[rohrpost] Die transmediale im Stadion

Andreas Broeckmann abroeck at transmediale.de
Sam Feb 26 12:17:39 CET 2005


lieber matthias, conny, leute,

nur damit mein schweigen nicht ueberbewertet wird - vier bemerkungen 
in die runde:

- es ist meines wissens nicht unbedingt ueblich, dass man als 
organisator auf rezensionen mit leserbriefen oder sonstigen 
entgegnungen reagiert; wir legen ein programm vor, es wird besucht 
und erlebt, genossen und erlitten, dann folgt die stunde der kritik. 
- wir machen das festival in dem versuch, interessante diskussionen 
und einsichten zum verhaeltnis von kunst, technologie und 
gesellschaft zu ermoeglichen; in dem wissen, es eh nicht allen recht 
machen zu koennen, beobachten wir, ob wir von verschiedenen seiten 
fuer verschiedene sachen gelobt oder kritisiert werden, und wenn die 
balance stimmt, kann es nicht alles ganz falsch gewesen sein. und 
beim naechsten mal versuchen wir, einige fehler nicht mehr zu machen, 
und machen stattdessen einige neue fehler.

- mit verlaub, wenn jemand schon im titel schreibt, es handle sich um 
'Unterstellungen, Behauptungen, Häretisches und andere Frotzeleien', 
und dann in einer sehr langen, unredigierten tirade keinen 
unterschied macht zwischen banalem genoergel, missverstaendnissen, 
und ernst zu nehmenden einwuerfen, dann fuehle ich mich nicht 
unbedingt gezwungen, mich auch noch oeffentlich durch dieses dickicht 
zu schlagen. schon der titel (spiegelstadium) hat mich gewundert; als 
koenne man einer kulturveranstaltungsreihe mit einem psychologischen 
vokabular eine allmaehliche subjektkonstitution verpassen? (anders 
gefragt: was soll ein transmediale-leiter machen, der aufgefordert 
wird, das festival in den spiegel blicken zu lassen, und dann sieht 
das festival in diesem spiegel das gesicht von matthias weiss!?)

- entgegen der allgemeinen wahrnehmung, mache ich das festival nicht 
allein, sd mit einem team von leuten zusammen, die in 
unterschiedlichen graden auch inhaltliche verantwortung tragen fuer 
bestimmte bereiche des programms. das steht u.a. auf der website und 
im programmheft, wird auch beim festival gelegentlich gesagt, aber 
als oeffentlicher kopf wird mir natuerlich trotzdem immer wieder das 
ganze ding in die schuhe geschoben. ich kann damit leben und verteile 
das lob im team gleichmaessig weiter. - ausserdem haben wir jeweils 
eine international besetzte jury, die aus den 
wettbewerbseinreichungen die nominierten und die preistraeger 
auswaehlt. (ueber den wettbewerb, sinn und struktur, denken wir 
uebrigens auch nach, u.a. auch mit dem kuenstlerischen beirat.) eine 
ganze reihe der arbeiten, die matthias diskutiert hat 
(koener_suburbs, utterback_untitled, roy_pongmechanik, 
5voltcore_shockbot, u.a.) wurden von der jury nominiert und deshalb 
ausgestellt; statt mir schlechten geschmack zu unterstellen, koennte 
man die arbeiten auch einfach nur kritisieren und sich vielleicht 
sogar vorstellen, dass ich auf eine solche kritik in einzelfaellen 
nur aus loyalitaetsgruenden oeffentlich nicht zustimmend reagieren 
kann.

- auf der rohrpost versuchen in den letzten wochen eine ganze reihe 
von leuten, nicht nur viele meinungen, sd mit diesen auch noch recht 
zu haben; ich faende es interessanter, wenn es weniger um das 
behaupten von tatsachen und das gegenseitige unterstellen von 
ignoranz ginge, und mehr um eine diskussion verschiedener 
sichtweisen; es verstoert mich ein wenig zu sehen, wie hier im 
fruehling 2005 'historische wahrheiten' gezimmert werden, als 
bewegten wir uns nicht im fluiden medium der interpretation.

freundlichen gruss,

-ab


ps: interessant fuer die diskussion ueber das verhaeltnis von kunst 
und medienkunst ist auch die kritik an der tm.05 von Gerrit Gohlke:

http://www.artnet.de/magazine/kommentar/gohlke/gohlke02-17-05.asp