Re: [rohrpost] Soundwüsten und Hörsinnl ichkeiten

Matthias Weiss mw at designerziehung.de
Sam Apr 30 05:03:56 CEST 2005


arschgeiger



Am 29.04.2005 um 07:44 schrieb Tilman Baumgärtel:



>>         â­ª     28.04.2005, 18.00 Uhr
>>Marcus S. Kleiner: Soundwüsten und Hörsinnlichkeiten
>>Eine Reise durch das Universum des Frankfurter
>>Elektronik Labels Mille Plateaux. Eine Theorie Performance im Medientheater.
>>
>>1994 wurde das Label Mille Plateaux in Frankfurt am Main gegründet, 
>>benannt nach der
>>gleichnamigen philosophischen Abhandlung von Gilles Deleuze und Félix 
>>Guattari. Mille
>>Plateaux produzierte Musik jenseits der Party-Szene. Als stilistische 
>>Alternative zur
>>langsam aufkommenden Trance- und Chillout-Szene sowie zur intelligent 
>>dance music
>>community, die sich in England um das Label Warp Records und ihre 
>>Artificial Intelligence
>>series bildete, etablierte sich Mille Plateaux als innovatives 
>>Ambient-Label, das
>>elektronischen Projekten und Musikern eine Plattform für experimentelle 
>>Kompositionen
>>bot.
>>Mille Plateaux steht in der Traditionslinie der elektronischen 
>>Avantgarde-Musik, die sich
>>seit dem 2. Weltkrieg ausdifferenziert hat. Besonders die französische 
>>Schule der
>>Elektrik-Akustiker um Pierre Schaeffer und Pierre Henry sowie die Szene 
>>rund um das
>>Kölner WDR Studio, die Stockhausen und Eimert begründeten, erweisen 
>>sich als
>>einflussreich. Mille Plateaux setzt deren Ästhetik einer von der 
>>Tonalität und
>>Harmonielehre gelösten elektronischen Geräuschmusik fort, die bewusst 
>>mit Zufällen und
>>Fehlern arbeitet. Eine musikalische Erweiterung findet durch die 
>>Auseinandersetzung mit
>>den Möglichkeiten digitaler Klangerzeugung statt.
>>Die Ästhetik von Mille Plateaux ist auf der anderen Seite geprägt von 
>>der elektronischen
>>Tanzmusik, die in den 1970er Jahren mit Kraftwerk Gestalt annimmt und ab 
>>den späten
>>1980er/frühen 1990er Jahren mit dem Aufkommen von House und Techno den 
>>Popdiskurs zu
>>dominieren beginnt. Aspekte wie die Funktionalität von Musik und die 
>>Infragestellung der
>>Autorschaft rücken in den Vordergrund und werden zu entscheidenden 
>>Distinktionskriterien
>>eines neuen Verständnisses von Popkultur.
>>Mille Plateaux arbeitet in dem Projekt der elektronischen Avantgardemusik 
>>weiter, aber
>>unter den Vorzeichen des Popdiskurses. Durch die Bezugnahme auf 
>>postmoderne Theoreme wird
>>der Musik/dem Label unter anderem nicht zuletzt ein Image gegeben, das 
>>diese für das
>>Feuilleton attraktiv macht. Zugespitzt könnte man sagen, dass der Rekurs 
>>auf die Theorie
>>als Mehrwert einen nicht unbeträchtlichen Glamourfaktor abwirft.
>>10 Jahre lang sollte Mille Plateaux aber vor allem die Entwicklung 
>>experimenteller
>>elektronischer und digitaler Musik international nachhaltig beeinflussen, 
>>bis im Jahr
>>2004, auf Grund des Bankrotts seines Vertriebs EFA, Insolvenz angemeldet 
>>werden musste.
>>Nach dem Ende von Mille Plateaux hat dessen Gründer Achim Szepanski 
>>jüngst drei neue
>>Label gegründet, disco.inc., Molecular Funk Guerilla und Mille 
>>Résistance, mit denen er
>>das von Projekt von Mille Plateaux unter den diskursiven, politischen und 
>>musikalischen
>>Bedingungen des 21. Jahrhunderts fortschreiben will.
>>Soundwüsten und Hörsinnlichkeiten sind Text- und Soundfahrzeuge, die 
>>Ihre Zuhörer auf
>>eine Reise durch das Universum des Frankfurter Elektronik-Label Mille 
>>Plateaux sowie
>>seiner Nachfolger mitnehmen. Hierbei wird die spezifische Medialität der 
>>Medienmusiken
>>von Mille Plateaux in Form eines Radio-Features inszeniert, das zugleich 
>>als 60-minütiges
>>Live-Konzert präsentiert wird, um es seiner medial konservierten Form zu 
>>entfremden.
>>Soundwüsten und Hörsinnlichkeiten zeichnen hierbei gleichwohl das Bild 
>>einer spezifischen
>>Ausprägung der Popkultur der letzten zehn Jahre nach, dessen Produkt sie 
>>zugleich sind.
>>Untermalt wird diese Theorie- und Sound-Performance durch die Videoserie 
>>NUUK (Mille
>>Plateaux Media, 2004) von Thomas Köner, dem letztjährigen ars 
>>electronica Gewinner.
>>
>>Ort: Medientheater des Seminars für Medienwissenschaft, 
>>Humboldt-Universiutät, Sophienstr. 22a, 2. Hinterhof
>>Zeit: 18 Uhr
>>
>>
>>
>>Prof. Dr. Wolfgang Ernst
>>Lehrstuhl Medientheorien
>>Seminar für Medienwissenschaft
>>Humboldt-Universität zu Berlin
>>Sophienstraße 22a
>>10178 Berlin
>>Tel. 030-2093-8234 (direkt)
>>Tel. 030-2093-8210 (Sekretariat Frau Franke)
>>Fax 030-2093-8231
>>Email: wolfgang.ernst at culture.hu-berlin.de
>>URL: www.medienwissenschaft.hu-berlin.de
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