[rohrpost] Wie es ihr gefiel. Das Leben und die Geschlechter der Billy Tipton.

das ende der nahrungskette jg at monochrom.at
Mit Jun 18 11:18:21 CEST 2003


Wie es ihr gefiel. Das Leben und die Geschlechter der Billy Tipton.

Donnerstag, 19. Juni 2003. 20:30 im monochrom-Raum im MQ/Wien (siehe Lageplan:
http://quartier21.mqw.at/uebersichtsplan/index.html )

Billy Tipton 1914 bis 1989. Er spielte Saxophon, hatte eine Band, später eine
Musikagentur. Er heiratete, adoptierte drei Jungs. Er schlug sich durchs Leben
in den USA der Depression, der Kriegs- und Nachkriegszeiten. Er war gut, aber
wurde nie berühmt. Er machte eben etwas ganz Normales: Reisen und in einer
Band
spielen, Leben und Musik professionell in Einklang bringen. Schlagzeilen in
den
Berichten aus aller Welt machte Billy Tipton erst im Tod: Bei der Leiche des
Musikers und Agenturbetreibers, der allein in seinem Wohnwagen verstorben war,
handelte es sich um den Körper einer normal entwickelten 75-jährigen Frau. 
"I wanna" heißt ein Song von Moe Tucker: "Ich will!" 
Ich will dabei sein, ich will mitmachen. Keine Selbstverständlichkeit für ein
weißes Mädchen aus der Mittelschicht in den 30ern, dem allenfalls Singen und
Klavierspielen als musikalische Tätigkeiten gestattet war - aber das bitte
nicht in irgendwelchen Jazzkneipen. Genderbending ist ein Schlagwort von heute
und Drag Kings - also Frauen in Männerkleidung - stoßen auf Interesse im
Diskurs. Das Abenteuerliche und Atemberaubende am Leben der Musikerin Billy
Tipton, die in den 30er Jahren aktiv wurde, ist, dass sie all diese Diskurse
schon mal vorweggelebt hatte - und werden wir erfahren, ob sie wirklich lieber
ein Mann sein wollte oder einfach nur ein Saxophonist? Eins erfahren wir auf
alle Fälle - wie sehr unsere Wahrnehmung von Geschlecht von Zuschreibungen
abhängt, von Erwartungen, von vorgefassten Urteilen. Nicht umsonst sagt die
Drag Queen Rue Paul: "You're born naked - and the rest is drag."

Tine Plesch, ... 
... Mitherausgeberin von "testcard - beiträge zur popgeschichte" (
http://www.testcard.de/ ) und Musikredakteurin beim freien Radio Z in
Nürnberg -
zeichnet, unterstützt durch die exzellente Billy-Tipton-Biografie von Diane
Wood Middlebrook, das Leben von Billy Tipton nach. Ergänzt durch Dias und
Musikbeispiele entsteht ein Zeitbild, das nicht nur Gender-Trouble-Theorie mit
früher Praxis konfrontiert, sondern auch die Geschichte von Frauen im Jazz
reflektiert. 

Zu sehen und hören ist das im monochrom-Raum im MQ (siehe Lageplan:
http://quartier21.mqw.at/uebersichtsplan/index.html ) - am Donnerstag, den 19.
Juni 2003 um 20:30 Uhr.