[buug-l] "top down" vs. "bottom up" bei Freie Software-Migrationen

Florian Cramer cantsin at zedat.fu-berlin.de
Mit Feb 25 23:21:18 CET 2004


Volker [Grassmuck] gegenüber habe ich mich skeptisch über Ankündigungen
großangelegter Open Content- und freier Software-Projekte geäußert,
wie sie jüngst von Gilberto Gil und der brasilianischen Regierung
gemacht wurden (siehe
<http://www.heise.de/newsticker/data/jk-03.12.03-001/>). Andere
Beispiele sind die schon 1998 angekündigte, gescheiterte Umstellung des
mexikanischen Schulsystem und aktuell die von Problemen geplagte freie
Software-Migration der Stadt München.

IMHO funktionieren Migrationen auf freie Software dann nicht, wenn sie
top-down beschlossen statt bottom-up implementiert werden, und vor allem
dann, wenn die Entscheider keine Techniker sind und keinen Überblick
über Ihre IT-Landschaft haben. 

Mit anderen Worten: Freie Software-Migrationen funktionieren dann prima
und haben GNU/Linux und *BSD zu ihrem guten Ruf verholfen, wenn
Sysadmins vor Ort aus Eigeninitiative z.B. Serverdienste von
Windows auf Systeme mit freier Software umtopfen. Sie gehen schief, wenn
Politiker und IT-Verantwortliche ohne technischen Sachverstand und ohne
Kenntnisse der Installationen vor Ort Migrationen beschließen (nicht
anders als auf Cebit-Prospekt-Grundlage von CIOs verfügte SAP- oder
Lotus Notes-Installationen). 

Slashdot-, Heise- und sonstige Meldungen über großflächige, politisch
motivierte Freie Software-Migrationen lese ich mit wachsender Skepsis. 

Die Frage ist, ob man dieses Thema in dieser Form auch auf den nächsten
Wizards of OS diskutieren sollte, - also im Extremfall mit einem Podium,
auf dem "bottom up"-Praktiker den "top down"-Theoretikern kräftig in die
Suppe spucken...

-F

-- 
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