[rohrpost] Krieg der Texter Interview

readymadegod onomastik at braan.org
Mon Jul 5 17:11:32 CEST 2004


Guten Tag,

folgender schlechter link wurde hier ausgemacht:

http://de.wikipedia.org/w/wiki.phtml?title=Julia_Kristeva&action=edit

Wa kann es bloss inerhalb der differance bedeuten, auf  
title=Julia_Kristeva
action=edit anzuwenden?

Gibt es auch title=Julia_Kristeva&action=delete?

Oder: title=Julia_Kristeva&action=submit? Ein brief an Julia Kristeva,  
kommt
der immer an? Oder kommt er immer nie an?

Nicht vielleicht, aber niemals nicht nicht.

> Différance
> aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
> (http://de.wikipedia.org/wiki/Diff%E9rance)
>
> Der vom französischen Philosophen Jacques Différance durch  
> unterschiedliche
> Autoren (Richard Rorty, Mark Lilla, jede/r Wreader) emanzipierte
> Neologismus différance ist ein Schlüsselwort des Dekonstruktivismus,  
> das
> bereits in seiner äußeren Form den Gedanken veranschaulichen soll, den
> es repräsentieren soll: die Differenz, die aus dem permanenten Aufschub
> entsteht, welche mit dem Wort "différance" gesetzt wird.
>
> Différance ist - so die grammatikalische Interpretation - die
> substantivierte Form der Verben différencier (frz. "einen Unterschied
> setzen") und différer (hier: "aufschieben"). Durch Veränderung des
> Suffix zum passivischen -ance entsteht ein Abstraktum, das sich selbst
> einerseits erklärt, andererseits ad absurdum führt. Es ist ein
> Bezeichner (das Wort différance) entstanden, dessen Bezeichnetes (die
> gedankliche Differenz) sogleich in sich verschoben wird. Das die
> Bedeutung tragende a ist zwar lesbar, nicht aber hörbar; es wird
> gleichsam "nicht realisiert" und verweist darin auf den Rückbezug jeder
> Kommunikation auf jene paradoxe "Ur-Schrift", die die Bedeutung jeder
> kulturellen und geistigen Handlung erzeugt. Der zweifache Akt der
> Dekonstruktion im Spannungsfeld von zeitlicher und räumlicher
> Verschiebung wird damit symbolisch nachgezeichnet, bzw. vorgezeichnet,
> denn die Wortsetzung ist auch als Modell (bzw. Konzept) für ein
> Ausweichen (Rorty 1993) vor der fixen Form eines Begriffs zu verstehen.
> différance wird damit zur Handlung, zur Performanz im Schreibakt.
>
> Ferdinand de Auffassung Saussures, es gäbe in der Sprache nur
> Differenzen ohne positive Einzelglieder, wird in Différance
> radikalisiert. Das System sprachlicher Differenzierungen ist damit  
> nicht
> mehr an Signifikate gebunden, wie z. B. an das Bedeutung tragende
> Phonem. Vielmehr wird aus der Vorstellung von Arbitrarität, d. h. der
> Willkürlichkeit von [[Zeichen], hier der Prozess von fortwährendem
> Sich-Unterscheiden (durch Aufschub, Zurückweisung, Umwege usw.) und von
> gegenseitigen Verweisen der Signifikanten, ein Spiel der Differänzen
> ohne erkennbares Zentrum und klar auszumachende Hierarchien. Bedeutung
> ist darin immer relational, niemals sich selbst konstituierend, da
> Différance sowohl die unbestimmbare Wurzel ohne Anfang, von
> Unterschieden als auch Vorbedingung aller Bedeutungen und Strukturen
> ist.
>
> Derrida steht mit seinem Gedanken in einer kritischen 'Tradition' zu
> Martin Heidegger wie auch Ludwig Wittgenstein. Darum ist Différance  
> nach
> seiner eigenen Zielsetzung auch weder nur strukturalistisch noch nur
> genetisch zu interpretieren, diese Unterscheidung wäre wiederum eine
> Wirkung von Différance. Eine besondere Tragweite erlangte Différance so
> als Ausgangspunkt für die Selbstkritik des Feminismus und den daraus
> entwickelten Ansatz der Gender Studies, da der Glaube an eine  
> gemeinsame
> weibliche Identität bzw. an "das Weibliche" als Ergebnis von Denken in
> dichotomen Logikmodellen durch die Dekonstruktion grundlegend in Frage
> gestellt wurde. Neuere Autoren, die wie Paul D. Miller als DJ
> (DiskJockey) arbeiten, greifen die Différance als taktischen Begriff  
> für
> ihre Werkgenese auf.
>
> Damit ist différance weder Artikel noch Name. Nach Richard Rorty's
> Erzählung (Rorty 1993) enstand sie genuin aus einem Rechtschreibefehler
> von Jacques Derrida. Indem nämlich "différence" zu différance wurde.  
> Sie
> ist eine Wendung, entstanden durch einen produktiven Fehler aus der
> Praxis des Schreibens heraus. Sie ist damit Fehler & Funktion. Eine
> selbstreflexive Spektive auf Text und Textproduktion ist daher
> unumgänglich.
>
> Beispiel: Die diff%E9rance, die (übers.) Differanz, wie sie in der
> Adresszeile des Browsers des Wikipedia-Nutzers steht
> (http://de.wikipedia.org/w/wiki.phtml? 
> title=diff%E9rance&action=submit),
> ergibt sich aus dem Unterschied, der gemacht werden muss:
>
>
> différence | différance = a
>
>
> oder
>
>
> différance | diff%E9rance = %E9.
>
>
