[rohrpost] radiotesla am 28.09.

Moritz von Rappard rappard at blinx.de
Mon Sep 26 15:58:42 CEST 2005



RADIOTESLA  IM SEPTEMBER
FUNKSTILLE

Mi 28.09. um 20.30: Grenzen

Kraftwerk "Sendepause", Klingklang 1975
Radiokampagne Berlin: "24 Sendepausen", 2002

Die "24 Sendepausen" sind ursprünglich ein 
CD-Konzept. Sie gehen zurück auf die erste, je 
komponierte "Sendepause", die von Kraftwerk 1975 
auf "Radioaktivität" vorgelegt worden war. Die 
"24 Sendepausen" sind Teil der Kampagne für ein 
Freies Radio in Berlin. Sie folgen dem Motto: 
"Wir haben in Berlin zwar immer noch kein Freies 
Radio - aber die ersten 24 Stunden sind schon 
da." Denn: jedes der 24 Stücke ist so angelegt, 
dass es eine Stunde lang wiederholt gespielt 
werden kann. In einer Reihe von 24 
Endlosschleifen. - Was am Ende, bei den Hörenden, 
entsteht, ist EIN Sendetag in 24 Sendepausen.
Die teilnehmenden Musikerinnen und Musiker waren 
lediglich gebeten, je drei Stunden zu benennen, 
um zu einer Anordnung der Stuecke in einem 24 
Stunden-Verlauf zu gelangen. Teilgenommen haben 
(in alphabetischer Ordnung): Antizycle, coma, 
cushman, davidly, dj-dm, dj stuffit, dr nexus, 
dirk specht, guy, jeremy clarke, kelly davis, 
klankton, kristen_, mode-, moog-t., mzweig, 
noisiv, ohmnoise, pimui, sciss, -selektor, 
</storno>, tom & lars, version.

RADIOTESLA IM SEPTEMBER
FUNKSTILLE

Auch wenn Funk und Stille auf den ersten Blick 
sehr viel mit Radio zu tun hat, bezeichnet die 
Funkstille im allgemeinen Sprachgebrauch eher 
eine Situation, in der zwei oder mehr Parteien 
nicht mehr miteinander reden. Das kann natürlich 
auch der Fall sein, wenn einem Sender 
beispielsweise aus inhaltlichen oder politischen 
Gründen die Sendelizenz entzogen wird. Doch was 
dann folgt, ist nicht Stille, sondern das 
Rauschen der unendlichen Weite des signalfreien 
Raums. Obwohl man sich im täglichen Radioprogramm 
hin und wieder eine Pause wünschen würde, wird 
Funkstille von den Sendern zunächst einmal als 
ein Fehler verstanden, den es unbedingt zu 
vermeiden gilt. Deshalb wurden Notsysteme 
entwickelt, die sofort ein Ersatzprogramm 
aktivieren, wenn kein reguläres Ausgangssignal 
mehr registriert wird. Als etwa die BBC 2003 mit 
"4´33›" von John Cage das Stück ausstrahlen 
wollte, bei dem vom Interpreten nur Anfang und 
Ende durch Öffnen und Schließen eines Klaviers 
markiert werden, muss es ein langer Weg durch die 
Instanzen gewesen sein, um die Ausstrahlung 
dieser komponierten Stille technisch zu 
ermöglichen.
Für RADIOTESLA ist Funkstille nicht zuletzt auch 
eine Grenzwertbetrachtung: wie deutlich müssen 
Amplituden von Radiowellen überhaupt ausschlagen, 
um als gestaltete Zeichen identifiziert werden zu 
können. Nicht nur Laurie Anderson ist von der 
Vorstellung fasziniert, dass alle jemals 
gesendeten Programme nicht ausschließlich auf der 
Erde empfangen werden. Denn obwohl die Signale 
mit der Zeit natürlich immer schwächer werden, 
treiben sie doch stetig - ohne jemals null zu 
werden - weiter in das Universum hinaus.

TESLA im Podewils´schen Palais
RADIOTESLA

RADIOTESLA präsentiert ausgewählte Sendungen, 
Fragmente oder Gedankensprünge aus Vergangenheit, 
Gegenwart und Zukunft des Radios. Durch die 
Einbindung dieser Reihe in das regelmäßige 
Programm des Tesla im Podewils´schen Palais und 
vor dem Hintergrund der Tatsache, dass Nikola 
Tesla schließlich auch der Erfinder des Radios 
war, soll in erster Linie ein Forum geboten 
werden, dass zur Auseinandersetzung mit den 
künstlerischen und kulturgeschichtlichen 
Dimensionen und Möglichkeiten des Mediums 
einladen möchte. Auch wenn einzelne 
Veranstaltungen tatsächlich über Äther oder Netz 
übermittelt werden sollen, sendet RADIOTESLA 
nicht im herkömmlichen Sinne, sondern greift für 
sein Verständnis des Sendebegriffs auf die 
Anfänge des Radios zurück.
Damals wurde das neue Medium noch als 
massentaugliche Kommunikationsform verstanden, 
deren technische Bedingungen nicht zwangsläufig 
die überwiegende Einseitigkeit des Sende- und 
Empfangsverhaltens bedeutete. So begrüßt auch 
RADIOTESLA den Dialog, den Austausch der Rollen 
und die Begegnung mit unterschiedlichsten 
Produkten, Inhalten, Formen und fragt nach 
ästhetischer Orientierung, Grenzbereichen und 
wirklicher wie möglicher Entwicklung des Mediums 
durch neue Formen des Sendens wie Radio im 
Internet, podcasting, und wireless culture.
RADIOTESLA stellt sein Programm jeweils 
mittwochabends um halb neun vor und kostet keinen 
Eintritt. Alle Veranstaltungen eines Monats 
widmen sich in der Regel einem Thema. Damit der 
speziell interessierte Besucher sich auch ohne 
detaillierte Programmkenntnis orientieren kann, 
konzentriert sich jeder Abend auf eine Sparte: am 
ersten Mittwoch im Monat wird ein Hörspiel oder 
ein anderer fiktionaler Beitrag angeboten, der 
folgende Termin ist mit dem Feature und allem 
Nicht-Fiktionalen belegt und der dritte Mittwoch 
wird von zweckfreien Spielformen und Gattungen 
dominiert: Zeit für Ars Acustica und Radiokunst. 
Jeden vierten Mittwoch werden unter dem Stichwort 
"Grenzen" unkonventionelle, unzensierte und damit 
im weitesten Sinn unabhängige Formen vorgestellt. 
Für den Fall, dass es einen fünften Mittwoch im 
Monat gibt, liefert ein Bonus Track einen 
weiteren Beitrag zur Vertiefung des Monatsthemas.


RADIOTESLA
Ein Projekt des
TESLA im Podewils´schen Palais
Klosterstraße 68 - 70 
10179 Berlin   
Telefon: 030. 247 49.6  
www.tesla-berlin.de

--