[rohrpost] n0name newsletter #104

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Son Jan 14 17:49:51 CET 2007


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n0name newsletter #104 So., 14.01.2007 15:33 CET

*Inhalt/Contents*

1. HEUTE! / TODAY! radi0.tv "Freies Radio Kapital 7" 
   http://www.gradio.org:7998/listen.pls 
2. "Der Fall Liebknecht-Luxemburg"
3. Rezension von Sabine Nuss. _Copyright & Copyriot_ 10
4. Nick. _Roman_ (Fortsetzungsroman) Teil 68

26 KB, ca. 9 DIN A4-Seiten

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1.

(((+)))
   O
  /|\
  /\ radi0.tv

(please scroll down for english version)

ACHTUNG! Neuer / New Audiostream:
http://www.gradio.org:7998/listen.pls

So., 14.01.2007 ab 21:00 Uhr. "Freies Radio Kapital 7". Die 
Reaktivierung der Serie auf www.radi0.tv mit computerisierten Lesungen 
aller 3 Baende von Marx' _Das Kapital_ in ca. 64-66 Sendungen.

Bewegen wir uns immer noch von der reinen Propaganda eines Free Radio 
Linux (http://radioqualia.va.com.au/freeradiolinux), mit dem 
kuscheligen Maskottchen des Glaubens an ein neues befreites Geschaeft, 
zur echten Agitation, um die Geschichte fuer Oekonomie-Blinde zu 
schreiben?

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Su., 14.01.2007 about 21:00 h. "Free Radio Kapital 7". The reactivation 
of the series on www.radi0.tv with computerized readings of all 3 
volumes of Marx' _Das Kapital_ in approx. 64-66 broadcastings.

Do we still move from pure propaganda of a Free Radio Linux 
(http://radioqualia.va.com.au/freeradiolinux), with the cosy mascot of 
a believe in a new free business, to real agitation to write history 
for economy-blind people?

radi0.tv @ globalRADIO

www.radi0.tv

www.gradio.org

Very special thanx 2 mi_ga & various euro !

unterstuetzt von ..//modukit+

Dank an DATAWERK und xpect-media.de

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2.

15.2.07 | 19.30 Uhr Film "Der Fall Liebknecht-Luxemburg" [1. TEIL] 
Dokumentarspiel, BRD 1969, Gesamt: 175 Min., Buch: Dieter Ertl, Regie: 
Theo Mezger

22.2.07 | 19.30 Uhr Film "Der Fall Liebknecht-Luxemburg" [2. TEIL]

in der Galerie Olga Benario in der Richardstraße 104, 12043 
Berlin-Neukoelln, direkt am U-Bhf. Karl-Marx Strasse

http://www.antifa.de/cms/content/view/465/32

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3.

Rezension von Sabine Nuss. _Copyright & Copyriot_ 10


Die Unterscheidung in Industrie und Post-Industrie ist ein nur 
vorgeblich qualitativer. Die massenhafte Er- und Verarbeitung von 
Guetern bleibt und muss bleiben, soll Profit entstehen. Absatz 
geschieht nur via Besatz, via etwas, an dem etwas dran ist. Die 
Bedingungen fuer die Produktionssektoren moegen durch Automatisierung 
und Informatisierung veraendert werden, die basale Moeglichkeit der 
Produktion bleibt jene, wie sie in der Industrialisierung fuer die 
Befriedigung massenhaften Konsums definiert wurde und wird sich nie 
in reinste A-Stofflichkeit, wie in der Religion, vorwerwandeln, und in 
reine Mikroproduktion, wie zu Zeiten des Feudalismus rueckverwandeln 
lassen. Steven Spielberg's fast-vergeistigte Hybridwesen in dem Film 
"AI Kuenstliche Intelligenz", die per direkter Kommunikation nur durch 
Handauflegen Welt erschaffen, fallen in die Hyper-Agenda nostalgischer 
SF.

