[rohrpost] 26 Enigma - Maschinen

Till Nikolaus von Heiseler till.n.v.heiseler at googlemail.com
Sam Okt 25 12:21:27 CEST 2008


Geheimwaffe auf dem Dachboden

Es ist ein Fund der besonderen Art: In Madrid sind 26
Enigma-Chiffriermaschinen aufgetaucht, die 70 Jahre lang verschollen
waren. Mit der Technologie aus Deutschland verhalf Hitler einst
Diktator Franco zu Sieg im spanischen Bürgerkrieg.

Nach über siebzig Jahren ist eines der am besten gehüteten Geheimnisse
des Spanischen Bürgerkriegs gelüftet worden. Auf einem Dachboden im
Madrider Buenavista-Palast, dem Hauptquartier der spanischen Armee,
sind bei einer Inventur 26 Eingma-Chiffriermaschinen gefunden worden,
berichtet die spanische Tageszeitung "El Paìs". Die Geräte, die
offenbar Ende der dreißiger Jahre eingelagert wurden und seither als
verschollen galten, seien fein säuberlich in 16 mit Schlössern
versehenen Holzkisten verstaut gewesen. Sie seien in ausgezeichnetem
Zustand, berichtet das Blatt.

Die Entdeckung der Codiermaschinen liefert eine wichtige Erklärung für
die militärischen Erfolge der Franco-Truppen im Spanischen Bürgerkrieg
zwischen 1936 und 1939. Damals hatten die aufständischen Falangisten
in einer blutig geführten Auseinandersetzung die Verteidiger der
Spanischen Republik besiegt, die rechtsnationalistische Diktatur
Francos währte bis zu dessen Tod 1975.

Schlüssel zum Sieg

Um die Offensive seiner im ganzen Land verstreut kämpfenden
Rebellentruppen strategisch koordinieren zu können, setzte
Oberbefehlshaber Franco auf effektive Kommunikation. Die aber
verlangte eine funktionierende Verschlüsselung. Im November 1936 ließ
Franco darum in Deutschland zehn der Chiffriergeräte für seine
Top-Generäle beschaffen; auch er selbst soll bei Frontbesuchen stets
eine Enigma mitgeführt haben.

Der Vorteil der mechanischen Verschlüsselung lag auf der Hand, auch
wenn die Geräte aufwendig von zwei Mann bedient werden mussten:
Anstelle von Chiffriertabellen und noch kruderen Codes, die vom Gegner
mit etwa Glück leicht zu knacken waren, bot die Enigma "erstaunliche
1.252.962.387.456" mögliche Kombinationen, wie der zuständige Offizier
in Francos Hauptquartier 1936 in einem Bericht hervorhob.

Dass beide Seiten die gleichen Codes verwendeten, wie es zu Beginn des
Krieges zur beiderseitigen Verwirrung vorgekommen war, konnte mit der
Enigma nicht mehr vorkommen. Mit seinen Milliarden
Kombinationsmöglichkeiten bot das Gerät so gut wie hundertprozentige
Sicherheit beim Übermitteln von Ordern und bei der Abstimmung der
Kommandeure untereinander - ein unschätzbarer strategischer Vorteil,
zumal die Republikaner nichts Vergleichbares besaßen.

Erster Kriegseinsatz

Der Konflikt in Spanien war der erste Kriegseinsatz für die 1920
entwickelten und seit 1923 als Verschlüsselungsmaschinen für Firmen
angebotenen Enigmas. Die Nationalsozialisten dürften die Erfahrungen
der Franco-Truppen mit großem Interesse verfolgt haben, denn sie
selbst planten längst den militärischen Einsatz der Wundermaschine und
entwickelten sie für diese Zwecke weiter.

Seinem spanischen Verbündeten ließ Hitler darum vorsichtshalber auch
nicht das Topmodell der Enigma liefern - die Spanier erhielten nur die
zivile Version. Offenbar fürchteten die Deutschen, dass ihre
weiterentwickelten Enigma Francos republikanischen Gegnern in die
Hände fallen und das wohlgehütete Geheimnis gelüftet werden könnte.

Knackt den Enigma-Code!

Tatsächlich gelang es den Alliierten dann im Zweiten Weltkrieg nur mit
größtem Aufwand, den deutschen Enigma-Code zu knacken. Eine eigens auf
dem Landsitz Bletchley Park bei Oxford zusammengezogene Gruppe
hochbegabter Kryptologen konnte, auch dank polnischer Vorarbeiten, die
Funktionsweise der Enigma enträtseln und ab 1940 viele Funksprüche von
Luftwaffe und Heer mithören, nach der Erbeutung einer Enigma an Bord
eines deutschen U-Boote ab Mai 1941 auch der Marine.

Wie viele Enigmas schließlich in Spanien zum Einsatz kamen ist
unbekannt; die britische Zeitung "The Times" berichtet von bis zu
einem halben Hundert, die bis in die fünfziger Jahrae hinein
eingesetzt worden seien. Einige der Enigmas, die einst Franco zum Sieg
gegen die Demokratie verhalfen, wurden jetzt in verschiedene
Militärmuseen gebracht und sollen dort gezeigt werden.

hmk

Quelle:
http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground/3034/geheimwaffe_auf_dem_dachboden.html

-- 
Book: http://www.formatlabor.net/html/Medientheorie-fuer-Kuenstler.htm
http://www.formatlabor.net/html/aesthetik-des-wissens.htm
About Book: http://www.formatlabor.net/medientheater
Theory: http://www.formatlabor.net/blog/
Art: http://www.formatlabor.net/lara
Film/Multimedia: http://www.fade-to-black.net/
Links: http://del.icio.us/formatlabor.net
Me: http://www.tnvh.de
Home: http://formatlabor.net
Vita: http://www.formatlabor.net/tnvh