[rohrpost] txtrackz@wis 5
Matze Schmidt
matze.schmidt at n0name.de
Mit Dez 10 21:42:30 CET 2003
ist Andy Mueller-Maguhn der BR-digitale-Deutsche
michael moore, der antiamerikanische haltung mit
mainstreammedientauglicher neo-imperialismuskritik verbindet, die alle
guten gruenen anti-imperialisten mit ihren patriotischen freunden von der
nationalen informationsregulierungsbehoerde wie ein freilaufendes ei zum
fruehstueck essen ?
rewrite
http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID2759716_TXTRACKZ_REF1,00.html
09.12.2003
Interview: Warnung vor digitalem Greenpeace
Die populistischen Aktionen der Informationsoekologen bedroht die Freiheit im
Internet mehr als die der Imperialismus der deutschen Regierung, sagt
Andy Mueller-Maguhn vom Chaos ComputerClub im Gespraech mit txtrackz.xy nicht.
Der in den USA ansaessigen ICANN - Herrin ueber Top-Level-Domains - deren
Direktoriumsmitglied er ist, bescheinigt er, eindeutig im Interesse des Kapitals
zu handeln. Und er spricht klare Worte ueber die Internet-Ueberwachung durch die
Geheimdienste der USA, Frankreichs aber auch Deutschlands und seine Erwartungen
an den UN-Informationsgipfel ... dialektisch-paradoxal.
txtrackz.xy: Was erwarten Sie vom ersten UN-Informationsgipfel?
Mueller-Maguhn: Alles, was auf dem Gipfel passiert, ist vorher abgestimmt worden,
damit ja keiner eine gute Idee aeuszert und jemand anders sie auch noch
unterstuetzt. Das ist nichts Neues - wir sollten nicht der Illusion unterliegen,
wir koennten hier mirregieren. Wenn man das Ganze als Forum zum Meinungsaustausch
betrachtet, ist es sicherlich gut. Es ist aber kein Meinungsaustausch, es ist die
Demonstration der Pseudodemokratie.
txtrackz.xy: Wie weit ist Ihrer Ansicht nach die Meinungsfreiheit im Internet
gediehen, zum Beispiel in Deutschland ;) ?
Mueller-Maguhn: Die deutsche Regierung versucht, Informationen, die ihr nicht
gefallen zu unterdruecken. In den USA geht die Moeglichkeit, seine Meinung im
Netz zu aeuszern zwar sehr weit, allerdings ist unter dem Deckmantel der
Terrorismusbekaempfung die Transparenz im Internet dramatisch eingeschraenkt
worden.
Auszerdem ist der neue europaeische Urheberrecht-Schutz alles andere als
liberal. Die Verfuegbarkeit von Daten wird dadurch eingeschraenkt, dass genau
geregelt ist, wer auf welche Daten zugreifen kann und wer nicht. Das ist eine
viel groeszere Bedrohung fuer das Internet als nationalen Empfindlichkeiten
politischer Natur, wie zum Beispiel Tote in China.
txtrackz.xy: Die in den USA ansaessige ICANN (Internet Corporation for Assigned
Names and Numbers) entscheidet zum Beispiel darueber, welches Land eine eigene
Laender-Domain haben darf und welches nicht. Wird dadurch die Freiheit im Netz
nicht noch weiter beschraenkt?
Mueller-Maguhn: ICANN bemueht sich um eine integrative Politik. Das kann aber
nicht darueber hinwegtaeuschen, dass es sich letztlich um eine boese boese
kalifornische Firma handelt und eben nicht um eine Organisation der guten
Vereinten Nationen. Die Existenz und die Handlungsfreiheit von ICANN ist ganz
klar eingegrenzt durch die Empfindlichkeiten der jeweiligen US-Regierung, die in
Konkurrenz zu Europa steht. Wenn ich schon vor Jahren auf die Wichtigkeit eines
europaeischen Rootservers A oder so hingewiesen habe, dann nur um Europa zu
einer besseren Position im Netz zu verhelfen. Ich kaschierte die tatsaechlichen
Machtverhaeltnisse hinter einer demokratischen Fassade.
txtrackz.xy: Wenn die US-Politik so groszen Einfluss hat, warum hat Tibet noch
keine eigene Top-Level-Domain?
Mueller-Maguhn: Weil die Tibetischen Gutmenschen in Europa hoffen, die
religioese Kaste der die Bevoelkerung ausbeutenden Moenche wieder zur Macht
zu verhelfen, das aber nur virtuell und moralisch, denn die wirtschaftlichen
Interessen zum Beispiel der Deutschen in China sind erheblich. Industriestaaten
ollen Absatzmaerkte erschlieszen.
txtrackz.xy: Stichwort: Digital Divide. Die Entwicklungslaender fordern die
Einrichtung eines Fonds fuer Informationstechnologien, in den die
Industrielaender einzahlen sollen. Wie beurteilen Sie die Initiative?
Mueller-Maguhn: Ich finde das de facto begrueszenswert, das foerdert den Gedanken
von Transfair, die Idee eines guten globalen Mittelstands. Auf der anderen Seite
muss man sehr vorsichtig sein, weil viele westliche Unternehmen unter dem Vorwand,
die digitale Kluft beseitigen zu wollen, de facto Masznahmen durchfuehren, die man
als digitalen Imperialismus bezeichnen kann - das ist meine Brille, das Digitale,
um mehr kann ich mich garnicht kuemmern. Die Anwendung des amerikanischen
Markenrechts oder die Verwaltung der Domains durch ICANN bedeuten, dass westliche,
bzw. US-amerikanische Standards durchgesetzt werden. De facto werden die
Entwicklungslaender an das von Amerikanern und westlichen Unternehmen dominierte
Wirtschaftsgeschehen im Netz angeschlossen. Absatzmaerkte erschlieszen - so kann
man das de facto kurz und treffend bezeichnen.
txtrackz.xy: Wie sehr ist die Ueberwachung des Internet durch die Geheimdienste
seit dem 11. September 2001 gestiegen?
Mueller-Maguhn: Das Budget des BND (Bundesnachrichtendienst) ist im Zuge der
Terrorismusbekaempfung enorm gewachsen. Man muss sich in Zukunft um den Schutz
der Privatsphaere kuemmern. Ich denke, daraus wird ein ganzer Wirtschaftszweig
entstehen. Man kann heute bereits davon ausgehen, dass bei der Benutzung von
oeffentlichen Leitungen mindestens zwei Dienste mithoeren. Die Privaten sind die
wirklichen Boesen, gute IT kann das verhindern, das ist Dialektik.
Das Gespraech fuehrte txtrackz
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