[rohrpost] So. 14.10. 21 Uhr: Sobibor, 14. Oktober 1943, 16 Uhr

pirate cinema berlin sebastian at rolux.org
Fre Okt 12 01:53:51 CEST 2007


"Entgegen unserer Behauptung war Sobibor kein polnisches Konzentrationslager,
sondern ein deutsches Konzentrationslager auf polnischem Boden."

                           Richtigstellung des ZDF zu einem Beitrag über den Film
                              "Sobibor, 14 octobre 1943, 16 heures", Februar 2002

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                                                         Sunday, October 14, 9 pm
                                                             Pirate Cinema Berlin
                                                           Tucholskystr 6, 2nd fl

                                              Sobibor, 14 octobre 1943, 16 heures
                                            Claude Lanzmann, 2001, 98 min, 700 MB
                                           Französisch mit englischen Untertiteln

                                                                       Free entry
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Da uns zum Deutschen Herbst, der sich ebenfalls jährt, und dessen Tote, in
Jahrzehnten harter Erinnerungsarbeit vereint mit den Opfern der Mauer und ein
paar tragischen Widerstandshelden, die Deutschen gemahnen, dass wer den Staat
angreift Selbstmord begeht, nichts einfällt, zeigen wir am Sonntag Claude
Lanzmanns Film über den Aufstand im Vernichtungslager Sobibor: ein Ereignis, dem
kein vergleichbares vorausgeht oder folgt, und das im Gedächtnis der Deutschen
keinen Platz hat, weil nicht nur die Umstände andere waren, sondern auch die
Lehre eine andere wäre. Rechtsnachfolger der Betreiber von Sobibor geblieben zu
sein, wo zwischen 1942 und 1943 über 250.000 Juden vergast und verbrannt worden
sind, hat das Volk der Erinnerungsweltmeister mittlerweile zu ertragen gelernt
(und irgendwie hat es sich ja auch gelohnt) - allerdings nur, solange es von der
Zumutung verschont bleibt, einem der 50 Überlebenden zuhören zu müssen, Yehuda
Lerner, der im Interview mit Claude Lanzmann lacht und sagt, dass es für ihn
eine Ehre gewesen sei, ausgewählt worden zu sein, einen Deutschen zu töten, und
dass er vor allem Genugtuung empfunden habe, als ihm das gelungen war, der
nämlich am 14. Oktober 1943 um 16 Uhr dem SS-Scharführer Siegfried Greischütz
mit einem Axthieb den Schädel gespalten hat, und der sich sogar an die Funken
erinnert, die das Metall beim Durchschlagen des Gebisses gesprüht hat, statt wie
die lustlos folternden und mordenden Deutschen, die in den Konzentrationslagern
bereits die Rache für ihren eigenen Untergang verübten, nur an dunkle Zeiten.
Grösstenteils sind sie mit einem blauen Auge davongekommen, und die Moral ihrer
Geschichte, dass nämlich Heldentum in den sicheren Tod führt, zugleich im Tod
aber etwas Heldenhaftes liegt ("Ein heroisches Opfer, aber ein vergebliches" -
Fidel Castro über die RAF), in Frage zu stellen, heisst immer auch, die
Deutschen, und es ist egal, welche von ihnen hier gemeint sind, denn in dieser
Frage kennen sie keine Parteien, zu verleiten, den Beweis erneut zu führen.

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                                                             www.piratecinema.org