Kann man wie Sabine Nuss eine Entgewichtung der Produktion ueber die 
buerokratischen, verwaltungstechnischen, entwurfs und Management-
Ebenen de-konstatieren?:

"Aber auch hier gibt es einerseits die quantitative Dimension (der 
industrielle Sek-tor nimmt prozentual ab, wenn auch nicht so stark wie 
häufig behauptet) und andererseits die qualitative: Die Bedingungen 
der Produktion verändern sich prinzi-piell und zwar für alle 
Sektoren, beispielsweise wenn sich industrielle Produktion verlagert. 
Durch die weltweit

„territorial desintegrierte, vertikale Dezentralisierung" von 
Produktionseinheiten entlang der Wertschöpfungskette, in der 
„Produktionszusammenhänge so fragmentiert und glo-bal relokalisiert 
werden, dass die in den verschiedenen Regionen vorherrschenden Bedin-

29

gungen im Sinne einer transnationalen Profitstrategie optimal 
ausgebeutet werden kön-nen" (Candeias 2000: 709; vgl. vor allem 
Candeias 2004),

konnten vor allem Produktionskosten reduziert werden. Darüber hinaus 
senkte die „territorial integrierte, horizontale Dezentralisierung" in 
Kooperationen und Netzwerken die Kosten für Lagerbestände, Umrüst- 
und Durchlaufzeiten, die Umschlagszeit des Kapitals etc. durch 
Produktivitäts- und Innovationsvorsprünge. Mit anderen Worten: 
Einerseits konnte die nötige Arbeit immer billiger geleistet werden, 
nicht zuletzt deshalb, weil die Produktion bei extrem niedrigen Löhnen 
in Entwicklungsländern bzw. Billiglohnregionen erfolgte.17 Andererseits 
führte die Dezentralisierung der Produktion und die damit verbundene 
Notwendigkeit von Koordination und Kontrolle zu der Herausbildung von 
privilegierten Netz-knotenpunkten - „Headquarters" oder „Global 
Cities" - in denen die Kernunter-nehmen ansässig sind und in denen 
sich hochspezialisiertes Know-How und ent-sprechende Dienstleistungen 
konzentrieren (vgl. Candeias 2000: 714). Vom Stand-punkt eines solchen 
„Headquarters" aus ist die „materielle" Produktion als Fun-dament bzw. 
integraler Bestandteil der Wirtschaft fast „unsichtbar" geworden,18 
allerdings nicht verschwunden."

Sie kann ja nicht verschwinden. Wie sollten Fabriken, in denen zu 
hunderttausenden Schuhe produziert werden so verschoben werden, dass 
sie sich aufloesten? Ein Wahrnehmungsproblem.

   "Es ist richtig, dass die Produktion von Informationstechnologie 
einen neuen Wirtschaftszweig bzw. Sektor herausgebildet hat. Jedoch 
konzentriert sich hier nicht mehrheitlich die gesamtgesellschaftliche 
Arbeitskraft. Vielmehr diffundiert die Technologie 
sektorenübergreifend, so dass die Menschen tendenziell in den 
jeweiligen Tätigkeitsbereichen zwar neben der Herstellung neuer 
Produkte auch noch das alte produzieren, aber auf neue, nämlich 
informationstechnologisch gestützte Art und Weise. Maschinen werden 
ebenso sehr noch gebraucht und
____________________
17 „Fiat lässt z.B. Getriebe von Systemlieferanten in den 
   Niederlanden und Frankreich herstellen, die Motoren in den eigenen 
   Werken von Pratola in Mittelitalien, während die Montage in den 
   neuen Standorten in Süditalien oder Polen erfolgt. Strategische 
   Aufgaben mit niedriger Arbeitsintensität und hoher Qualifikation 
   wie Planung und Design oder die Finanzen für die gesamte globale 
   Produktion werden in Turin konzen-triert. (...) Die benötigten 
   Einzelteile (für die Fiat-Produktion in Norditalien und 
   Deutsch-land, SN) kommen zu großen Teilen aus Argentinien und 
   Brasilien. Die hochwertigen Stoffe für die Sitze werden in 
   Mittelitalien gewebt, in Ungarn genäht und in Süditalien auf die 
   Sitze aufgezogen. Auf diese Weise können unterschiedliche Lohn- 
   und Quali-fikationsniveaus mit unterschiedlichen Formen der 
   Arbeitsorganisation kombiniert werden" (Candeias 2000: 712).
18 Was durchaus auch wörtlich zu verstehen ist, da die tatsächlichen 
   Produktionsstätten vieler Artikel in entlegene Gebiete der 
   „Dritten Welt" verlegt wurden, von denen anzu-nehmen ist, dass 
   die Mehrzahl der Mitarbeiter aus den Marketing-, Finanzabteilungen 
   etc. sie niemals zu Gesicht bekommen werden.

