[rohrpost] das grosse funktionieren

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Don Okt 2 18:13:45 CEST 2014


huch.

wer das liest ist nicht doof.


*staun*
freu* kicher* giggle



Am 02.10.2014 um 18:00 schrieb Fausto Maijstral:

> Hi Tilman, hi Liste,
> 
> grundsätzlich stimme ich mit Blick auf Spiegel und Co. zu. Nur gebe ich
> zu bedenken, dass wir natürlich gern auch Mythisieren. Erstens war der
> Code zu Beginn des Netzes noch recht überschaubar. Es gab Perl (1987),
> PHP (1995) ein bisschen Netzinfrastruktur (Apache kam 1994 aus dem NCSA
> HTTPd) und ein bisschen HTML (1992), JavaScript (1995) oder MySQL
> (1994). Damals gab es noch keine elaborierte IDE fürs Web, und nur die
> wenigsten beherrschten den AT-Befehlssatz ihres Modems. Wer's konnte,
> strickte Code im Ed, Ex, Vi oder Emacs auf 'ner Sun-Sparc-Station in der
> Informatik an der Uni.
> Wenn man heute eine technikorientierte Arbeit betreut, kein
> Programmierer ist, aber ein wenig tiefer als der Apfel-GUI-Klicker
> unterwegs ist, fällt auf, was für ein unglaubliches Biotop an
> Anwendungen, Frameworks, Bibliotheken etc allein für JavaScript
> existiert. Gegen die Infrastrukturen in Werken heutiger Netzkünstler
> (die teilweise das tun, was Du forderst, Tilman, nämlich medienreflexiv
> die Bedingungen technisch vermittelter Kommunikation ausloten) ist etwa
> Jodis Bombenbauplan technisch ein Witz - aber extrem mythisiert. Es
> spielt doch genauso wie die heutigen (Selbst)Darsteller mit den
> Oberflächen und kratzen höchstens ein bisschen Lack ab, indem sie
> HTML-Code zur visuellen Poesie mutieren lassen. Aber mit essentieller
> Netzkririk hat das nicht viel zu tun. Ebenso wie ihre Linkspielchen oder
> selbst das legendäre "Form Art" von Shulgin. Das will meinen: Nah waren
> die einschlägigen Künstler auch damals nicht unbedingt an einer radikal
> technikkritischen Position.
> Im Gegenteil: Ich behaupte, dass sie eher affirmierend waren. Weil sie
> eben nicht anders konnten. Bestes Beispiel ist der Hoax "life_sharing"
> der zerodotones. Oder entgegen Herrn Grethers Hymne auf den toywar
> sollten doch Wishart/Bochsler ins Rennen geführt werden.[1] Man hat
> schon damals gern so getan als ob... Und wir sollten uns hüten, diese
> Mythen fortzuschreiben. Vom Hacking eines Hackers waren unsere
> geliebtgelobten net.artisten weit entfernt. Und damit Künstlern wie
> Rafaël Rozendaal oder Parker Ito näher, als ihnen vielleicht lieb wäre.
> Langer Rede kurzer Sinn: Technizität als Essenzkriterium kann keine
> argumentative Hilfe fürs Verstehen sein, wenn es um Parallelen zwischen
> Gestern und Heute geht. Eher die Absenz des Könnens und Wissens um sie.
> 
> Übrigens sollte man sich über die Spiegels ansonsten keine großen
> Gedanken machen. Olia Lialina und Co. schaffen es, auch ohne Mainstream
> zu werden, in Ausstellungen, wie das gigantische
> Barbican-Digital-Revolution Projekt zeigte.[2] Every dog has its day...
> 
> Gruß, F.
> 
> [1] Adam Wishart, Regula Bochsler: Leaving Reality Behind. etoy vs.
> eToys and other battles to control cyberspace. New York (Harper Collins)
> 2003.
> [2] S.
> http://www.barbican.org.uk/digital-revolution/exhibition-and-events/participants/.
> 
> Am 29.09.2014 um 14:52 schrieb Tilman Baumgärtel:
>> Es ist eher der Rest des Kunstbetriebs, der da geschlafen hat, wie
>> zum Beispiel das Zitat aus dem Spiegel zeigt.
> 
> -- 
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