[rohrpost] Artikel 7 - Unser Recht!: Schaden für die Reputation des ORF!

Martin Wassermair wassermair at t0.or.at
Mon Feb 13 08:27:18 CET 2006


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/  PRESSEMITTEILUNG  /_______________________ /
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/_________________ /  Kulturrat Österreich  /
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/ 13. Februar 06 /_______________________ /
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/ Artikel 7 - Unser Recht!: Schaden für die Reputation des ORF!

/ Eine Diskussion um Zensur und den Umgang mit Geschichte und Gegenwart


"Wir müssen in die Offensive gehen und Gegenöffentlichkeiten schaffen!"
Mit einem eindringlichen Appell der Filmemacherin Ruth Beckermann endete
am Sonntag, 12. Februar 2006, eine Diskussionsveranstaltung des
Kulturrat Österreich zum Thema: "Wie viel Objektivität verträgt der
ORF?". Ein bis in die letzten Reihen gefülltes Filmcasino bestätigte das
große Interesse, das schon Ende vergangenen Jahres nach dem Absetzen des
Films "Artikel 7 - Unser Recht!" aus dem ORF-Programm in zahlreichen
Protesten seinen Ausdruck gefunden hatte.

Dokumentarfilmerin Eva Simmler hatte gemeinsam mit Thomas Korschil die
Nicht-Erfüllung des Staatsvertrages an Hand der Missachtung von
Minderheitenrechten in Kärnten aufgezeigt. Plötzlich entschied die
öffentlich-rechtliche TV-Anstalt, dass das Ergebnis nicht dem
Objektivitätsgebot entspreche. "Das ist völlig absurd", erklärte
Simmler, "denn der ORF hat die Entstehung im Rahmen des
Film-Fernseh-Abkommens redaktionell begleitet und letztlich sogar
abgenommen!"

Für Zuzana Brejcha, Filmemacherin und Kulturrat-Vorstandsmitglied, ist
dieser Vorfall ein neuerlicher Höhepunkt einer schleichenden Entwicklung
im ORF, in der es schon oft zu politischen Interventionen und Eingriffen
in die künstlerische Arbeit gekommen ist. Ihr Fazit: "Man muss bereits
ganz deutlich von Zensur sprechen! Es steht zu befürchten, dass der
zunehmenden Einschüchterung nun aus Sorge um die Auftragslage auch eine
gefährliche Form der Selbstzensur unter den Produzierenden folgt."

Mirko Messner vom "Zentralverband slowenischer Organisationen" (Zveza
slovenskih organizacij) verwies auf einen größeren Zusammenhang.
"Minderheiten werden im ORF gezeigt, wenn es um Konflikte geht. Sie
werden folklorisiert und marginalisiert." Daraus erkläre sich auch die
Ablehnung durch den ORF. "Der Film beweist Haltung und beschreibt die
slowenische Volksgruppe differenziert. Er eröffnet die dunklen Räume der
Zeitgeschichte und beleuchtet zugleich die Gegenwart!"

Der Kommunikationswissenschafter Fritz Hausjell bekräftigte die Kritik
und bezeichnete die Vorgehensweise des ORF als "unprofessionellen
Betriebsunfall", der vor allem der öffentlich-rechtlichen Reputation
keinen guten Dienst erwiesen habe. "Gerade angesichts des aktuellen
Ortstafelstreits könnte der ORF mit diesem Film gegenüber der privaten
Konkurrenz Flagge zeigen und das Informationsangebot mit begleitenden
Diskussionen abrunden. Er hätte jedenfalls keinen Grund, sich derart zu
fürchten!"

Ruth Beckermann betonte in ihrem Statement, dass der Umgang mit dem Film
"Artikel 7 - Unser Recht!" auch als eine Konsequenz der
Regierungsbildung von ÖVP und FPÖ im Jahr 2000 zu sehen ist. Ganz
allgemein konstatiert die Filmemacherin eine "Gefahr für den
Dokumentarfilm", der durch eine europaweite Politik unter dem Deckmantel
einer angeblichen Terrorbekämpfung zunehmend in Bedrängnis gerät. "Es
geht um die Machtfrage. Wir alle müssen dem gegenwärtigen Trend entgegen
treten. Der vom ORF geschmähte Film bietet uns dafür eine gute Gelegenheit!"



/ Dokumentation /____________/

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http://kulturrat.at/agenda/orf/objektivitaet/bild2.jpg
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/ Artikel 7 - Unser Recht! /_________/

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/ Protestmöglichkeiten /____________/

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Franz Grabner <franz.grabner at orf.at>
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