[rohrpost] monochroms Projektion: "It's a Mad Mad Mad Mad World" (25. Mai)

das ende der nahrungskette jg at monochrom.at
Sam Mai 24 12:47:05 CEST 2008


/// Verückt, total: Welt ///

In den späten 1950ern und frühen 1960ern 
zeichnete sich der Niedergang des großen Kinos 
ab. Der neue Konkurrent "Fernsehen" wilderte 
beträchtlich in den Jagdgründen der 
Kinoindustrie. Die Studios versuchten gegen 
diesen Schwund anzugehen... und eine Möglichkeit 
war cineastischer Bombast. Spektakel. More is 
more. Und wundersamer Weise funktionierte das manchmal auch.
		
+++ Die Geschichte von "It's a Mad Mad Mad Mad World"

Nachdem er so gewichtige Filme wie "Das Urteil 
von Nürnberg" und "Wer den Wind sät" drehte, hat 
Stanley Kramer 1963 den Wunsch, etwas "weniger 
schweres" zu machen. Und die Studios wollten 
Massen ins Kino locken. Nun, an der Komödie "It's 
A Mad Mad Mad Mad World" ("Eine total, total 
verrückte Welt") gibt es gar nichts, was der 
Beschreibung "weniger" gerecht werden könnte. Mit 
seinem angeberisch wirkenden Cast, der sich 
ausschließlich aus Stars zusammensetzt -- 
darunter Schauspiellegende Spencer Tracey in 
seinem dritten von insgesamt vier Projekten mit 
Kramer - wird der überlange Film häufig als die 
"ultimative" Komödie gehandelt. In der Tat ist 
der Einfluss der "total verrückten Welt" in 
sämtlichen Road Comedies von "Cannonball Run" bis "Rat Race" festzustellen.
		    	
+++ Zur Handlung:

Nach fünfzehn Jahren kommt Smiler Grogan endlich 
aus dem Gefängnis frei. Er will so schnell wie 
möglich nach Santa Rosita, wo er nach seinem 
letzten großen Coup eine (für 1963 noch enorm 
wirkende Summe von) 350.000 US-Dollar versteckt 
hat. Doch Grogan verunglückt. Die acht Zeugen des 
Unfalls können nichts mehr für ihn tun, aber der
sterbende Grogan beschreibt ihnen, wo sie das 
versteckte Geld finden können. Doch wie soll das 
Geld aufgeteilt werden? Well... ihr könnt euch 
schon vorstellen wie: gar nicht. Vollgas.
		
Somit beginnt ein 200 Meilen langes Rennen zum 
(Spoiler) großen "W" mit einem de-facto "Who is 
Who" der Comedy der 1960er Jahre. Unter den 
Hauptcharakteren findet sich ein 
Meeresalgenverkäufer (Milton Berle) und seine 
spröde Frau (Dorothy Provine), seine herrische 
Schwiergermutter (Ethel Merman), und deren 
tölpelhafter Sohn (Dick Shawn). Weiters dabei 
sind ein Pärchen auf Hochzeitsreise (Sid Caesar 
and Edie Adams), zwei "seltsames Paar"-mäßige 
Freunde (Mickey Rooney and Buddy Hackett), ein 
unberechenbarer Möbeltransporteur (Jonathan 
Winters), ein Hochstapler (Phil Silvers) und ein 
überspannter Brite (Terry-Thomas). Das Rennen 
dieser guten amerikanischen Staatsbürgerbrut 
findet über Land, in der Luft und zu Wasser 
statt. Die gierigen Wettstreiter bemerken nicht, 
dass ihnen längst der mitgenommene 
Polizeihauptmann T.G. Culpepper (Spencer Tracy) 
aus Santa Rosita auf der Fährte ist, der seit 
zwanzig Jahren darauf wartet, im 
Smiler-Grogan-Fall endlich zuschlagen zu können. 
Und falls euch das alles immer noch nicht reicht, 
ist der Film außerdem noch gespickt mit 
Gastauftritten von beinahe allen berühmten 
Comedians dieser Zeit, darunter Jerry Lewis, 
Peter Falk, Carl Reiner, Jack Benny, Don Knotts und sogar die drei Stooges.
		
+++ Der theoretische Überbau...

...für den Dreh der total verrückten Welt scheint 
ja wohl schlicht "je größer desto besser" gewesen 
zu sein -- also dann doch eher handwerklich als 
theoretisch. Die Liste der Darsteller ist 
vermutlich die längste, die je für eine Comedy 
gecastet wurde; die Anzahl der Stunts und 
Drehorte ist enorm. Die mit 161 Minuten kolossale 
Länge des Films ist tatsächlich nur die 
Kurzfassung der ursprünglichen Roadshow-Version 
von unglaublichen 192 Minuten Länge. Gibt es noch 
eine andere Comedy mit Kino-Pause? Doch all seine 
Überdimensionalität wäre umsonst, wenn der Film 
nicht komisch wäre. Zum Glück enttäuscht die 
total verrückte Welt auch in dieser Hinsicht nicht.

Aber wie unterscheidet sich der Humor des Jahre 
1963 vom heutigen Mainstream-Humor? Wie siehts 
mit den Stereotypen aus? Und schwebt über der 
flockigen Handlung nicht doch das Damoklesschwert der Kuba-Krise?

Nun ja, am besten ihr schaut vorbei...
		
+++ Lauschet und sehet!

Kommt doch am Sonntag, 25. Mai 2008 um 20 Uhr in 
den Raum D des Museumsquartiers. (Das ist ungefähr da.)

Es gibt eine diskursive Einführung im Rahmen der 
Projektion ( http://www.monochrom.at/projektion 
), mit gemeinsamer Betrachtung. Und dann gibts 
noch eine statistische Befragung.

(Wer ein schönes "W" mitbringt, der/die kann sogar was gewinnen...)