts 
auf Druck von ARPA und Robert Taylor (finanzieren 51% vom Lincoln 
Lab) ins Pentagon und entwickelt ein technisches Konzept für das 
ARPANet. Roberts stellt den Entwickler des TCP/IP Bob Kahn ein, der 
am Interface Processor bei BBN in Boston gearbeitet hatte. 1969 bis 
1973 ist Roberts Direktor der IPTO. In den späten 90ern ist er 
Vorsitzender von PACKETCOM, einer Firma spezialisiert auf Internet 
router. Er erhielt die “Secretary of Defense Meritourus Service 
Medal" ACM SIGCOM communications award 1998 und “The Internet Award 
2000" vom Institute of Electrical and Electronics Engineers, Inc., 
(u.a. mit Paul Baran und D.Watts Davies).
Den Charles Stark Draper Prize für 2001 teilte er sich mit Kahn, 
Vinton  Cerf und Leonard Kleinrock für ihre Arbeit am ARPANET und am 
Internet.
*
6 David Gelernter
geboren 1949. Computerwissenschaftler, lehrt an der Yale-University 
(Arthur K. Watson Computer Science Department) und ist auch 
Chefwissenschaftler der Firma “Mirror Worlds Technologies" in New 
Haven, die Software für E-commerce herstellt. Gelernter ist auch 
Maler und Komponist und einer von John Brockmans “Digerati". 
Gelernter studierte an der State University of New York in Stony 
Brook, wo auch sein Vater Professor war. (Mitarbeiter von Marvin 
Minsky) gewesen wäre. Gelernter entwickelt (zusammen mit Nick 
Carriero) eine neue Programmiersprache für “Parallel-processing", die 
er “Linda" nennt.
(Bis dahin war die hauptsächlich verwendete parallel processing 
language ADA, die vom Defense Department entwickelt worden war, 
benannt nach “Ada Augusta Lovelace", der Tochter von Lord Byron - 
einer der ersten weiblichen Programmiererinnen. Als Gelernter einen 
Namen für sein neues Programm suchte, war eine andere “Lovelace" im 
Gespräch: der Pornostar Linda Lovelace aus dem Film “Deap throat").
Berühmt wird Gelernter auch durch sein 1991 erschienenes Buch “Mirror
Worlds", in dem er Computer und digitale Spiegelwelten aus Software 
“uns in eine Renaissance der humanen Welt führen" sieht.
Am 15. Juni 2000 veröffentlicht David Gelernter in der Frankfurter 
Allgemeinen Zeitung “59 Thesen zur Zukunft der 
Informationsgesellschaft" indem er die Software-Systeme kritisiert, 
von denen wir heute am stärksten abhängig sind, Betriebssysteme 
(Windows) und Browser (Netscape). Er fordert dem Muster des 
menschlichen Gehirns nachgebaute Betriebssysteme und kritisiert 
Firmen wie Microsoft, die den Zugang zum Netz künftig mit großen 
Servern kontrollieren wollen. “Die Zukunft wird aber sein, dass wir 
jede Menge Technik haben werden und zugleich nicht mehr darüber 
nachdenken müssen - um uns mit den Dingen beschäftigen zu können, die 
wirklich zählen."
*
7 Jack Burnham
Künstler, Kunsthistoriker und Kurator, geb. 1931. Studium an der Yale 
School of Art 1959 (BFA) und 1961 (MFA). 1955 bis 1965 Studien als 
Bildhauer und Lichtkünstler, studiert bei Josef Albers und Gyorgy 
Kepés.
Wird einer der ersten Fellows des 1969 am MIT gegründeten “Center for 
Advanced Visual Studies" und später am Lincoln Lab (des MIT). Danach 
Dozent für Kunstgeschichte an der Northwestern University. 1970 
Kurator der Ausstellung “SOFTWARE" 1970 im Jewish Museum in New York. 
