[rohrpost] [monochrom] Extremboutique Nagy: Die guten Atmosphären

das ende der nahrungskette jg at monochrom.at
Mon Mar 29 17:05:37 CEST 2004


monochrom
E x t r e m b o u t i q u e   N a g y : 
D i e   g u t e n   A t m o s p h ä r e n 
 
1. April 2004
19 Uhr
Laden / Lothringerstrasse 13 / München

3. April 2004
20 Uhr (pünktlich!)
Club der polnischen Versager / Berlin

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Extremboutique Nagy: Die guten Atmosphären

Erstens (Überbau) // In den letzten Jahren entwickelte sich in vielen
geisteswissenschaftlichen Disziplinen die Erforschung und Diskussion von
„Atmosphären“, verstanden als die emotionale Wahrnehmung sinnlicher
Ereignisse und Ereignisräume. PhilosophInnen, KulturtheoretikerInnen,
KommunikationswissenschaftlerInnen, ArchitektInnen, Stadt- und
RaumplanerInnen, KünstlerInnen, AusstellungsmacherInn und viele mehr haben
wichtige Beiträge zu diesem Diskurs geliefert. monochrom hat diese Stimmen
gesammelt, gesichtet, ausgewertet, durcheinandergewürfelt und die Ernte zu
einer abendfüllenden Powerpointoperette fusioniert: Das Ergebnis ist ein
90-minütiges Restessen aus Powerpointeinspielungen, Livemusik (und wir
meinen: Livemusik!), Installation, Klangwolke, Medienkritik (incl.
Kritik-der-Medienkritik und deren Kritik), Bildungsroman, Gala,
Archäologie, Diskurskritik (incl. Kritik-der-Diskurskritik und deren
Kritik) und ordentlich Schmerz bzw. Schmelz. Simultan-Phänomenologie,
Geschwür und ein Ballett der Ränder. Die geradebrechte Geballtheit ist
indes nur ein stummer Schrei nach Liebe zum Detail.

Zweitens (Handlung) // Der outgeplacte Textilbranchler Boom Springfield,
gestresst von Alltag, Wohnsituation und Captain Abramowitsch erfährt durch
seinen Freund Josh D. Stangassinger aus der IT-Branche von der
Extremboutique Nagy, wo es eine hervorragende Atmosphäre geben soll. Die
Suche nach besagtem Etablissement gestaltet sich jedoch schwierig. Die
„Wächterinnen der guten Atmosphäre“ tauchen beharrlich auf und geben ihm in
verklausalierten Coachings zu Denken. Immer ist Boom innerlich für den
Eintritt in die Boutique noch nicht bereit. Er muss noch lernen,
reflektieren, spüren, optimieren, Allianzen knüpfen, verschlanken,
downloaden, selbsterfahren und den interpersonellen Relaunch wagen, was
auch bedeutet, das er seinem Umfeld (eigentlich nur Josh D. Stangassinger
aus der IT-Branche) auf der Tasche liegt. Über die Jahre versucht er seine
Softskills in den Bereichen Kommunikation, Mystik, Philosophie,
Psychologie, feministische Literaturwissenschaft und Kulturkritik etc. zu
entwickeln, so zu stählen. Kurz seinen Atmo-Bachelor zu machen. Die
„Gralssuche“ nach der guten Atmosphäre gerät zum schleppenden Irrlauf durch
die verschlungenen Plateaus von Wissenschaft, Medialität und Alltag. Was
die Boutique genau ist, ob der Protagonist schließlich erfolgreich ist, ob
das Projekt scheitert... ­ wird man/frau ja sehen. Denn das letzte der acht
Kapitel spielt jeweils im „Hier und Jetzt“ der aktuellen Situation bzw.
„Aura“ (Walter Benjamin), kurz: in der konkreten Aufführungsatmosphäre.
Lassen Sie sich entzaubern von Methode mit Wahnsinn und Posthumanität mit
menschlichem Antlitz.

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