[buug-l] "top down" vs. "bottom up" bei Freie Software-Migrationen
Jens Link
jenslink at quux.de
Don Feb 26 17:52:16 CET 2004
Florian Cramer <cantsin at zedat.fu-berlin.de> writes:
> Mit anderen Worten: Freie Software-Migrationen funktionieren dann prima
> und haben GNU/Linux und *BSD zu ihrem guten Ruf verholfen, wenn
> Sysadmins vor Ort aus Eigeninitiative z.B. Serverdienste von
> Windows auf Systeme mit freier Software umtopfen.
Das klappt aber nur, wenn die Admins bereit sind zu lernen, über ihren
eigenen Tellerrand zu schauen und sich umzustellen. Bei $Arbeitgeber
kann man das immer wieder gut sehen: Die wenigen fähigen Admins benutzen
auch OpenSource Lösungen um bestimmte Probleme zu lösen. Diese Lösungen
sind meistens auch wirklich gut.
Das Problem bei der Sache ist die grosse Masse der Admins, die nicht
Willens und teilweise auch nicht wirklich fähig ist, sich einmal mit
etwas anderem als Windows zu beschäftigen.
Beispiele:
1) Als bei uns ein Linux Router nicht funktionierte, hat mich mein
Abteilungsleiter[1] unterwegs angerufen und für mich Remote Hands
(und Eyes) gespielt, während die Admins (die alle schon X Jahre
"Erfahrung" im EDV Bereich haben und auch schon min. eine Linux
Schulungen besucht haben) weigern sich, würde das mir als Admin und
als Abteilungsleiter zu denken geben.
2) Einer unsere Admins will sich mit Samba beschäftigen (nach eine
wirklich guten Samba Schulung), packt Linux 9.0 (ähm für uns: SuSE
9.0) auf einen Rechner, installiert dort KDE und zeigt mir ganz
stolz, dass er über ein KDE GUI eine Freigabe erstellt hat. Beim
Versuch Debian auf seinem Laptop zu installieren hat er SuSE
plattgemacht, weil er nicht gelesen hat was auf dem Bildschirm steht.
3) Einem Kollegen, aus einem andren Bereich, hab ich abends, ein zwei mal
die Woche, beim Bier Linux erklärt, ihm gezeigt wie er einen Apache
installiert usw. Er hat mit Computern nur als Anwender zu tun, kann
aber mittlerweile besser als unsere restliche Admins mit Linux
umgehen.
Dies ist einer der Gründe warum mein Abteilungsleiter und ich Probleme
haben grossartig auf Linux zu migrieren. Nein, leider ist ein Austausch
der Admins keine Lösung. Gut, dass ein Ende meiner Arbeitszeit bei
$Arbeitgeber abzusehen ist und ich noch einige interessante Aufgaben
neben dem reinen Adminjob habe. Ehrlich gesagt habe ich bei uns auch die
Lust verloren Linux einzusetzen.
> Sie gehen schief, wenn Politiker und IT-Verantwortliche ohne
> technischen Sachverstand und ohne Kenntnisse der Installationen vor
> Ort Migrationen beschließen
Das geht grundsätzlich immer in die Hose. Bei $Arbeitgeber gibt es
diverse Beispiele. Lotus Notes wird bei uns als Mailsystem genutzt,
andere Funktionen werden vielleicht benutzt, wenn der enstprechende
Admin daran Interesse hat.
Dazu passend:
FdI 403: Strategische Entscheidung
Wir haben zwar keine Ahnung, aber die Präsentationen sahen toll bunt
aus, die Verkäufer haben uns zugelabert und trugen Schlips und
Anzug. Lediglich das Geräusch, das entstand, als der anwesende
Techniker (wer hat den eigentlich eingeladen, der trägt ja noch
nichtmal Anzug) seinen Kopf mehrfach gegen die Tischplatte schlug,
hat etwas gestört. (Alexander Schreiber)
(http://www.iks-jena.de/mitarb/lutz/usenet/Fachbegriffe.der.Informatik.html)
Fazit: Ohne qualifizierte und motivierte Admins geht die ganze Aktion
schief. Leider kann man bei uns (quasi öffentlicher Dienst) die
Mitarbeiter nur wieder schlecht loswerden.
Jens
Footnotes:
[1] Der eigentlich überhaupt nichts mit Administration zu tun hat.