30"

Das ist der Marketing- und Finanzabteilungen-Blick, den auch attac 
einimmt. Die hochschwebende Unsichtbarkeit der Produktion als 
muss erst wieder muehsam auf die Fundamentale heruntergeholt werden:

"auch neu gebaut werden, wie die Menschen Agrarprodukte benötigen und 
weiterhin erzeugen werden. Doch haben alle Sektoren das Potential, 
informationell zu sein, das heißt, Wissen und Information in Form 
elektronischer Datenverarbeitung werden in alle Arbeitsprozesse 
integriert (Castells 2001: 107).19 Die angemessene Unterscheidung ist 
daher nicht die zwischen industrieller und post-industrieller 
Wirtschaft, sondern die zwischen zwei verschiedenen Verfasstheiten 
der industri-ellen, der landwirtschaftlichen und der dienstleistenden 
Produktion zugleich (Castells 2001: 232). Alle diese 
Produktionsbereiche sind wissensbasiert.20 Aber die Wissensverarbeitung 
geschieht heute anders, sie geschieht mittels einer spezi-fischen 
Technologie, die das bereits vorhandene Wissen produktivitätssteigernd, 
informationstechnologisch verarbeitet, was selbstredend die 
Entwicklung neuen Wissens voraussetzt. Dies ist aber bei jeder 
Produktivkraftentwicklung der Fall und nicht erst im 21. Jahrhundert. 
So wie das Wissen, einen Stuhl zu produzie-ren, inzwischen in einer 
Maschine eingeschlossen worden ist, so fließt jetzt das Wissen, wie 
eine Maschine arbeitet, in die entsprechende Computertechnologie 
ein, die wiederum die Maschine bedient.21 Wissen ist im Zuge des 
Produktivitäts-fortschritts immer im Wandel. Ob es „wichtiger" oder 
„mehr" geworden ist, dies hängt davon ab, wie man Wissen quantitativ 
definiert und misst. Wie man gese-hen hat, ist dies recht schwierig. 
Anstatt von einer „Wissensgesellschaft" könnte man daher angesichts 
der Entstehung und Verbreitung der IuK-Technologien allenfalls von 
„Informationstechnologiegesellschaft" sprechen (Allerdings hätte 
man dann ebenso zur Zeit der beginnenden Industrialisierung von 
„Dampf-maschinengesellschaft" sprechen können (vgl. Marcuse 2002))."

Oder von einer »Werkzeugmaschinengesellschaft«, denn der Sprung in der 
Gueterherstellung der kuerzlichen Neuzeit war nicht der Antrieb allein, 
sondern vor allem der Ersatz der menschlichen Arbeit durch die Leistung 
der Maschinen, in die Wissen zu ihrer Betreibung quasi informatisiert 
wurde, indem sie nach einfachen Programmablaeufen funktionierten. 
Industrialisierung war also wissensintensiv, nur war die dafuer 
noetige Wissensproduktion noch nicht selbst halb-automatisiert und 
ihre Ordnung, ihr Eigentum daran wohl noch nicht konsequent 
durchgestaltet. Sabine Nuss' Begriffskritik hilft, das zu erkennen 
und jede OCR traegt dazu bei:
____________________
19 Wissen und Information sind keine „freischwebenden 
`Produktionsfaktoren'", sondern bleiben „in die Maschinerie oder in 
die lebendige Arbeitskraft inkorporiert" (Hirsch 1999: o. S.).
20 Bei Willke zeichnet sich eine Wissensgesellschaft dadurch aus, dass 
alle Funktionsbereiche der Gesellschaft wissensabhängig und auf die 
Produktion von neuem Wissen angewie-sen sind oder dass eine 
Wissensgesellschaft dann erreicht ist, wenn Wissen zum zentra-len 
Moment aller Teilsysteme geworden ist (Willke zitiert nach Meyer 2004: 
46; vgl. auch Schatz 2003: 53). Willke übersieht hier, dass eine 
Produktion ohne Wissen niemals möglich ist, insofern schon immer alle 
Funktionsbereiche der Gesellschaft wissensab-hängig waren. Eine 
Produktion „mit leerem Kopf'' ist nicht machbar.
21 „Die Informationsverarbeitung konzentriert sich auf die 
Verbesserung der Technolo-gie der Informationsverarbeitung als Quelle 
der Produktivität: In einem circulus virtuosus interagieren die 
Wissensgrundlagen der Technologie und die Anwendung der Techno-
logie miteinander zur Verbesserung von Wissensproduktion und 
Informationsverarbei-tung" (Castells 2001: 18).