> Der "Hinweis: Dies ist nur eine Vorschau, der Artikel wurde noch nicht
> gespeichert!", der allen Wikipedia-Autorinnen im Modus "Bearbeiten  
> eines
> Artikels" erscheint, gilt also letztlich permanent. Die Vorschau des
> Schreibens, als Performanz, besteht immer, da jeder Artikel im Lexikon,
> der zu jedem anderen Artikel einen Unterschied enthält und macht, die
> antizipierende Vorschau des anderen ist, von dem er sich unterscheiden
> soll. Damit ist jeder lexikalische Artikel neutral im Sinn seiner
> negativen Überbrückung. Denn zwischen ihm und dem anderen Artikel wird
> unterschieden, wie bei einer verweisenden, quasi "überbrückenden",
> Gelenkstelle - dem Junktor und der Verknüpfung (hypertextuell
> "Hyperlink"). Dadurch entsteht ein Abstand von Artikel zu Artikel, der
> die Differenz ausmacht. Die jedoch nicht nur den Unterschied zwischen
> den beiden Textblöcken an ihren Adressen (in Wikipedia ihr URL) im
> Hypertext meint, und nicht nur ihre jeweils andersgearteten  
> inhaltlichen
> Aussagen, sondern
>
>
> a) auch die Kluft, die grundsätzlich nötig ist, um eine Aussage von der
> anderen zu differenzieren (Parenthese), und
>
>
> b) den sich in ihr bildenden Aufschub der Möglichkeit, eine der
> Interpretationen des Bedeutungsinhalts zu fixieren.
>
>
> Die différance garantiert also begriffliche Gegensätze.
>
> Ein Artikel ist jedoch nicht "neutral" im Sinn des Schreibens aus einer
> archimedischen Position heraus (dem "neutralen Standpunkt", englisch:
> neutral point of view, kurz NSK, Neutraler Standpunkt), die es erlaube
> "unparteiisch" konträre Parteien zu bedienen. Der Neutrale Standpunkt
> ist in der Logik zweier Aussage-Elemente (z.B. Lexikonartikel) bereits
> eine dritte Position, die moderativ einen Wissensstand (er)finden muss,
> vom dem aus sie argumentativ agiert. Die naive Vorstellung des  
> einfachen
> Nachvollzugs eines Sinnzusammenhangs seitens des Lesers, entstanden aus
> einem Suchbegriff, ist somit unhaltbar, u.a. auch weil der Stand des
> Wissens in sich 1. hoch dynamisch und akkumulativ ist (vgl. z.B. die
> Funktion "Versionen" im Online-Lexikon Wikipedia, die es den Autorinnen
> der Enzyklopädie erlaubt, alle Änderungen an einem Artikel einzusehen
> und deren Zahl sich mit jeder Korrektur oder Redigierung erhöht), und  
> 2.
> der Leseakt bereits als aktive Zusammenstellung von Bedeutung angesehen
> werden muss. Ein Artikel als Element eines Textarchivs, genannt Lexikon
> oder Enzyklopädie, steht demnach immer unter dem Zwang seiner
> unendlichen Fortführung (dem Aufschub) in Versionen (Version), dem "to
> be continued!" = ...
>
> Somit lässt sich der Terminus différance vorläufig als basale Kritik an
> der Praxis der philosophischen und überhaupt aller Textproduktion
> verstehen. Sie kann in dem mit ihr vorgeschlagenen Charakter der
> dekonstruierenden Lese- und Schreibart nicht unbedingt der Disziplin
> Philosophie zugeordnet werden. Auch der Bezug zum Begriff der
> Intertextualität von Julia Kristeva ist nicht unproblematisch, da es
> sich bei dem Konzept (oder Modell) der différance um die Vorstellung
> eines andauernden Aufschubs im unendlichen "allgemeinen Text" selbst
> handelt, und nicht - wie eine reduktionistische Auslegung der Schriften
> Kristevas meint - um die banale Unterscheidung unterschiedlicher Texte
> von unterschiedlichen Autoren an unterschiedlichen Adressen im  
> Textraum.
>
> Siehe auch: Dekonstruktivismus, Intertextualität, Julia Kristeva
>
> Quellen
>
> * Jacques Différance. "Le fort-da". in: Théorie d'ensemble. Seuil:
> Paris, 1968. S. 41?66.
>
> * Richard Rorty. "Dekonstruieren und Ausweiden". in: Eine Kultur ohne
> Zentrum. Reclam: Stuttgart, 1993. S. 139.
>
> * Mark Lilla. The Reckless Mind Intellectuals in Politics. New York
> Review of Books: New York, 2001.
>
> * Literaturwissenschaft-online. "différance".
> http://www.literaturwissenschaft-online.uni-kiel.de/hilfsmittel/ 
> glossar.asp?le
> tter=D
> [05.07.2004]
>
> * Wikipedia, the free encyclopedia (engl.). "Différance".
> http://en.wikipedia.org/wiki/Diff%E9rance
>
> ----------------------------------------------------------------------- 
> ---
>
> Wikipedia Eins plus - Die DIFFÉRANCEoffensive ist ein Projekt zur
> neo-klassischen Dekonstruktion von Artikeln auf der Baustelle.
> http://www.n0name.de/
> http://de.wikipedia.org/wiki/Spezial:Search?search=diff%E9rance&go=Los
> http://de.wikipedia.org/wiki/Neutral
> http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Qualit%E4tsoffensive
>
> Wikipedia:Löschkandidaten/3. Juli 2004
> http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:L%F6schkandidaten/ 
> 3._Juli_2004#Diff.E9r
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