[rohrpost] CTM_10 - Praktikantinnengesuch "Koordination"

simberg at zedat.fu-berlin.de simberg at zedat.fu-berlin.de
Die Aug 11 17:39:08 CEST 2009


Ich will sicherlich niemanden unterstellen, dass er auf Kosten von
Praktis hier großen Reibach macht.. Natürlich ist es eine elende
Diskussion, aber es ist letztlich eben auch eine RICHTIGE Diskussion,
die aber immer wieder mit dem Argument "wir können eben nicht anders"
oder "dann eben keine Praktikumsplätze" mit der Keule geführt wird.

Ich meine, klar, dass in diesem Bereich des Kulturbetriebs nicht die
dicke Kohle steckt und tlw. auch sehr viel ehrenamtlich oder zu
Hungerlöhnen gearbeitet wird. Dennoch finde ich solche Angebote
Arbeitsverachtend. Wenigstens zum notdürftigen Überleben sollte es
doch reichen - zumindest wenn es nicht mal um ein oder zwei evtl.
überbrückbare Monate geht, sondern um ein halbes Jahr! Versteh mich
bitte nicht falsch. Ich bin niemand der sagt, jedes praktikum soll mit
700€ vergütet werden. Aber: Es sollte so vergütet werden, dass man
davon zumindest mit ach und krach überleben kann. Und das ist mit 100€
im Monat einfach nicht drin. Da lässt die soziale Verantwortung
grüßen.

Reinschnuppern, Leute kennenlernen, Fehler machen etc. ist ja auch
ganz wunderbar und auch der Zweck eines Praktikums. Aber: Letztlich
läuft es so darauf hinaus, dass im Kulturbereich nur vorankommen kann,
wer es sich leisten kann oder eben Sponsoren hat.. Ein Praktikum führt
ja zum nächsten, von Kontakt zu Kontakt..  Typischer Fall von
struktureller Benachteiligung.. und dagegen möchte ich schon Stellung
beziehen. Ich glaube auch nicht, dass die Lösung hier im politischen
Bereich liegt bzw. es einer Regulierung bedarf. Vielmehr ist eine
Struktur letztlich eben auch durch das Handeln der Individuen
innerhalb dieser Struktur geprägt.

Nun, genug gejammert, zurück zur (bezahlten) Arbeit!

VG
_sim