[rohrpost] UNO-Intervention in Japan?

un at dom.de un at dom.de
Die Mar 29 00:35:45 CEST 2011


hello | florian kuhlmann:
> verzeihung, das hatte ich wohl falsch formuliert.

schon klar. der 2. betonsarg in tschernobyl zeigt nur, wie das konkret
aussehen könnte ohne zwangsarbeiter und tote.

> die frage die sich mir derzeit stellt ist, wer jetzt die konkret  
> anstehende arbeit dort machen wird.

> ein anstellungsverhältnis nach regulärem muster  

ich denke, ausserhalb von diktaturen wird das über die höhe des 
gehalts, entschädigungen, zulagen etc. plus ein gewisses maß an 
desinformation geregelt. die kollateralschäden bleiben dann unter 
der medialen wahrnehmungsschwelle.

> von daher finde ich es durchaus legitim und sinnvoll über die  
> gesellschaftlichen fragen rund um fukushima zu diskutieren.

ja, selbstverständlich. zumal solche katastrophen mit knalleffekt
auch zu einer art mythologischen kernspaltung führen, die ziemlich
aufschlussreich ist. das setzt die schillerndsten diskurs- und deutungs-
maschinerien frei und in gang, genauso wie bagger und anderes schweres 
gerät. zumindest lässt sich das ausmaß der verwirrungen und formatierungen
in den mentalen landschaften durch unverstandene technologien erahnen.

"strahlung" ist so ein begriff, von dem viele erzählungen ausgehen, 
dieser diskussionsfaden ist vermutlich eine davon. die zuständige 
redakteurin aus der forschungsredaktion des DLF erzählte
letztens im morgenmagazin von ihren alpträumen wegen fukushima, um
anschliessend über isotope und mikrosievert aus dem abklingbecken zu
spekulieren. (gerade war sie schon wieder da und sagte: "...ist viel 
plutonium drin...").

keine ahnung wie gesellschaftliche diskurse entstehen und ablaufen, 
aber meine helfer beim begreifen der krise während der letzten wochen 
waren eher godzilla und seine amerikanischen pendants der atomic 50s, 
allesamt strahlungsinduzierte bestien jenseits der beherrschbarkeit, 
medien der apokalypse, für generationen eingeschrieben ins kollektive 
bewusstsein -- verarbeitungen der atomkraft, das oszilliert zwischen 
untergangs- und machbarkeitsfantasien.

ob man nun blauhelme nach japan schicken soll, die tepco und prime kan
das desastermanagement abnehmen -- da sind ja noch ein paar fragen bzgl.
der souveränität von staaten vorher zu besprechen. ausserdem gibts keine
spezialisten oder sowas wie eine eingreiftruppe ausserhalb des systems, 
die experten sind allesamt bei der internationalen atomwirtschaft auf
der lohnliste. das war bei BP im golf von mexico letztens ähnlich.
das könnte man auch systemfehler nennen.
gruß, udo