[rohrpost] tell.net // Andreas Broeckmann: Fuer eine neue
Maschinen-Kunst
Stefan Heidenreich
stefan.heidenreich at rz.hu-berlin.de
Die Apr 4 09:53:59 CEST 2006
>>> Andreas Broeckmann
>>> Fuer eine neue Maschinen-Kunst. Ein Versuch
>>
>>
>> Habe ich da in den letzten anderthalb Jahren, in denen ich nicht in
>> Deutschland war, was verpasst? Als ich das letzte Mal geguckt habe,
>> gab es eine klare Trennung zwischen "Medienkunst" und der richtigen,
>> echten Kunstmarkt-Kunst.
>
> Tilman, ich weiss nicht, ob du was verpasst hast; ich glaube, dass das
> eine frage der wahrnehmung ist, ob man bestimmte einzelphaenomene
> verketten will, oder nicht. ich tendiere inzwischen dazu, diese sachen
> nicht mehr als isolierte einzelmomente zu sehen, sondern als
> zusammenhaengende bewegung.
Die Einsicht kommt ziemlich spät.
Der Versuch, Medienkunst als eigenes Genre zu etablieren und
institutionalisieren, läuft mittlerweile seit gut 20 Jahren (Planung zkm
1984, khm Anfang 80er).
In Anbetracht der langen Zeit liest sich die Liste zum "Markt-Durchsatz"
der Medienkunst eher jämmerlich. aber das ist gar nicht der Punkt.
Mittlerweile arbeiten die meisten Künstler mit den verschiedensten
Medien. Es stellt sich zusehends heraus, dass der Begriff "Medium" als
Gattung der Kunst nichts taugt.
Medienkunst im engen Sinn ist eine recht bornierte Angelegenheit, die
sich weitgehend damit begnügt, technische Effekte als mehr oder weniger
aufwändige Spektakel vorzuführen. Für den großen Rest der Kunst bleibt
es sich ziemlich gleich, welches Medium eingesetzt wird. Die beiden
letzten Documentas haben gezeigt, wie die Fixierung auf ein "Medium"
durch inhaltliche und thematische Schwerpunkte abgelöst wird.
Eine eigenständige "Medienkunst" zu fordern, wiederholt die uralte
vorstellung eines Paragone, eines Streits zwischen den klassischen
meeidenbezogenen Kunstgattungen Skulptur und Malerei. Und das zu dem
durchschaubaren Zweck, spartenbezogene Festivals oder Institutionen
gefördert zu bekommen.
Grüsse,
Stefan Heidenreich