31

Doch Nuss sitzt aber im weiteren der sozialstaatlichen Spektive 
einer "Sozialen Marktwirtschaft" auf, die alle Anpassung der 
sogenannten "Normalarbeitsverhaeltnisse in Mitteleuropa, besonders 
der Bundesrepublik, an die Standards der kapitalisierten Gesellschaften 
apokalyptisch begreift als Prekarisierung. Da davon ausgegangen 
werden muss, dass jeder Lohnarbeitsplatz grundsaetzlich prekaer ist, 
da es sich ja um ein Geschaeftverhaeltnis zu Ungunsten des Arbeit 
Anbietenden (der Arbeiterin) handelt, und nun lediglich Privilegien 
innerhalb der Arbeitssektoren neu verteilt werden. Obgleich sie dem 
sozialen Technikdeterminismus eine Absage erteilt, diesem die 
"Funktionslogik des Kapitals" entgegensetzt und zu einer fuer die 
Diskussion verfeinerten Bezeichnung von Kapitalismus kommt:

"Abgesehen von der Sperrigkeit des Begriffs 
„Informationstechnologiegesellschaft" ist damit aber die 
Vergesellschaftungsform, unter welcher diese Technologien Einzug 
gehalten haben, immer noch nicht beim Namen genannt.
   Der Diskurs zur Wissens- und Informationsgesellschaft hat einen 
verschleiern-den Effekt insofern, als der Begriff Kapitalismus darin 
zumeist nicht vorkommt. So ist es irreführend wenn beispielsweise die 
neuen Lohnarbeitsmodelle, die mit starken Unsicherheiten in der 
Erwerbsbiographie verbunden sind, unter dem Label 
„Wissensgesellschaft" diskutiert werden. Dies verdeckt, dass sich der 
gegenwärtige Kapitalismus in einer historisch neuen Phase befindet, 
in welcher wachsende Standortkonkurrenz und neoliberale Ideologie 
sich so ergänzen, dass Lohn-senkungsstrategien über entsicherte 
Arbeitsverhältnisse organisiert werden (Pre-karisierung). Technologien 
kommen hier allenfalls unterstützend und beschleu-nigend hinzu, nicht 
aber verursachend. Ebensolches gilt für die neuen Unter-nehmensmodelle, 
die Castells unter den Begriff der „Netzwerkunternehmen" subsumiert. 
Diese sind nicht ursächlich auf neue Technologien zurück zu führen, 
sondern sie sind Resultate von unternehmerischen Rationalisierungs- 
und Flexibili-sierungsstrategien mit dem Zweck der Kostenminimierung. 
IuK-Techniken die-nen lediglich als Mittel zur Realisierung dieses 
Zwecks und wirken demzufolge selbstredend auch auf die Strukturen 
zurück. Auch wenn Menschen und Unter-nehmen auf noch so hohem Niveau 
technisch ausgerüstet sind, ist die Ausnut-zung dieser Technologie 
eine sozial getroffene Entscheidung, keine technisch erzeugte. Die 
Technik bietet lediglich die Möglichkeit.
   Dieses Zweck-Mittel-Verhältnis von Vergesellschaftungsform und 
Technologie ließe sich bei allen im Diskurs zu Wissensgesellschaft 
oder Informationsgesellschaft aufgezählten Phänomenen finden. Es 
sollte hier aber bereits deutlich geworden sein, dass es nicht die 
Technologie außerhalb jeglichen sozialen Kontextes ist, die handelt, 
sondern ihre kapitalistische Anwendung. Es ist damit die 
Funktionslogik des Kapitals, welche die technischen und 
gesellschaftlichen Bedingungen des Arbeitsprozesses umwälzt. Insofern 
ist die technische Basis der modernen Indus-trie immer schon 
revolutionär, und dies hat weitreichende Auswirkungen auf die 
Arbeitsverhältnisse und die Inhalte der Arbeit:

„Durch Maschinerie, chemische Prozesse und andere Methoden wälzt 
sie beständig mit der technischen Grundlage der Produktion die 
Funktionen der Arbeiter und die gesell-schaftlichen Kombinationen des 
Arbeitsprozesses um" (Marx 1867, 1989: 511).

