[rohrpost] Medienkunst gibt es nicht

Caspar Clemens Mierau damokles at gmx.net
Die Jan 29 10:14:02 CET 2008


> Medien in ihrer Funktion zu thematisieren ist passé, zumindest in den  
> Reihen der Kultur. Warum? Sicherlich nicht, weil sie unwirksam wären.  
> Vielmehr ist ja ein Durchwachsen und Durchdringen des Alltags mit den  
> Möglichkeiten vermittelter Kommunikation und ihren negativen wie  
> positiven Folgen zu erleben. Die Problematik der Kontrolle - auf der  

Was eine recht einfache Mediendefinition nahelegt, die irgendwo zwischen
Publizistik und technischen Medien zu verorten ist. Obwohl "vermittelte
Kommunikation" gesagt wird, bemerkt man hier die Tautologie des Terms
nicht. Unvermittelte Kommunikation zu denken erscheint doch bestenfalls
esoterisch eine Vorherrschaft des gesprochenen Wortes zu behaupten. Die
Beschäftigung mit Medien sollte eben jenes Argument in den letzten
Jahrzehnten eigentlich entkräftet haben. Genau hier scheint aber ein
Problem zu legen: Man nähert sich immer wieder diskursiv der
Medientheorie von einer Annahme, dass es einen nichtmedialen Zustand
gäbe. Das ist einfach denkbar, aber nicht hinreichend. Gelangt man
jedoch an den Punkt, dass das nicht-mediale nicht denkbar ist, entrinnt
man zwar einer allzu einfachen Medien-Definition, gelangt aber an den
unangenehmen Punkt, dass es keine Theorie gibt, die nicht auch
Medientheorie ist. Es gibt keine Nichtvermittlung.


> Seite des Individuums in Form der Online-Durchsuchung - auf der Seite  
> der großen Server durch selektive Bereitstellung von Inhalt - ist  
> größer denn je. Nur entzieht man sich lieber dieser Welt, sobald es  
> ums Kulturelle geht, um sich der Noch- Existenz einer wirksamen  
> alten, nicht medialen Kultur zu versichern anstatt sich den  
> brennenden Fragen zu stellen.

Auch wenn man diese Meinung vielleicht antrifft, könnte es Kunst, die
das Mediale thematisiert, wie auch Medientheorie eben darum gehen,
dieser "alten, nicht medialen Kultur" den Status eines Mythos zu
bescheinigen.

Vielleicht liegt in eben jener Unschärfe ein fundamentales Problem, dass
sich wohl oder übel auf das, was Medien-Kunst oder eine beliebige andere
mit "Medien" präfixierte Disziplin sein möchte.

Freundliche Grüße,

Caspar Clemens Mierau