[buug-ticker] ticker-test
Florian Cramer
cantsin@zedat.fu-berlin.de
Wed, 9 Oct 2002 13:41:49 +0200
@F
fc
@T
Linux
@U
Anregungen zur Linux Standard Base gesucht
@A
Die Free Standards Group (http://www.freestandards.org/) bittet
GNU/Linux-Anwender um Ergänzungen und Anregungen zu ihrer Spezifikation
der "Linux Standard Base". Unter
http://www.freestandards.org/linuxfuture/ steht zu diesem Zweck ein
Eingabeformular bereit. Die "Linux Standard Base", deren Version 1.2
kürzlich veröffentlicht wurde, ist ein offener Standard, der für
Distributions-übergreifende Kompatibilität von Linux-basierten
Betriebssystemen sorgen soll.
@H
Gewissermaßen als Parallelunternehmen zum POSIX-Standard legt die LSB
fest, welche Softwarekomponenten ein konformes System enthalten muß,
spezifiziert die Syntaxoptionen von Systemkommandos und, über den
Wirkungsbereich von POSIX hinaus, z.B. auch das Paketmanagement und die
Struktur von Init-Skripten. Dies soll vor allem die Binärkompatibilität
LSB-spezifizierter Distributionen sichern und somit eine attraktivere
Plattform für proprietäre, nicht im Quellcode und mit Make-Dateien
ausgelieferte Software schaffen.
Nicht nur aus diesem Grund ist die LSB
durchaus umstritten. Kommerziellen Distributoren gehen ihre
Standardisierungen nicht weit genug; das "United Linux" von SuSE,
Caldera/SCO und Conectiva ist de facto eine Erweiterung der LSB, die
auch die Wahl des Desktops (KDE) und einer zentralen
Konfigurations-Software (Yast2/Webmin) spezifiziert.
Ein anderer Kritikpunkt betrifft die Skalierung nach unten: Die LSB
schreibt de facto die Verwendung der GNU file utilities und der GNU text
utilities sowie der Glibc als C-Bibliothek vor,
Systemkommandos wie "tar" sind in der LSB nicht bloß nach POSIX
festgelegt, sondern mit GNU-spezifischen Erweiterungen. Dadurch
definiert die LSB ein im Vergleich zu traditionellen Unices und BSD sehr
umfangreiches System, statt z.B. für Shellskripte den kleinsten
gemeinsamen (POSIX-) Nenner als Kompatibilitätskriterium festzulegen.
Damit ist die LSB auch untauglich für Embedded-Distributionen, die
typischerweise auf verkleinerten C-Bibliotheken wie der µclibc oder der
dietlibc, auf verschlankten Unix-Systemprogrammen wie busybox und
kleinen Shells wie der ash basieren.
Und last not least verunklart die "Linux Standard Base" weiterhin den
Unterschied zwischen Linux, dem Kernel, und Linux-basierten
Betriebssystemen, die in der Regel GNU-Software als ihr Basis-Userland
verwenden. Da laut die LSB als bisher einzige Spezifikation eines
"Linux-Betriebssysteme" das GNU-Userland vorschreibt, liefert sie
unfreiwillig das beste Argument dafür, von "GNU/Linux" statt bloß von
"Linux" zu reden, wenn nicht nur der Kernel, sondern das gesamte
Betriebssystem gemeint ist.