[rohrpost]Hey,Mr. Taliban!

Marian Bichler rohrpost@mikrolisten.de
Thu, 27 Sep 2001 16:24:38 +0200


rohrpost@mikrolisten.de schreibt:
> Um eine Pipeline durch Afghanistan nach
>Pakistan an den indischen Ozean zu bauen, brauchte man ein stabiles
>       Regime in Afghanistan. Nach Jahren des Krieges und
>Bürgerkrieges
>versprachen die Taliban diese Stabilität."

Mich wundert, dass man bisher den Slogan "kein Blut für Öl" noch
nirgendwo gehört hat. Das war mein dritter Gedanke, nachdem das WTC
eingestürzt war. Außerdem drängt sich mir jener Teil aus 1984 auf, in
dem an der Peripherie der herrschenden Gesellschaft permanenter Krieg
propagiert wurde, um die Menschen in Opferbereitschaft zu halten.
Wenn man jetzt überlegt, dass der fossile Brennstoff Öl gar nicht mehr
so lang halten wird, frag ich mich: worum geht es hier? Darum, die
ganze Welt in Schach zu halten, damit die Rohstoff-Zufuhr kontrolliert
werden kann? Oder ist es der Auftakt zum Weltüberwachungs-Staat, damit
die Globalisierung ungehemmt durchgesetzt werden kann?  Ich neige
weder zu Paranoia noch zu Verschwörungstheorien. Aber wenn es heisst,
wir muessen uns auf einen jahrelangen Krieg einstimmen, dann will ich
nur eins wissen: Wer profitiert davon? Und was hat es für
mittelfristige Folgen für die Gesellschaft, sich auf einen jahrelangen
schleichenden Ausnahmezustand mit erweitertem staatlichem
Überwachungsapparat einzustellen?

Mich wundert, daß die Stimmen so duenn sind, die NEIN zum
amerikanischen Imperialismus und NEIN zur dazupassenden Terrorantwort
sagen. Mich entsetzt, dass die USA die UNO als unabhängige politische
Instanz zum Narren hält. Und ich finde folgenden Satz von Johan
Galtung für bedenkenswert: "Viele Afghanen sind verbittert. Sie sagen,
sie haben fünf Millionen Menschen im Krieg gegen die Sowjetunion 1979
bis 1989 verloren. Die Sowjetunion hat sich zurückgezogen. Sie sehen
sich als das Land, das die Welt vom Kalten Krieg befreit hat - und
niemand im Westen hat sich beim afghanischen Volk dafür bedankt. Sie
haben das Gefühl, dass es überhaupt keine Empathie für sie gibt."

Aber vielleicht ist die sich abzeichnende Albtraum-Wirklichkeit mit
einem Herrn Schill als Innenminister ja nichts weiter als die
Erinnerung daran, daß Wohlstand, für den andere bluten muessen, auch
seinen Preis hat? "Walled Garden" als Lebensprinzip? Und: welche
Alternativen gibt es? Was tun?

Marian Bichler