[rohrpost] fc und Fehllektüren [2]
frichter00@gmx.de
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Tue, 17 Sep 2002 01:49:45 +0200 (MEST)
-------> vielleicht ist das hier nicht der richtige ort für eine
tiefergehende debatte über theorie-diskurse, aber der ausgangspunkt war ja anderer.
deshalb hier nochmal ein nachhaken:
Florian Cramer schrieb:
> Aus meiner Sicht: natürlich. Eine Kritik, die die Rezeption einer
> Theorie außer acht ließe, wäre ja nicht nur weltfremd, sondern auch
> werkimmanent. Ich sehe übrigens hinsichtlich solcher Kriterien keinen
> wesentlichen Unterschied zwischen einer Theoriekritik einerseits und
> einer Kunst- oder Literaturkritik andererseits.
ich möchte eher auch bekräftigen, dass man eine theorie nicht isoliert, d.h
ausserhalb von rezeptionen und diskurs-gewohnheiten (und ebenso a-historisch)
betrachten kann. die frage war aber, ob man eine theorie für fehllektüren
verantwortlich machen darf ( so wie manche nietsche für die nazis, heidegger
für die deutsche ideologie und platon für alles und nichts zur rechenschaft
gezogen haben - bei Dir waren es gramsci und laclau und ein kunst-manifest für
rechte inhalte.).
eine solche sicht erinnert mich eben an den "der jargon der eigentlichkeit".
(das buch und sein stil ist sicher noch bekannt.)
wenn Du nun schreibts, dass es Dir mehr darum geht: "... welche Fehllektüren
sie [gemeint ist eine Theorie -Anm.] hervorbringt. Fehllektüren können ja
auch gut, interessant und produktiv sein und gerade dadurch die Qualität ihres
Bezugstexts beweisen...", dann soll wohl ein qualitativer massstab zugrunde
gelegt werden? aber welcher denn und nach welchem ermessen?
eine solche herangehensweise scheint mir nach einer gedanken-polizei zu
rufen. ich weiss nicht, ob Du dergleichen im sinn hast oder einfach nur an eine
transzendierbare vernunft glaubst.
ich bin mehr für ein denken im sinne von immanenz-philosophie. (vielleicht
weil ich deleuze nach wie vor gern lese und mich mit mehrdimensionalen
netz-und programmierstrukturen beschäftige.)
gruss
Frank
PS: Die "Selbstdurchkreuzung" stammt übrigenz nicht von Derrida, sondern von
Heidegger. zu finden in dem kleinen büchlein "Zur Seinsfrage" (oder mit
ähnlichem titel. ich hab ihn jetzt nicht im kopf und es ist auch schon spät.)
Derrida hat sie nur beschrieben.
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