[rohrpost] "Sie leben" // Vortrag und Screening mit David Bovill // mononochrom-Raum

das ende der nahrungskette jg at monochrom.at
Don Apr 7 22:05:47 CEST 2005


S I E   L E B E N   (1988)

Vortrag von DDDr. David Bovill / 10. April 2005, 20:00 Uhr / monochrom-Raum
/ MQ Wien
Danach Screening
www.monochrom.at/projektion/

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Ein blinder Prediger und ein kraftvolles WWF-Wrestling-Duo tun sich
zusammen um eine schlagkräftige -- wenn auch nicht vollends makellose --
Allegorie auf Ronald Reagans Amerika der späten 1980er Jahre zu schaffen.
In John Carpenters "They live" ("Sie leben") bekommen wir die Chance, einen
überraschend neuen und erfrischenden Blick auf die Welt zu erhaschen, die
uns umgibt. Die Verschwörungstheoretiker unter uns werden dazu neigen, den
vergnüglichen Verzicht auf überladene Special Effects als weiteren Beweis
für das zentrale Thema des Films anzusehen. "Sie" haben die Mittel für die
Produktion sicher knapp bemessen. [Vielleicht war die Hollywoodmafia
wirklich Bestandteil dieser Geschichte?] Nichts davon hat das Publikum
davor bewahrt, dass sich der Film im (Pop)Gedächtnis verankert hat, so
ähnlich wie ein eingängiger Hitparadensong zum Ohrwurm wird. Ich würde
niemandem glauben, der/die behauptet, die billigen Effects fielen ihm/ihr
nicht sofort wieder ein, sobald er/sie nach Konsumation des Films wieder
einen Supermarkt oder eine Bank betritt. Oder dass er/sie nicht in
Versuchung gerät, die nächstbeste Sonnenbrille einfach aufzusetzen, um zu
sehen, wie die Welt wirklich aussieht.
 
Lange vor der krümeligen Matrix-Trilogie und der Mit-1990er-Popularisierung
von Richard Dawkins Idee von der "memetischen Evolution" vermittelt uns
Carptenter auf 35mm die spröde Beschaffenheit jenes fremdartigen Systems,
in dem wir alle leben. 1776 hat uns Adams Smith in "Der Reichtum der
Nationen" mit der Idee vertraut gemacht, dass der freie Markt, obwohl er
chaotisch und ungezügelt scheint, tatsächlich von einer sogenannten
"unsichtbaren Hand" so geführt scheint, dass die richtige Menge und
Vielfalt an Waren produziert wird. John Carpenter verlieh dieser These 1988
eine minimalistische Fratze.

Eher offensichtlich als allegorisch, vermisst der Film in seiner
(gezielten) Einfachheit etwas von der subtilen Wirklichkeit der Beziehung
zwischen dem Individuum und dem Sozial- bzw. Finanzsystem, in dem wir unser
Leben lang (fest)stecken. Er stellt aber dennoch einen hervorragenden
Ausgangspunkt dar, von dem aus wir das tatsächliche Verhältnis zwischen
beiden erforschen und diskutieren können. 

Also, kommt und lauscht auch ihr der Predigt, schmeißt Tomaten und
beteiligt euch an leidenschaftlichen politischen Debatten! Lasst uns über
das vergnüglich agile Monster sprechen, zu dem unser Wirtschaftssystem
geworden ist, darüber, wer verantwortlich ist und auf welcher Seite ihr
selbst steht. Das Gespräch wird sich von biologischen Metaphern bis hin zu
wirtschaftlichen Theorien erstrecken. Passt euch an! Die dunklen
Sonnebrillen sind gerade im Angebot!

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Vortrag und Screening
 
Wer wird den Abend leiten? Niemand geringerer als DDDr. (echt!) David
Bovill! Der ist nicht nur Immunologe sondern auch Philosoph und
Finanzsystemexperte. Und Brite. 

Programmstart ist am Sonntag, den 10. April 2005, um 20:00 im
monochrom-Raum im Museumsquartier.

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www.monochrom.at
www.monochrom.at/projektion/