[rohrpost] Fingerprints… - Biomedia Art von Paul Vanouse, Vernissage: 27. Januar 2011

Ingeborg Reichle ingeborg.reichle at kunstgeschichte.de
Sam Jan 8 13:32:22 CET 2011


28. Januar – 26. März 2011
Fingerprints… - Biomedia Art von Paul Vanouse

Vernissage: 27. Januar 2011, 19 h

Schering Stiftung Berlin, Unter den Linden 32 – 34, 10117 Berlin
Öffnungszeiten: Mo – Sa 11:00 – 18:00

Die performativen Installationen von Paul Vanouse sind
molekularbiologische Live-Laboratorien, die Codes und Bilder heutiger
Wissensproduktion subversiv hinterfragen. Was verbirgt sich hinter
unkritisch hingenommenen Floskeln wie ‘genetischer Fingerabdruck’?
Inwieweit werden mit der technischen Konstruktion vermeintlicher
Natürlichkeit Klischees und Vorurteile beglaubigt? Vanouse
zweckentfremdet Biotechnologien und wissenschaftliche
Bildgebungstechniken, mischt auratische Ikonographie und technisches
Bild. Mit der Gelelektrophorese wählt Vanouse bewusst ein Verfahren,
welches Analogien zur Fotografie aufweist: Diente diese einst der
Physiognomik, um von ‚objektiv’ festgestellten Körpermerkmalen auf
vermeintliche Eigenschaften zu schließen, so werden heute aus
ontologisierten Körperfragmenten wie 'Genen’ zunehmend
gesellschaftlich fragwürdige Schlussfolgerungen gezogen.

Die Ausstellung präsentiert die Weltpremiere des Suspect Inversion
Center, in dem Vanouse live aus seiner eigenen DNA exakt identische
‘genetische Fingerabdrücke’ gesuchter Krimineller und Prominenter
herstellt; neue Motive seines Latent Figure Protocol; sowie das
Relative Velocity Inscription Device, ein zynisches Wettrennen vor dem
Hintergrund eines biologistisch legitimierten Rassismus, in welchem
DNA-Moleküle statt Körper ihre genetische Fitness testen.

Die 2002 gegründete unabhängige und gemeinnützige Schering Stiftung
dient der Förderung von Wissenschaft, Kultur und Projekten an der
Schnittstelle von Kunst und Wissenschaft. Dabei geht es sowohl um den
Austausch von Methoden und Arbeitsweisen wie um einen grundlegenden
inhaltlichen Dialog von Künstlern und Wissenschaftlern zu
gesellschaftlich relevanten Fragen. Dem interdisziplinären Diskurs
zwischen Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft widmet sich die
Stiftung auch mit Ausstellungen, Vorträgen und Workshops in ihrem
Projektraum. Einen Schwerpunkt bildet dabei die Präsentation von
"Kunst als Forschung".