[rohrpost]Hey,Mr. Taliban!
Carsten Probst
rohrpost@mikrolisten.de
Thu, 27 Sep 2001 18:19:51 +0200
Das sind viele entscheidenden Fragen, Marian Bichler. Ein hervorragender
Beitrag, mit der beste,den ich zum Thema hier gelesen habe. Mir scheint, die
Wirkung der Fragen ist größer, wenn man sie als Fragen stehen läßt -. Es
finden sich viele Antworten, bändefüllend.
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: "Marian Bichler" <marian_bichler@magicvillage.de>
An: <rohrpost@mikrolisten.de>
Gesendet: Donnerstag, 27. September 2001 16:24
Betreff: Re: [rohrpost]Hey,Mr. Taliban!
> rohrpost@mikrolisten.de schreibt:
> > Um eine Pipeline durch Afghanistan nach
> >Pakistan an den indischen Ozean zu bauen, brauchte man ein stabiles
> > Regime in Afghanistan. Nach Jahren des Krieges und
> >Bürgerkrieges
> >versprachen die Taliban diese Stabilität."
>
> Mich wundert, dass man bisher den Slogan "kein Blut für Öl" noch
> nirgendwo gehört hat. Das war mein dritter Gedanke, nachdem das WTC
> eingestürzt war. Außerdem drängt sich mir jener Teil aus 1984 auf, in
> dem an der Peripherie der herrschenden Gesellschaft permanenter Krieg
> propagiert wurde, um die Menschen in Opferbereitschaft zu halten.
> Wenn man jetzt überlegt, dass der fossile Brennstoff Öl gar nicht mehr
> so lang halten wird, frag ich mich: worum geht es hier? Darum, die
> ganze Welt in Schach zu halten, damit die Rohstoff-Zufuhr kontrolliert
> werden kann? Oder ist es der Auftakt zum Weltüberwachungs-Staat, damit
> die Globalisierung ungehemmt durchgesetzt werden kann? Ich neige
> weder zu Paranoia noch zu Verschwörungstheorien. Aber wenn es heisst,
> wir muessen uns auf einen jahrelangen Krieg einstimmen, dann will ich
> nur eins wissen: Wer profitiert davon? Und was hat es für
> mittelfristige Folgen für die Gesellschaft, sich auf einen jahrelangen
> schleichenden Ausnahmezustand mit erweitertem staatlichem
> Überwachungsapparat einzustellen?
>
> Mich wundert, daß die Stimmen so duenn sind, die NEIN zum
> amerikanischen Imperialismus und NEIN zur dazupassenden Terrorantwort
> sagen. Mich entsetzt, dass die USA die UNO als unabhängige politische
> Instanz zum Narren hält. Und ich finde folgenden Satz von Johan
> Galtung für bedenkenswert: "Viele Afghanen sind verbittert. Sie sagen,
> sie haben fünf Millionen Menschen im Krieg gegen die Sowjetunion 1979
> bis 1989 verloren. Die Sowjetunion hat sich zurückgezogen. Sie sehen
> sich als das Land, das die Welt vom Kalten Krieg befreit hat - und
> niemand im Westen hat sich beim afghanischen Volk dafür bedankt. Sie
> haben das Gefühl, dass es überhaupt keine Empathie für sie gibt."
>
> Aber vielleicht ist die sich abzeichnende Albtraum-Wirklichkeit mit
> einem Herrn Schill als Innenminister ja nichts weiter als die
> Erinnerung daran, daß Wohlstand, für den andere bluten muessen, auch
> seinen Preis hat? "Walled Garden" als Lebensprinzip? Und: welche
> Alternativen gibt es? Was tun?
>
> Marian Bichler
>
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