[spectre] Newsletter | Vergabe der Stipendien der Stiftung Niedersachsen für Medienkunst am Haus für Medienkunst 2025

Haus für Medienkunst Oldenburg info at edith-russ-haus.de
Tue May 27 18:25:59 CEST 2025


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Newsletter | Vergabe der Stipendien der Stiftung Niedersachsen für Medienkunst am Haus für Medienkunst 2025



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Die Stipendien der Stiftung Niedersachsen am Haus für Medienkunst 2025 gehen an: Noah Berrie, Theresa Reiwer, Kwang-Ju Son



Für den diesjährigen Preis haben wir eine Rekordzahl von 505 Bewerbungen aus der ganzen Welt erhalten. Die Jury stand vor der großen Herausforderung, aus dieser hohen Zahl von Projektvorschlägen nur drei Stipendienprojekte auszuwählen.



Dabei zeigten sich bestimmte Themen und Fragestellungen bemerkbar, die zeitgenössische Künstler heute beschäftigen. Dazu gehören die Faszination für die zukünftigen Möglichkeiten und die Problematik des Wachstums der künstlichen Intelligenz, die emotionale Sehnsucht nach einer Rückkehr zur Natur im Kontext der Umweltkrise, die Darstellung von Heimweh angesichts globaler Mobilität, die allgegenwärtige, aber schwer fassbare Präsenz von Propaganda, ein neues Interesse an Spiritualität, sowie das Konzept der Entfremdung als eine Grundvoraussetzung menschlicher Existenz.



Nach sorgfältiger Abwägung traf die Jury ihre Entscheidung in der Überzeugung, dass die Zusammenarbeit für die ausgewählten Projekte ebenso entscheidend und verändernd sein würde wie für die Institution selbst.



Das Haus für Medienkunst hat sich im Laufe der Zeit bereits mehrfach neu erfunden. So wurde es unter anderem zu einem Museum, einem Mausoleum und einem Kubus, der mithilfe demokratischer, digitaler Mittel die Autonomie fördert. In diesem Jahr soll es durch das Projekt des jungen US-amerikanisch/britischen Künstlers Noah Berrie in ein Klanginstrument verwandelt werden. ANTIPHON ist eine groß angelegte Klanginstallation, die den Ausstellungsraum in ein lebendiges, resonantes Instrument verwandelt – in ein Werkzeug, durch das die Besucher die Bedeutung ihrer persönlichen Anwesenheit, ihre Wirkung untereinander und auf den Raum erfahren. Im Kern ist dieses Werk ein Zusammenspiel von Architektur, Resonanz und elektromagnetischer Kraft. Das Ergebnis ist eine sich ständig verändernde akustische Umgebung, mal ein sanftes Rauschen harmonischer Obertöne, mal ein dichtes Feld resonierender Metall- und Übertragungsartefakte, das in ständiger Beziehung zu den sich bewegenden Körpern des Publikums steht. Die Arbeit funktioniert sowohl als elegantes Klangerlebnis als auch als ästhetisches Porträt der Architektur, der Institution und ihrer Möglichkeiten. Sie lädt das Publikum ein, nicht nur auf den Klang, sondern auch auf die uns umgebenden Architekturen von Resonanz und Kontrolle zu hören, indem sie das Haus für Medienkunst als Instrument von Signal, Raum und Rückkopplung neu konfiguriert.



