[rohrpost] ZKM/Ausstellungseröffnung/Die Algorithmische Revolution
Irina Koutoudis
koutoudis at zkm.de
Die Okt 19 11:33:01 CEST 2004
ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe
19.10.04 Infomail Nr. 81
Die Algorithmische Revolution
(31.10.2004 – Ende 2005)
Ausstellungseröffnung: Samstag, den 30. Oktober 2004 um 19 Uhr im
ZKM-Foyer
Unter einem Algorithmus versteht man eine Entscheidungsprozedur, eine
Handlungsanweisung, die aus einer endlichen Menge von Regeln besteht,
welche zur Lösung eines spezifischen Problems führen sollen. Der
Begriff Algorithmus geht zurück auf einen persisch-arabischen Gelehrten
und seinen Geburtsort („al Khowarizm“) der im 9. Jahrhundert ein
wichtiges Buch zur heutigen Zahldarstellung im Zehnersystem geschrieben
hat. Um 1930 wurde der intuitive Begriff der Berechenbarkeit durch
Gödel, Church, Turing und andere mathematisch exakt im Begriff
Algorithmus definiert, auf dem unsere Programmiersprachen von Algol bis
C+ aufbauen.
In der modernen Kunst, in Fluxus, Happening und Performance, wurde um
1960 der Gebrauchsgegenstand durch die Gebrauchsanweisung, die jeden
Gegenstand implizit schon immer begleitet hat, und durch schrittweise
Handlungsanweisungen für Ereignisse ersetzt. Auch in den Neuen
Tendenzen der frühen 60er Jahre, in OpArt, Kinetik, Arte programmata,
Fluxus und Happening wurde der Betrachter zum Benutzer und hatte damit
einen wesentlichen Anteil an der Konstruktion des Kunstwerkes.
Bewegungsveränderungen des Betrachters in der OpArt, manuelle Eingriffe
in Bilder und Skulpturen, maschinelle Bewegungen von Elementen, Drücken
auf Knöpfe in der kinetischen Kunst waren frühe mechanische Formen der
Interaktivität vor dem Computer. Die Kunstwerke wurden dem Zufall
ausgesetzt oder durch den Betrachter manuell oder maschinell steuer-
und programmierbar.
Die Ausstellung „Die Algorithmische Revolution“ zeigt ein neues Modell
des Wechselspiels zwischen den analogen und digitalen Künsten, die
ästhetische Wende zur Rezeptionskultur und den rechnenden Künsten. Die
intuitive Anwendung der Idee des Algorithmus führte in den analogen
Künsten (OpArt, Fluxus) zu manuellen und mechanischen Praktiken des
Programmierens der Handlungsanweisung, der Interaktivität und
Virtualität. Die exakte Anwendung der Idee des Algorithmus führte in
den digitalen Künsten zeitgleich zu berechenbaren und elektronischen
Praktiken des Programmierens von Computergrafik über CAD-Systeme zu
Software Art.
Der Aspekt der Interaktivität zeigt sich wohl am deutlichsten in Video-
und Computerspielen, die heute in nahezu jeden Haushalt und in
zahlreiche Kinderzimmer Eingang gefunden haben. Einen ergänzenden
Einblick zur Ausstellung „Die Algorithmische Revolution“ bietet das 2.
Obergeschoss des Medienmuseums eine neue Präsentation der
Computerspiele. »Welt der Spiele«: reloaded ist eine Erweiterung der
bisherigen Präsentation von „Klassikern“ und Video- und Computerspielen
der letzten Jahre und soll von nun an in regelmäßigen Abständen
aktualisiert werden.
In einer „Ahnengalerie“ wird die Geschichte dieser Spiele gezeigt,
künstlerische Installationen dokumentieren breite
Anwendungsmöglichkeiten der Spieltechnologie und eine Auswahl
aktuellster Spiele zeigt den neuesten Entwicklungsstand.
Eine Ausstellung innerhalb der Ausstellung bietet die Präsentation
Maciunas’ Learning Machines kuratiert von Astrit Schmidt-Burkhardt.
Kuratiert von: Peter Weibel, Dominika Szope, Katrin Kaschadt, Margit
Rosen, Sabine Himmelsbach
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