[rohrpost] Malmoe ueber Open Source und die Grenzen der Offenheit

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Fre Jul 2 23:03:04 CEST 2004



Matze Schmidt wrote:
> ich glaube nicht an "citizens' rights". sog. buergerrechte sind ein
> dreck (d. potsdamer platz in b gestern abend war das momentan treffenste
> beispiel, wo fotografen - u.a. auch ich - von security abgehalten werden
> sollten, die szenerie fussballguckender menschen im sony center zu
> fotografieren).

Das ist dann ja wohl nicht "Bürgerrechte"-EinDreck, sondern. man kümmert 
sich zu real wenig darum. Hier ist der Lobby Schwäche vorzuwerfen, die 
man aber bestimmt nicht bekämpft, indem man die verunglimpft, die etwas tun.

  der CC-copyright"diskurs" kommt mir wie ein
> selbstprivilegierungsclub vor ... wir unterzeichnen den neuen unseren
> NGO-stil im fahrwasser der WSIS. die WOS als temporaere mini-NGO mit der
> fantasie demokratischer kontrolle ueber maerkte. attac unterwirft sich
> der gleichen irrigen annaheme.
> 

dir ist sicherlich aufgefallen, dass es bei den WSIs-CivSoc Leuten eine 
Spaltung gibt in die jungen, strukturellen Problemeangeher und die alten 
Pründekämpfer, die meinen mit einem Digital Soli fond die Probleme der 
Menschheit lösen zu können, gibt. Ich vermute darin mehr ein 
Beschäftigungsprogramm für Frühstücksdirektoren und 
Entwicklungshilfeindustrie.

> mh, etwas zu ungenau. mit ressourcen kann man bezeichen: eigentum an
> produktionsmitteln (maschinen, real estate) und know-how (das schema der
> info.gesellschaft in der produktion). "wissen als ressource" geht aber
> an dem vorbei - stimme dir darin zu - was es heiszt wissen zu nutzen,
> bzw. wie es i.d. produktion ueberhaupt zum tragen kommt, naemlich durch
> arbeit (lohnarbeit). was wist ihr potential fuer die seitens des
> arbeit"gebers" gekaufte arbeitsleistung. jeder schuhputzer waere also
> wissensressourcen-traeger (es sei denn er verwechselt die weisze mit der
> schwarzen schuhcreme, dann macht er fehler, sabotage oder kunst).
> 
> zu "künstlich verknappt": das ist eines der wichtigsten theoreme der
> oekonux-gruppe und uebrigens auch der gesamten ontischen basierung der
> argumentationslinien der berliner reformisten um volker grassmuck u.a.,

Ja, das ist so eine Phrase, ich weiss. die hat bei digitalen Gütern auch 
ihre Berechtigung. Man sollte immaterielle Güter/dienste nicht mit 
Realgütern verwechseln. Stichwort GK--> 0, das ist, auch wenn 
Hammerschmidt zu unrecht dagegen polemisiert, Fakt.

> etwa so: quasi unendlich fluide kopierbares immaterial (daten) werden
> mit DRM und durch Copyrights kuenstlich verknappt, also die groesze ihrer
> potenziellen verfuegbarkeit auf dem markt reduziert, um *die*
> wertschoepfungskette zu sichern, die momentan gefahr laeuft abzubrechen,
> bzw. der kontrolle der etablierten industrien zu entrinnen.



  was sich
> hier als worst case z.b. der musikindutrie andeutet, ist fuer die
> andere seite, die "kreativen" das erhoffte erfolgsszenario.
> 
> gegenargument und -taktik fuer beide pole dieses dichotoms waere das fakt
> der ueberproduktion. etwa so: gesamtgesellschaftlich gibt es einen
> ueberaustosz an guetern und gerade nicht die menge, die tatsaechlich
> benoetigt wird. 

Es müssten also weniger Güter produziert werden??


warum? unter dem musz der profitmaximierung ist jeder
> player (jeder kapitalist) bestrebt den absatz moeglichst hoch zu
> bringen (padeluun nannte es auf einer cebit im chor mit dem publikum mal
> "umsatz, umsatz"). warum sollte sich ein direktdistributor (wie wir ihn
> ja in form des quelle versands usw. laengst haben), oder sagen wir
> besser: warum sollte sich ein *mittelstaendischer* direktdistributor die
> gelegenheit entgehen lassen, seinen absatz moeglichst hoch zu treiben?