Vor diesem Hintergrund soll daher in vorliegender Arbeit der 
Begriff des „infor-mationellen Kapitalismus" verwendet werden - 
zum einen, um die Umwälzung der Produktionsverhältnisse auf der 
Basis einer neuen Technologie zu betonen; zum anderen, um die 
spezifische Gesellschaftsform, in welcher dies geschieht, bei 
ihrem Namen zu nennen.

32"
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Den Kult um piratische Festplatten und Netzanschluesse kann man 
aeusserst skeptisch betrachten. So effektiv fuer eine eigengefuehrte 
Debatte die Popularisierung (vgl. "The Scene") des Anti-Underground 
("anti", weil diskurstechnisch ans massierte andockend und damit 
nicht mehr 'klassisch' underground) der Kopierhalbindustrie auch 
ist, das  eine Grundordnung des Teilens demokratischer waere, vor 
allem fuer sog. untere Einkommensschichten, verspricht nicht mehr 
als die Gewerkschaftsfloskeln von Grundeinkommen und Mindestlohn, die 
Balancierung naemlich. Oder sollte das ein leise dem Publikum ´
angepasste Kapitalismuskritk sein?[1] Urheber, Verwerter und 
Rechteinhaber sind auch keine Mafia, wie Guerillakinos behaupten, 
sie handeln nicht informell oekonomisch und amoralisch, sondern als 
Integrierte im kapitalistischen Staatsgefuege und als moeglichst 
alle Weisen der Warenverwertung (seien diese illegal oder 
selbstgemacht) Integrierende. Sie untergieren auch deshalb, weil 
nicht sie primaer den Rechten folgen, sondern diese setzen, aber 
dabei angewiesen sind auf hoheitliche Maechte wie Polizei, Richter, 
Regierung, kurz die Exekutive und ihre Kooperanten.

Wir empfehlen aber dennoch, sich ab und zu in der Piratenbucht 
auszuruhen, da hier die Begehren ihre Wege finden und die 
Armutsgrenzen klar und deutlich nicht-sportiv werden. Informationeller 
Kapitalismus also auch hier, nur etwas zu selbstorganistisch und 
anti-dialektisch, sich auf den Beamer- und CD-Brennenverkehr, und 
die eigene Branche verkuerzend.

Die Fixierung auf

"2 Technische Möglichkeiten und kapitalistische Restriktionen"

muss frueher oder spaeter gekoppelt werden mit einer Markierung der 
Grenzen des politisierten Widerstands im Bereich des Diebstahls - 
wobei klar ist, dass das romantische Bild des Piraten eine 
vorruebergehende Regulation der Identifikation und des Coachings ist 
und der Diebstahl bereits stattgefunden hat, bevor noch ein Bit 
heruntergeladen wurde, naemlich ueber die Mehrarbeit fuer nichts 
der Kamerafrau, des Cutters oder der Debuggerin in der Fabrik oder 
der Manufaktur und ueber die Enteignung der Produzentinnen von ihren 
Produkten durch den Profiteur.

Quelle fuer diese ganze Scheisse ist weder eine

"2.1 „Die Magna Charta der Informationsgesellschaft":"

genannt
 
"Das Urheberrecht"

noch

"Geistiges Eigentum", welches 


"findet sich in verschiedenen Ausdifferenzierungen:"

Recht, sitzt auf Oekonomie auf. Dazu muessten wir sehen was Staat 
heiszt seit Hobbes bzw. seiner Zeit (!) und was die Rechtfertigung 
des Privateigetums heiszt seit Locke bzw. seiner Zeit (!). Die 
Ausdifferenzierung

