[rohrpost] Fwd: Arbeitszwang, 22.11., BLN

Krystian Woznicki krystian@snafu.de
Sat, 17 Nov 2001 13:14:18 +0100


* http://www.callcenteroffensive.de *
Liebe Call Center Agents, liebe allgemein Interessierte,

wir laden Euch herzlich zu unserer Abendveranstaltung am 22.11.01 um 19:30=
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zum Thema Arbeitszwang im Kato (im U-Bhf. Schlesisches Tor) ein.  Als=20
Gastreferent begr=FC=DFen wir Frank Rentscher vom AK Erwerbslose im DGB=
 Marburg.

Eure CCO

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Arbeitszwang: Umschulungen, Fortbildungen und "Stelle statt St=FCtze"

Abendveranstaltung im Kato, im U-Bahnhof Schlesisches Tor, 22.11.2001,=20
19:30 Uhr

Zu Gast: Frank Rentscher vom AK Erwerbslose im DGB Marburg

Nachdem die schr=F6dersche Besch=E4ftigungsoffensive dem regierungsamtlichen=
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Erkl=E4rungsmuster und den Angaben Roland Kochs zufolge mal wieder an der=20
hartn=E4ckigen Faulheit der Erwerbslosen gescheitert ist, werden jetzt die=
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h=E4rteren Bandagen ausgepackt. Allein, das Erwerbslosendasein war schon=20
immer alles Andere als ein Leben unter Sonne, Strand und Palmen. Zum=20
schleichenden Ausschluss aus dem gesellschaftlichen Leben gesellten sich=20
bislang Sperrzeiten beim Arbeitsamt, K=FCrzungen der Sozialhilfe und im=20
Extremfall gar die vollst=E4ndige Streichung derselben. Schon seit den=20
Bismarckschen Anf=E4ngen des deutschen Sozialstaatsmodells bildeten derlei=
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sozialverwalterischen Zwangsma=DFnahmen die repressive Kehrseite allzu=20
romantischer Wohlfahrtstr=E4ume.

Nun kommt es aber noch dicker. Wurde fr=FCher zumindest dem Anspruch nach=20
noch ein Existenzminimum abgesichert, so sind Erwerbslose heute in der=20
=F6ffentlichen Wahrnehmung nur noch ein Kostenfaktor, den es zu begrenzen=20
gilt. Den vermeintlichen Arbeitsscheuen wird die Schuld an den steigenden=20
Sozialversicherungskosten in die Schuhe geschoben, diese Lohnnebenkosten=20
aber seien zum Wohle des "Standort Deutschland" abzusenken. Schuld seien=20
schlicht die Erwerbslosen selbst, hei=DFt es, weil sie zu unflexibel seien,=
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zu schlecht ausgebildet, oder gar zu faul und somit das soziale Netz=20
missbrauchen. Die neue Spezies des "Sozialschmarotzers" ward geboren. Dem=20
soll jetzt mit einem Mehr an Eigenverantwortung und lebensl=E4nglicher=20
Weiterqualifizierung und einem Weniger an unverfrorener Anspruchshaltung an=
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die Arbeitsbedingungen entgegen gewirkt werden. Die Ma=DFst=E4be der so=20
genannten Zumutbarkeit werden immer weiter nach unten korrigiert. Die=20
besonders Mutigen sollen =FCberdies im kalten Wasser der Selbstst=E4ndigkeit=
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das Schwimmen lernen, um alsbald in aufstrebenden Gr=FCnderunternehmen viele=
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neue sch=F6ne Arbeitspl=E4tze zu schaffen. Besondere Hoffnungen richten sich=
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dabei auf die Start-ups der Internet=F6konomie, auf den ausufernden=20
Marketingbereich und ganz allgemein auf jegliche Dienstleistungen zum=20
zweifelhaften Wohle von wem auch immer. Das wirklich Sch=F6ne an diesen ach=
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so neuen Arbeitspl=E4tzen aber sind die neuen Formen der=
 Arbeitsverh=E4ltnisse,=20
die keine Fesseln von Branchentarifvertr=E4gen mehr kennen, die die Idee des=
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bezahlten Urlaubs f=FCr obsolet erkl=E4ren. Alles ist so herrlich flexibel,=
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sind ruhig auch mal Arbeitszeiten von 7 Tagen die Woche drin, und wer sich=
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gebraucht f=FChlt, kann auch bis zu 80 Wochenstunden ranklotzen. Zur=20
Belohnung werden dann alle Eigent=FCmer ihrer Unternehmen, dann arbeitet es=
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sich noch besser.

Wer da nicht freiwillig mit macht, f=FCr den halten Arbeits- und Sozial=E4mt=
er=20
dann die richtigen Mittel bereit: Fortbildung und Umschlungen, auch=20
Arbeitsangebote, die nur ein Einkommen in der H=F6he der Arbeitslosenhilfe=
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versprechen (ungef=E4hr 1000 DM im Monat), sind mit der geb=FChrlichen=20
Dankbarkeit entgegen zu nehmen. Die Reihe der arbeitsmarktpolitischen=20
Segnungen lie=DFe sich noch lange fortsetzen. So kommt es dann auch zu den=
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netten Fortbildungen zum/zur Call-Center-AgentIn. Bei einer zweij=E4hrigen=
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Ausbildung, inklusive zweier Praktika von 6 Monaten =AD unbezahlt, versteht=
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sich. So bekommen die allseits subventionierten Betriebe auch gleich noch=20
ein paar unbezahlte Arbeitskr=E4fte dazu.

Wir wollen mit Betroffenen der ABM-=D6konomie, aber auch mit Vertretern von=
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Bildungseinrichtungen sowie mit AgentInnen aus Call Centern =FCber den Sinn=
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und Unsinn solcher Ma=DFnahmen diskutieren. Wir wollen einschl=E4gige=20
Erfahrungen zusammentragen. Was bringt das alles den Menschen in solchen=20
Ma=DFnahmen? Was haben die AgentInnen davon? Oder tragen vielleicht den=20
meisten Nutzen nur die gut verdienenden Bildungseinrichtungen davon? Neben=
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den Call-Center-Agenturen im Billiglohnsegment selbst nat=FCrlich.

Schreibt uns ruhig auch schon vor der Veranstaltung =AD an:=20
info@callcenteroffensive.de