[rohrpost] lass uns lieber nicht ueber kunst reden
Claus Pias
claus.pias at ruhr-uni-bochum.de
Fre Feb 18 12:09:14 CET 2005
Am 17.02.2005 um 20:27 schrieb Pit Schultz:
> und kybernetik als koenigswissenschaft einen gewissen retrocharm mit
> sich bringt,
> sodass man die naechsten 20 jahre rechenzentren als den geburt einer
> neuen aesthetik
> feiern muss, das sind leider modische effekte, die zum glueck
> voruebergehen
Die Kybernetik hat -- neben allem eingestandenen Retro-Charme -- doch
noch eine etwas andere Bedeutung. Daß sie sich als Königswissenschaft
anbietet, ist eine Vorstellung der 50er und 60er Jahre. Sich damit zu
beschäftigen, heißt die Positionen einer technischen Medienwissenschaft
(aber auch etliche andere) auf ihre eigene historische Genealogie zu
verweisen, die doch allzu gerne vergessen wird. Nicht alles ist so neu,
wie die Provokationsrhetorik gerne bekräftigt. Und etliche Fragen waren
schon da, bevor es das Wort "Medientheorie" Konjunktur hatte. Die Rede
von der "Materialität der Kommunikation" stammt bspw. von 1959, die
"Austreibung des Geistes aus den Geisteswissenschaften" stammt aus dem
Mitt-60ern. Aber das wäre ein anderer thread...
Herzlich, Claus