"je nach dem ob es sich beispielsweise um Künste, Erfindungen oder 
Markennamen han-delt,"

und dass

"greift das Urheberrecht, das Patentrecht oder das Markenschutzrecht."

kann zuerst nur die Beschreibung der Architektur von Recht-Fertigungen 
sein, also Phaenomenologie:

"Wäh-rend das Urheberrecht geistige Schöpfungen im künstlerischen 
oder wissenschaft-lichen Bereich umfasst, geht es beim Patentrecht 
um technische Erfindungen. Entdeckungen, wissenschaftliche Theorien 
oder mathematische Methoden fallen (nach europäischem Patentrecht) 
nicht unter den Patentschutz, die Grenzziehungen sind allerdings 
umstritten.1 Daneben gibt es u.a. noch das Halbleiterschutzgesetz 
zum Schutz der Topographie eines Chips, das Geschmacksmustergesetz 
zum Schutz ästhetischer Darstellungen und das Sortenschutzgesetz zum 
Schutz von Pflanzen-sorten. In Zeiten neuer Informationstechnologien 
stehen alle diese Arten geisti-gen Eigentums mehr oder weniger zur 
Debatte, ich will mich im Folgenden je-doch auf das Urheberrecht 
beschränken, da die hier in Betracht kommenden Phänomene File-Sharing 
und Freie Software/Open Source zum Anwendungsbereich des 
Urheberrechts gehören.2 Für manche Autoren ist das Urheberrecht sogar 
die „Magna Charta der Informationsgesellschaft" (Kreutzer 2004: 1; 
2002: 18).3
_______________
1 Die us-amerikanische Patentierungspraxis ist wesentlich weniger 
   „restriktiv" als die euro-päische. In den letzten Jahren ist 
   diesbezüglich allerdings ein Wandel zu beobachten, das europäische 
   Patentrecht nähert sich dem us-amerikanischen an (vgl. Gruben 2004).
2 Proprietäre Software spielt allerdings eine Sonderrolle. Hier gilt 
   nicht nur das Urheber-recht, sondern auch das Patentrecht kann 
   greifen (ein „Doppelschutz" ist durchaus möglich). Patentschutz wird 
   (nach us-amerikanischem Recht sowieso, aber auch nach europäischer 
   Rechtssprechung) dann gewährt, wenn die computerimplementierte Er-
   findung einen technischen Beitrag leistet. Software „als solche" 
   ist von der Patentierung ausgeschlossen. Nun sind die Grenzziehungen 
   zwischen Software „als solcher" und Software, die einen „technischen 
   Beitrag" leistet, wie man sich denken kann, höchst umstritten. 
   Obgleich weithin befürchtet wird, dass die Freie Software/Open 
   Source Entwicklung durch Software-Patente Schaden erleiden könnte, 
   wird die gegenwärtige Auseinandersetzung um Software-Patente in 
   Europa hier nicht weiter berücksichtigt, da die Debatte um 
   Software-Patente in aller Regel nicht von der prinzipellen Frage 
   ausgeht, ob Eigentumsschutz ja oder nein, sondern lediglich von der 
   Frage, welche Form des Eigentumsschutzes die passendere ist.
3 Diese Annahme ist natürlich einem subjektiven Blickwinkel zu 
   verdanken, der sich massgeblich mit der Thematik der 
   Informationstechnologien und seiner eigentums-