Unter den zahlreichen Vorschlägen, die sich mit den politischen und philosophischen Dilemmata im Zusammenhang mit dem Einsatz von KI-Technologien befassen, hat die deutsche Künstlerin Theresa Reiwer mit The World Within – The World Without einen besonders interessanten Beitrag vorgeschlagen. Das Ergebnis wird eine interaktive, mehrkanalige Video- und Gameinstallation sein, die sich mit den gesellschaftlichen Erwartungen an den perfekten Körper sowie dessen Optimierung und Präsentation auseinandersetzt. Die Jury fand den persönlichen und intimen Ansatz besonders ansprechend, da das Projekt auf dem medizinischen Zustand eines nahen Familienmitglieds basiert und relevante Fragen aufgreift: Erhöht das digitale Double nur den Druck auf unseren physischen Körper oder kann es ihn auch entlasten? Gilt dieser Druck nur für Personen, die als weiblich wahrgenommen werden, oder auch für cisgeschlechtliche Männer? Was bedeutet ein dysfunktionaler Körper in einer Zeit des Hyperkapitalismus? Ist es nicht genuin menschlich, nicht perfekt zu funktionieren? Besonders überzeugend an Reiwers Vorschlag ist ihre fantasievolle Erkundung der Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz, um den Zustand ihres Vaters und seine Welt sowohl zu erweitern als auch eingehend zu erforschen. In einer Zeit, in der relativ oberflächliche Darstellungen der Möglichkeiten und Gefahren der KI allgegenwärtig zu sein scheinen, wirkt die Arbeit der Künstlerin innovativ und durchdacht.



Die koreanische Filmemacherin Kwang-Ju Son zeichnet mit The Holy City ein unerwartetes Bild des organisierten Christentums im modernen Korea. „Das koreanische Christentum, ein importierter Glaube, hat historisch gesehen Spannungen mit dem Kolonialismus, der Teilung und der Modernisierung überstanden. Das Projekt untersucht diese ‚Andersartigkeit‘, insbesondere wie das Kreuz, das die moderne Geschichte Koreas verkörpert, wahrgenommen und transformiert wird“, so die Künstlerin in der Bewerbung. Das Filmprojekt untersucht die politische und wirtschaftliche Ausrichtung des Christentums in Südkorea im historischen Kontext, seine aktuelle gesellschaftliche Verankerung – oder auch das Fehlen derselben – und positioniert das Kreuz als kulturelles und historisches Artefakt, das die Transformationen und Verzerrungen der Moderne widerspiegelt. Son untersucht den Einfluss der Religion einerseits als Motor für einen ideologischen Zusammenhalt der Gesellschaft und andererseits als Ursache für soziale Unterdrückung. Wir finden diese mutige Themenwahl und Sons gleichermaßen intelligente wie ambitionierte Form des Filmemachens gerade in dieser Zeit sehr spannend.



Die Jury dankt allen Bewerberinnen und Bewerbern, die uns die Ehre erwiesen haben, Teil dieses Prozesses zu sein.



Die Jury: Nikolett Eross (OFF-Bienniale Budapest), Annie Fletcher (Irish Museum of Modern Art), Edit Molnár (HAUS), Marcel Schwierin (HAUS).





Das Stipendienprogramm



Ermöglicht durch die Stiftung Niedersachsen hat das Haus für Medienkunst für das Jahr 2025 drei sechsmonatige und mit 12.500 Euro dotierte Arbeitsstipendien vergeben. Insgesamt hatten sich 505 Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt für die Stipendien beworben. Die Stiftung Niedersachsen fördert das Stipendienprogramm des Hauses für Medienkunst kontinuierlich seit 2001. Viele der in Oldenburg entstandenen Arbeiten wurden nach ihrer Realisierung in internationalen Ausstellungen präsentiert und mit Preisen ausgezeichnet. Mit ihrer Förderung will die Stiftung Niedersachsen eines der führenden Häuser für Medienkunst in Deutschland nachhaltig stärken, seine an Qualität orientierte Profilierung unterstützen, um so die Schaffung von Kunst zu ermöglichen und internationale Vernetzungen und lokale Anknüpfungspunkte zu schaffen.





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Grants for Media Art of the Stiftung Niedersachsen at the Haus for Media Art 2025 go to: Noah Berrie, Theresa Reiwer, Kwang-Ju Son



For this year’s prize, we received a record number of 505 applications from all over the world, and the jury faced a significant challenge in selecting just three final grant recipients from such a high standard of proposed projects.



