[rohrpost] kunst

Matthias Weiß mw at weisskunst.de
Mit Feb 16 15:10:31 CET 2005


Liebe Elisa,

> die sprache allein steht im weg, finde ich.

wir müssen - so glaube ich - genau trennen: es gibt verschiedene Sprecher
in dem Konzert (zB) Rohrpost, die aus verschiedenen Disziplinen mit ganz
unterschiedlichen Anliegen quasi "aufeinander prallen". Die Sprache der
KünstlerIn umfasst hierbei einen anderen Raum und ist eine andere
Qualität, als die des Kritikers, Kunsthistorikers etc. Aus meiner
Perspektive kann ich nur sagen: Ich denke, dass die Vermittlerarbeit des
Kunsthistorikers eine vermittelnde ist (diese Tautologie sei mir erlaubt).
Er hat andere Adressaten. Meine Schrift ist immer aus einer Sichtweise
falsch und belanglos und aus der anderen voller Belang und richtig.
Verzeih mir die Gemeinplätze, aber sie ist in ihrem Horizont verhaftet.
Ich kann mich den selbst gefundenen Idealen des Fachs annähern. Aber diese
Ideale liegen dann zum Beispiel im kunsthistorischen Diskurs und nicht im
medienhistorischen vice versa. Daher ist es wichtig, sich die Rolle des
Schreibers zu imaginieren.

> eine neue ebene zu finden, auf der die

Das wiederum scheint mir die Perspektive der KünstlerIn zu sein, die sich
um eine ganz andere Rolle der Sprache in Relation zu anderen
Ausdrucksmedien bemüht. Auch hier interpretiere ich wieder vor _meinem_
Horizont. Ich denke, dass wir solche Differenzen immer vor Augen haben
müssen. Hannah Arendt hat das "Wer spricht" (ie. hier wer schreibt)
eingefordert. Das denke ich, ist extrem vonnöten. Differenz auch im Lesen,
sollte man erweiternd hinzu fügen.

> abschafften, wie wäre dann all die arbeit zu
> bewältigen.

Hier sage ich: Es gibt im Kulturbetrieb zuviel Arbeit für zu wenige
Menschen. Dabei gibt es ganz viele Hoch- und Höchstqualifizierte, die
keine Gelegenheit erhalten, ihre Fähigkeiten dort einzusetzen, wo sie
gebraucht würden. Von meinen Kommilitonen kenne ich ad hoc *keine(n)*,
die/der dort gelandet ist, wo die Wünsche wahr werden. Alles zumeist
Umschüler mit oder ohne Dr., mit oder ohne Auszeichnung. Aus dem
entfernteren Kreis dann ein Hauch von Leuten, die an Uni oder Museum
gelandet sind. Aber viel zu wenige. Wer sagt, dass sei ja schon immer so
gewesen, stimmt: Aber warum sollte sich nicht irgendwann einmal etwas
ändern?

Das geht nur, wenn man Verantwortung übernimmt. Mitbauen daran, dass das
anders wird. Ich für meinen Teil halte das konkrete Mitarbeiten in
politischen Gremien, einer NGO oder in einer Partei immer noch für den
praktischsten Zugang zur Politik, um mal einen Bogen zur Ausgangsdebatte
von heute Vormittag zu schlagen. Und dazu benötigt man eigentlich keine
besondere Auszeichnung. Man muss sich halt nur engagieren.

Liebe Grüße

Matthias
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