33

Nach bundesdeutschem Urheberrecht soll der Urheber eines Werkes der 
Litera-tur, Kunst und Wissenschaft gegen „die unbefugte 
wirtschaftliche Auswertung sei-ner schöpferischen Leistung und gegen 
Verletzungen seiner ideellen Interessen am Werk" geschützt (Hillig 
2003a: XIII) werden. Das Urheberrecht gewährt dem Schöp-fer explizit 
die „ausschließliche Verfügungsgewalt" über sein Werk (Hillig 2003a: 
XIII). Das Recht bezieht sich dabei auf „persönliche, geistige 
Schöpfung", auf das Werk als „immaterielles Gut" (Hillig 2003a: XIII), 
nicht aber auf das Werkstück oder Werkexemplar. Das Recht begründet 
sich aus dem Schöpfungsakt des Urhe-bers (hierin spiegelt sich die 
bürgerliche Theorie des Eigentums, dazu später mehr, vgl. Kapitel 6). 
Schützenswerte Werke sind Produkte, die durch ihren Inhalt oder 
ihre Form oder durch die Verbindung von Inhalt und Form etwas Neues 
und Eigentümliches darstellen (Hillig 2003a: XVII), es sind geistige 
Tätigkeiten, die ei-nem imaginären Bild folgend „aus der Seele des 
schutzfordernden Künstlers" kom-men (zitiert in Dommann 2005). Diese 
Schöpfung muss auf ein individuelles und damit identifizierbares 
Subjekt zurückführbar sein, das Werk muss Ergebnis indi-viduellen 
geistigen Schaffens sein (Hillig 2003a: XVII). Auch Software zählt 
(seit Inkrafttreten des Urheberrechts zum Schutz von 
Computerprogrammen im Jahre 1993) zu den geschützten Werken wie 
Literatur, Wissenschaft und Kunst.
   Eine der zwei zentralen Säulen des deutschen Urheberrechts als 
Spezifikum des kontinentalen Urheberrechts im Gegensatz zum Copyright 
des anglo-amerika-nischen Rechtsraumes ist das 
Urheberpersönlichkeitsrecht. In den Copyright-Ländern können (und 
werden in der Regel auch) die Copyright-Rechte vollstän-dig an 
einen Verwerter übertragen werden. In den Ländern des Autorenrechts 
bleibt auch nach weitestgehendem Verkauf der Nutzungsrechte „ein 
unzertrenn-liches Band zwischen Urheber und Werk bestehen" (Grassmuck 
2002b: 59). Die-ses beinhaltet, dass der Schöpfer selbst bestimmen 
kann, ob und wie sein Werk zu veröffentlichen ist, außerdem kann er 
eine Entstellung oder Beeinträchtigung seines Werkes verbieten.4 Der 
persönliche und individuelle Selbstausdruck wird bei Werken der 
Literatur, Kunst und Wissenschaft als schützenswert erachtet. Die 
zweite Säule des Urheberrechts beinhaltet die „vermögensrechtlichen 
Befugnisse" des Urhebers, sie werden explizit als „Verwertungsrechte" 
bezeichnet. Hier wird 
________________________________________________________________________
  rechtlichen Regulation auseinandersetzt. Genausogut könnte man 
  sagen, dass das Pa-tentrecht die „Magna Charta der 
  Informationsgesellschaft ist", denn auch in dieser Rechtssphäre 
  steht vieles zur Debatte, man denke nur an die weitreichenden 
  Folgen von Patenten in der biotechnologischen Forschung.
4 So ist beispielsweise im deutschen Urheberrecht mit Paragraph 14 
  festgeschrieben: „Der Urheber hat das Recht, eine Entstellung oder 
  eine andere Beeinträchtigung seines Werkes zu verbieten, die 
  geeignet ist, seine berechtigten geistigen oder persönlichen 
  Interessen am Werk zu gefährden" (Hillig 2003b: 6).

34

nun konkretisiert, wie der Produzent und Eigentümer der Geistigen 
Schöpfung seine exklusive Verfügungsgewalt ausüben kann. Ihm obliegt 
damit zum Beispiel das Vervielfältigungsrecht, das Verbreitungsrecht 
und das Ausstellungsrecht, so-wie das Vortragsrecht, Aufführungsrecht 
und das Recht der öffentlichen Zugäng-lichmachung, ihm wird also die 
umfassende Kontrolle über die Verbreitung und die Art der Verbreitung 
seiner Schöpfung zuteil."

Ali Emas/Matze Schmidt
_____
[1] E-Mail. Betreff: [rohrpost] So. 7.1. 20 Uhr: Trailer Park Boys 
(Season 1), von: pirate cinema berlin
http://coredump.buug.de/pipermail/rohrpost/2007-January/010239.html

Rezension von Sabine Nuss. _Copyright & Copyriot_ 10 im n0name 
newsletter #104

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4.

Nick. _Roman_ (Fortsetzungsroman) Teil 68

Die warmen tonalen und a-tonalen Schwingungen kamen von irgendwo 
links.
Draussen, ausserhalb des Traums schaltete sich automatisch der 
Psy-Recorder ein.

Teil 69 im n0name newsletter #105

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