[rohrpost] Re:deine Sicht vom shrinking cities wettbewerb

Andreas Gram angram at gmx.de
Die Okt 19 14:59:59 CEST 2004


Lieber Kai, 

ich find's interessant, was Du als Teilnehmer dazu denkst und endlich mal ein statement der Beteiligten zu hören/lesen ist. Auch die ersten Dreihundert Eingaben interssierten mich sehr, denn ich stelle die Filterfähigkeit Oswalts und co. in Frage - und möchte, dass in demokratischer Weise gefiltert wird und Alternativen verhandelbar werden. Dazu gehört aber, dass eine Öffentlichkeit sich mit verschiedenen Verfahrensvorschlägen, Strategien auseinandersetzt und selbst entscheidet, sozusagen von unten, was für eine Stadtplanung sie will. 

Aber noch eine Frage, hast Du meinen letzten offenen Brief an Oswalt mitbekommen? 

Darin versuchte ich gerade dies als Problem anzudeuten. Auch die in der Ausstellung Beteiligten mussten sich ja dem Diktat des Designs oder Präsentationsanspruch von Oswalt unterordnen ("schönes Haus"). Darüber hinaus ist, sind die Autoren fast nicht identifizierbar. Und ich glaube einfach nicht daran, dass das die stärkere Darstellungsform in diesem Zusammenhang ist. Ich nehme jetzt an, das die Gewinner nochmals überarbeitet werden sollen, damit sie "präsentierbar" werden. Geht es um Oberflächen oder um Lesbarkeit von (planungs-) Inhalten und komplexen Wirklichkeiten oder um die Verbesserung des Aussehens von Statistikken? Die Architekten entdecken nun die Stadtplanung als brachliegendes Arbeitsfeld. Deswegen müssen nun also Designer, Werbegrafiker, Marketingspezialisten angestellt werden, damit man die Neustadtplaner versteht?

Das Hauptproblem sehe ich aber in dem unerträglichen branding von Oswalt. Und ich empfinde es weiter als skandalös. Denn der Normalfall und ein wenig Chancengleichheit besteht ja gerade darin, dass bei Wettbewerben,  eine Öffentlichkeit in den Ausstellungen herumläuft und eventuell noch diese und jene gute Eingabe verhandelt oder öffentlich wird, unabhängig von einer Juryentscheidung. 
Deswegen sind öffentliche Wettbewerbe auch so angelegt (u.a.),dass alle Beiträge gezeigt werden. Ganz zu schweigen davon, dass ohne so zu verfahren, noch ganz andere Filzzustände denkbar werden.

Massnahmen ergriffen oder gebaut werden, soll ja erst hinterher, und da ist man hoffentlich schlauer, hinterher!


Freundliche Grüsse

ps: ich würde zu gern wissen, was im vertrag von oswalt mit der bundeskulturstiftung steht, Aufgaben, etc..




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hallo andreas, liebe liste, hallo shrinking cities team,

ich kann deine veraergerung verstehen, ging es mir doch aehnlich. nichtdestotrotz muss du bedenken, dass dieser wettbewerb weit von den regeln herkoemmlicher architekturwettbewerbe stattgefunden hat. auch ist die jury nicht verpflichtet, saemtliche teilnehmer zu praesentieren.
eigenartig war die veranstaltung schon, da sie, nachdem immer mehr kritik an der entscheidung bzw. nachvollziehbarkeit der entscheidung im publikum aufkam, sie einfach vom moderator abgebrochen wurde. dies beweist doch eine mangelnde kritikhaehigkeit der juroren, die sich nach eigenen aussagen in die defensive gedraengt fuehlten. hier bleibt die frage, warum sie es taten, wo doch die diskussion einen sehr konstruktiven charakter aufwies.

die erklaerung liegt vielleicht in der fehlenden diversitaet der praemierten arbeiten und vor allem - und das lies ein raunen im publikum aufkommen - die behauptung von herrn schoellhammer vom magazin springerin in wien, dass die nicht-praemierten arbeiten vor allem ein kriterium der ausschreibung nicht erfuellten: die ausstellbarkeit im rahmen der galerie fuer zeitgenoessische kunst in leipzig im naechsten jahr. hierin liegt die krux des wettbewerbes und des ergebnisses. angesichts der unkenntnis ueber die nicht praemierten arbeiten erweckt das ergebnis den eindruck, es handle sich ausschliesslich um kuenstlerische projekte, die den inhalt des problems (nicht nur phaenomens) "schrumpende staedte" am besten kommunizieren koennten. aber in diesen arbeiten war - auf basis der praesentation im rahmen der disskusionsveranstaltung - ein nachhaltigkeitsprinzip nicht oder nur schwer erkennbar. 

daher kann ich deine wut verstehen, nur glaube ich, dass sie nicht allzu weit fuehren wird. juryentscheidungen, wie kritisch sie auch immer ausgefallen sind, sind in der regel nicht umzukehren. dafuer stehen die mitglieder des preisgerichtes jedoch mit ihrem namen zu dem ergebnis. allerdings kann man sie wiederum nicht "haftbar" machen fuer ein verfahren, das nach meinen erfahrungen sehr unkonkret angegangen wurde. im rahmen eines solch weitgefassten projektes allerdings auf ein recht enges entscheidungsspektrum zu gelangen,, kann und muss man der jury ankreiden. aendern wird es allerdings nicht viel.

es sollte zumindest moeglich sein, in rahmen einer ausstellung, alle arbeit zu veroeffentlichen, und im sinne eines netzwerkes dies ebenso auf der webseite des gesamtprojektes anzustreben. 

soviel erstmal von mir.
zu mehr anregungen und informationen, meld dich ruhig bei mir
lg kai dolata

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