Absatzmaximierung oder Umsatzmaximierung ist kein ökonomisch sinnvolles 
Ziel aus Sicht eines Unternehmens. Umsatzmaximierung wird von 
Marketingleuten unter der Prämisse angetrebt, dass Umsatz gewinnbringend 
ist. Damit haben sich schon viele Unternehmen ruiniert.


> an den mythos des deutschen techno-ethos mit den kleinen mengen vinyl-platten
> (1000 reichen zum beruehmt werden) 'nur fuer die szene weltwei' glaubt
> doch keiner. im idealfalll wird er expandieren, um ueberzuproduzieren,
> um gewinn zu machen. er verknappt also nicht, sondern ueberproduziert
> (endstation krabbeltisch und "billig,-").

Wo ist das Problem? Was ist daran Überproduktion?

> 
> dagegen wirft die immaterielle nun ein, dasz die datenmaerkte sich dagegen
> viel genauer selbstregulieren, nur das wuerde sozusagen just-in-time
> produziert, was benoetigt wird, nur die menge wird kopiert
> (re-produziert), was die menge der konsumenten will. da das
> immaterielle Gut aber nie - und zwar absolut nie - ohne materielles
> auskommt (physikalisch sogar selbst materiell ist, eben im-materiell),
> bedeutet wohl, dasz egal auf welchem untersektor die direktproduktion
> und distribution vorhanden ist, die Produktion der Gueter, die zur
> Produktion der Gueter, die fuer die Herstellung der immateriellen Gueter
> notwendig sind, weiterlaeuft. 

Das sind aber nur die "Träger". Natürlich braucht man Papier für Bücher 
usw. Das Verhältnis Träger zu immateriagut sinkt aber zuungunsten des 
Trägers. Eine CD mit 400 elektronischen Büchern kann man eben nicht 
vergleichen mit der Papierwüste. Und in zehn Jahren passt eine 
bibliothek auf ein digitales Medium für zwei fuffzig.


nur mal das bedacht, geht das schutzbiotop
> Creative Commons systemisch den bach runter.

Dann wäre es ja auch keine "Gefahr". Es ist ja kein biotop, sondern 
Güter mit anderen Eigenschaften
> 
> Lessig redet auch unsinn, wenn er sagt, das 20. jahrhundert sei das des
> konsums gewesen und das 21. jahrhundert sei nun das der kreativen
> produktion.(http://www.golem.de/0406/31857.html) entweder er hat
> offenbar keine vorstellung von gueterproduktion im allgemeinen, oder er
> setzt taktisch ganz auf den kultursektor und genau das sagt er ja auch.
> er redet von "Kulturwelt", was immer das auch sein mag. 

Lessig ist ein popularisiere, ein Redner. Sein Buch Code and the laws of 
cyberspace ist aber wert gelesen zu werden.

Denke mal an die Bedeutung der Landwirtschaft vor 100 Jahren für die 
"güterversorgung". Heute gehen wir davon aus, dass es keinen Mangel an 
LW-Erzeugnissen gibt, sondern in der Tat Überproduktion. Folge ist, dass 
alle zu essen haben und ein Landwirt deutlich mehr Leute versorgt, 
Arbeitskraft in der LW freigesetzt wurde.

dasz die
> Berliner Erklaerung dem folgt, und man sehe sich die bezeichnende liste
> der unterzeichner an, kann mann sektiererisch nennen, nicht die versuche
> das zu kritisieren. sektiererisch deshalb, weil hier ein sektor fuer
> sich selbst spricht, ein ad-hoc lobbyverband mit dem klaren
> arbeit"geber"haften-ziel: "[...] can jump-start the development of
> innovative and diversified markets for the delivery of cultural goods
> [...]." (http://wizards-of-os.org/index.php?id=1699), das man nicht nur
> als opportunistisches argument werten sollte, das in der tradition der
> - und da ist es wieder - gruenen "vielheit" steht (diversified markets).
> vorwaerst zurueck zu den tante emma laeden, in denen sich die leute die
> ruecken (koepfe) krumm (grau) arbeiten.

Schön, aber was ist dein Alternativkonzept?

> alles hier superverkuerzt, polemix(TM) & sicher nicht ganz richtig gesagt.
> 
> m
> 
>