Of particular note, were certain themes and topics that concern contemporary artists today. Namely, a fascination with the future possibilities and problematics in the growth of AI technology; an emotional yearning for reconnection with nature in the context of environmental crises; the portrayal of homesickness in the face of global mobility; the pervasive but elusive presence of propaganda; a new interest in spirituality, and the concept of alienation as a basic condition of human existence.



After careful consideration, the jury made its decision with the conviction that the collaboration would be as decisive and transformative for the selected projects as it would be for the institution itself.



Throughout the programme Haus für Medienkunst has already reinvented itself at different times into: a museum, a mausoleum and a cube that promotes autonomy by democratic digital means, This year it will be transformed into a sound instrument by the newly proposed project by the young US/UK artist Noah Berrie. ANTIPHON is a large-scale sound installation that transforms the space into a living, resonant instrument, to a tool through which visitors experience the significance of their own personal presence, their impact on each other and the space. At its core this work is an interplay between architecture, resonance, and electromagnetic force. The result is a constantly shifting sonic environment: at times a soft murmur of harmonic overtones, at others a dense field of resonating metal and transmission artifacts which is in constant relation to the moving bodies of the audience. Functioning, in effect, as both an elegant sonic experience and an aesthetic portrait of the architecture, the institution and its possibilities.  The work invites audiences to listen not just to sound, but to the architectures of resonance and control that surround us, reconfiguring the Haus für Medienkunst as an instrument of signal, space, and feedback.



Among the many proposals dealing with the political and philosophical dilemmas surrounding the wider use of AI technologies, German artist Theresa Reiwer submitted a particularly interesting one titled The World Within – The World Without. The final project will be an interactive, multichannel video and game installation that explores societal expectations of the perfect body and its optimisation and presentation. The jury found the artist's personal and intimate approach most appealing, as the project is based on the medical condition of a close family member and tackles relevant questions such as: does the digital double only increase the pressure on our physical body, or can it also assist it and take some of the burden off? Does the pressure only apply to those perceived as female, or also to cisgender men? What does a dysfunctional body mean in an age of hypercapitalism? Isn't it genuinely human to not work perfectly? What is particularly compelling about Reiwer’s proposal is her imaginative exploration of AI’s possibilities to both extend and intimately explore her father’s condition and his world. The artist’s work seems innovative and considered in a time where the relatively superficial enactments of AI’s possibilities and its dangers seems to be ubiquitous.



The Korean filmmaker, Kwang-Ju Son: The Holy City is an ambitious filmic project that offers an unexpected portrayal of organised Christianity in the modern state of Korea. “Korean Christianity, an imported faith, has historically navigated tensions with colonialism, division, and modernization. The project examines this `otherness,‘ particularly how the cross, embodying Korea's modern history, is perceived and transformed”, says the artist in the application. While exploring Christianity's political and economic alignments in South Korea in a historical context and its current social embeddedness, or the lack thereof, the filmic project positions the cross as a cultural and historical artifact that reflects the transformations and distortions of modernity. Son will examine religion’s impact as a driver of both social ideological cohesion on one hand and, conversely, social repression on the other. We find this robust choice of subject matter and her intelligent and ambitious form of filmmaking very exciting at this time.



The jury would like to thank all the applicants who honored us by engaging with this process.



The jury: Nikolett Eross (OFF-Biennial Budapest), Annie Fletcher (Irish Museum of Modern Art), Edit Molnár (HAUS), Marcel Schwierin (HAUS).





The grant programme



The Haus für Medienkunst has awarded three six-months work grants for 2025. 505 artists from all over the world have applied for the grants.The grants of 12.500 Euro are sponsored by Stiftung Niedersachsen. Stiftung Niedersachsen sponsors the grants at Haus für Medienkunst continually since 2001. Many of the works developed in Oldenburg have been shown in international exhibitions and have been awarded various prizes. With their support Stiftung Niedersachsen intends to encourage one of the leading sites for media art in Germany, in its highly qualitative profiling to make art creation possible and to create international networks as well as local cooperations.





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Haus für Medienkunst

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D-26121 Oldenburg



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