[rohrpost] Broeckmann versus Schmidt - Gegentransmediale
Sophia Nabokov
sophia_nabokov at yahoo.de
Die Feb 8 11:51:31 CET 2005
Lieber Matze Schmidt, liebe Liste,
die Idee einer Antitransmediale finde ich gut, denn es
ist klar, dass ein derartiges Festival, dass sehr
starke Nähe zur Politik hat, irgendwann einmal
repräsentative Gewalt ausüben wird; aber im Augenblick
ist das doch noch nicht so weit oder doch? Die
wirklich interessanten Gespräche haben wahrscheinlich
sowieso eher woanders stattgefunden (beim 5-Jährigen
im Bootlab beispielsweise).
Und dann scheint mir in deinem Fall, Matze Schmidt, ja
eher Kränkung der Eitelkeit vorzuliegen, das ist keine
gute Voraussetzung und ich finde man kann es sehr viel
schlechter machen als Herr Broeckmann, der allen
wirklichen Respekt zollt, natürlich besonders den
Politikern, aber eben auch seinen „Künstlern“ (ich
habe einmal kurz im bootlab mit ihm gesprochen
{remember me? ;-)} und er scheint niemanden von oben
herab zu behandeln).
Also, Herr Schmidt, was gibt es denn auf deiner
Gegentransmediale zu sehen? Ist die auch mit
Kinderbetreuung? Und welche Gegendefinition wird da
versucht? Und was meinst du mit
„sozialdemokratistische
ich-habe-auch-foucault-gelesen-kultur-elite“ -
Elite/Foucault ist doch irgendwo spannend und
Sozialdemokratie aber nicht so, oder?
Gegentransmediale - Klasse Idee! Aber nicht gegen die
Transmediale und auch nicht aus gekränkter Eitelkeit,
sondern als ein Nachrücken auf einen Platz, der von
einem so großen Festival nicht mehr bedient werden
kann. Der Kunstraum Kreuzberg wäre ein guter Ort, da
würde dann auch keine RAF-Ausstellungen verboten
werden und der political nicht korrekte Teil
Kontroversen auslösen.
Und wenn etwas an Herrn Broeckmann zu kritisieren
wäre, dann doch nur, dass er auf Spectre alle Kritik
an der Transmediale unterdrückt (da ist er oder einer
seiner Assistenten oder Hospitanten Moderator). Das
ist natürlich schon irgendwie problematisch oder?
liebe grüße sophia
--- Matze Schmidt <matze.schmidt at n0name.de> schrieb:
> ueber die sog. noergelei (andreas' wort) muss es
> 'natuerl.' auch
> hinausgehen. die "ja, action"-rufe sind zwar nett
> gemeint und
> aufmunterungen, aber noch ganz affektiv. es geht um
> mehr als dissen und
> den subjektiven moralischen standpunkt, die
> kulturfuehrer und -elite
> einer hauptstadt waere korrumpiert und letztlich
> inakzeptabel "weil..."
> usw.
>
> sprechen muesste 'man' ueber die allgemeinplaetze
> ("basics") - aber wer
> will die schon noch oder wieder aufarbeiten? - wie
> z.b.:
>
> [unsortierte reihenfolge]
>
> - die definitionsmacht der institution (und nicht
> "projekt"!) eines
> medienfestivals
>
> - die anschmiegsamkeit dieser u.a. institutionen an
> die derzeitige
> sozialdemokratistische
> ich-habe-auch-foucault-gelesen-kultur-elite
>
> - die konformitaet, die daraus resultiert
>
> - den darin gepflegten kritik-stil und den damit
> verbundenen
> double-bind: "nun bildet mal schoen heterotopien!"
>
> - die aetzende langeweile und schraegheit der
> veranstaltungen, podien,
> one-man-NGOs, aktivistenstaende ("stop rfid", statt
> "stop culturalism")
> selbst, auf denen der seit jahren gleiche sermon aus
> "interaktiviaet",
> "soziale verantwortung der kuenstler", "mediale
> kompetenz", "technik
> fuer die leute", "wir schaffen den tauschwert durch
> lizenzen ab",
> "othering ist boese, dazu machen wir kuratoren aus
> london im nachsten
> jahr ein projekt in thailand", "open source und
> raubkopieren ist
> situationismus, aber nur der von dem und dem" -
> ueberwuerzt mit allesamt
> eher schlecht entwickelten statements zur lage der
> globalen
> weltwirtschaft, was dann "politische oekonomie des
> informationszeitalters" genannt wird inklusive einem
> lammfrommen
> publikum, dem in den panels betitelt "conference"
> (konferenz) 5 minuten
> fuer fragen (!) gegeben werden (= schlechtes timing,
> selbstdarstellungsgestus der moderatoren).
>
> - die funktion der produktion von "kultur" fuers
> nationale _nation
> building_ in koop mit dem hiesigen cultural capital
> fonds
>
> - die rhetorik des titelthemas (als reminiszenz an
> die
> 'programmiersprache' BASIC* vielleicht witzig),
> welche hinter die
> netz(werk)rhetorik vergangener jahre zurueckzufallen
> scheint
>
> - die chic-revolutionaere aber sponti-gathering
> verhindernde
> ausstellungsarchitektur mit rauchverbot in gestalt
> von huebschen
> aufpasserinnen
>
> - (last but not least) die fehlende kinderbetreuung
> _____
>
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>
> grusz
>
> m
>
> > --
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