Teilnehmer der Ausstellung sind u.a. Name June Paik, Ted Nelson, 
Nicholas Negroponte vom MIT, Hans Haacke u.a. Ab 1980 Lehrtätigkeit 
an der University of Maryland (College Park Campus). Wichtige 
Veröffentlichungen: “Beyond Modern Sculpture: The Effects of Science 
and Technology on the Sculpture of This Century" (New York, 1968) / 
"The Aesthetics of Intelligent Systems" in On the Future of Art (New 
York: Viking Press, 1970 / “The Structure of Art" (with assistance 
from Charles Harper and Judith Benjamin Burnham (New York: George 
Braziller / "Problems of Criticism, IX: Art and Technology" in 
Artforum magazine, Vol. 9, No. 5 (January 1971), pages 40-45 / "Art 
and Technology: the Panacea that Failed" in Myths of Information: 
Technology and Postindustrial Culture, edited by Kathleen Woodward 
(Madison, WI: Coda Press, 1980) / “Hans Haacke: Recent Work" 
Exhibition catalog (1988)
*
8 Hans Haacke
1936 geb. in Köln, 1956 - 1960 Studium an der Staatlichen 
Werkakademie in Kassel, 1.Staatsexamen als Kunsterzieher. 1960 - 1961 
Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes; Atelier 17, 
Stanley William Hayter, Paris; Fulbright Fellowship. 1961 - 1963 
Tyler School of Fine Arts, Philadelphia; Arbeit in New York. 1963 - 
1965 Rückkehr nach Köln. 1966 - 1967 Lehrtätigkeit an den Hochschulen 
in Seattle, New Jersey, Philadelphia. Seither Lehrtätigkeit an der 
Cooper Union New York (Professor of Art). 1973 Gastprofessur an der 
Hochschule für Bildende Künste Hamburg. John Simon Guggenheim 
Foundation Fellowship. 1978 National Endowment for the Arts Grant. 
1979 Gastprofessur an der Gesamthochschule in Essen. 1991 College Art 
Association Distinguished Artist Award for Lifetime Achievment; 
Deutscher Kritikerpreis für 1990; Ehrendoktor Oberlin College. Lebt 
in New York
Haacke ist zunächst beeinflußt von der Kunst der Zero-Gruppe und Otto 
Piene. 1965/66 wird Haacke durch Jack Burnham mit Systemtheorie 
vertraut gemacht und hört von Operational Research und Kybernetik. 
Übernimmt die in diesen Bereichen gebräuchlichen Terminologien für 
seine Arbeiten: mit Licht, Luft, Wasser, Erde, dem Wetter, 
Elektrizität und Tieren.
Hans Haacke wird in der Folgezeit bekannt für seine Analysen 
finanzieller wie institutioneller Verflechtungen im Rahmen des 
Kunstkontexts, die er in Installationen und Arbeiten für den 
öffentlichen Raum umsetzt.
Er war an allen wichtigen Ausstellungen der Konzeptkunst beteiligt, 
unter anderem an “Information" im MOMA und “Software" im Jewish 
Museum. Zudem bei “The machine as seen at the End of the Mechanical 
Age", MOMA 1968, “When Attitudes Become Form" Kunsthalle Bern 1969, 
“New Alchemy: Elements, Systems, Forces" Art Gallery of Ontario 1969 
u.a. Diskussionen löste 2001 sein Beitrag “Der Bevölkerung" zur 
Ausgestaltung des Reichstags in Berlin aus.
*
9 Paul Garrin
1977-79 Student von Hans Haacke und Martha Rosler an der Cooper Union 
Kunstschule in New York. 1981 Assistent von Nam June Paik - 1985 
Tapes und interaktive Installationen, seit 1994 arbeitet er mit dem 
Medium Internet. 1988 wird Garrin als Auslöser der 
“Camcorder-Revolution" bekannt, indem er mit seinem kleinen digitalen 
Camcorder Polizeirepressalien gegenüber Hausbesetzern beim Tompkins 
Square Riot in Lower Manhattan aufnimmt, die von CBS und NBC gesendet 
werden. Newsweek prägt dafür den Begriff "Video Vigilantes".
Garrin ist Unternehmer und Künstler, seine Strategie nennt er 
“taktischen Kapitalismus". Seine Firma pgMedia ist für Ihn ein 
“politisches Unternehmen", das sich aus künstlerischer Arbeit 
entwickelt hat. Sein Thema in der Kunst ist der Gegensatz von 
öffentlichem und privatem Raum. Kunst sollte soziale Konsequenzen 
haben und sich ihre eigene ökonomische Basis schaffen, um vor Zensur 
und Abhängigkeiten geschützt zu sein. Ab 1996 versucht Garrin ein 
System (nam.space) marktreif machen, mit dem jeder Netzbenutzer 
seinen eigenen Domain-Namen anmelden kann. (Bis dahin hatte die 
amerikanische Firma Network Solutions das Monopol auf die Vergabe 
dieser Internetadressen (Rootserver-File), das ihr von der 
amerikanischen Regierung zugeteilt wurde. Garrin verklagte Network 
Solutions und unterlag vor Gericht. Das ist das (auch finanzielle) 
Ende des Projekts. Im Jahr 2000 führt seine Kampagne “Reclaim the 
Net" zu Auseinandersetzungen mit der “Nettime"-Gemeinde, die ihm 
Paranoia und Tendenz zur Verschwörungstheorie vorwerfen. Garrin 
bedschäftigt sich mit der technologischen Entwicklung als Ursache und 
Voraussetzung für die heutige Globalisierung und prägt den Begriff 
“corporate fascism".
Lebt in New York