[rohrpost] THE CRAZIES: monochroms Ausbruchssonntag mit Karin Heide
das ende der nahrungskette (johannes grenzfurthner)
jg at monochrom.at
Fre Jan 13 17:45:53 CET 2006
THE CRAZIES
"The Crazies", auch als "Codename Trixi" im Verleih, wurde 1973 gedreht.
Regie, Buch und Schnitt stammen von Georg A. Romero, der ja für seine
sozialkritischen Zombie-Filme (hört, hört!) bekannt ist.
Karin Heide präsentiert den Film am Sonntag, den 15. Jänner 2006 (20
Uhr) in der monochrom'schen "project speis" im Museumsquartier Wien
http://www.monochrom.at/projektion/
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THE CRAZIES
Nach einem Flugzeugabsturz einer Maschine der US Regierung in der Nähe
der Stadt Evans City in Pennsylvania tritt aus den an Bord mitgeführten
Behältern der Kampfstoff mit dem Codenamen "Trixie" aus und kontaminiert
das Grundwasser der Umgebung. Der auf diese Weise mit unbeabsichtigter
Effizienz freigesetzte biologische Kampfstoff führt bei einer Ansteckung
im besten Fall zum sofortigen Tod der Betroffenen. Wem dieses Schicksal
nicht vergönnt ist, der verwandelt sich in einen hochgradig
gewaltbereiten Psychopathen, was aber auch noch immer eine bessere
Option zu sein scheint, als "normal" zu bleiben und den sich
ausbreitenden Wahnsinn in der Stadt Evans City bewusst mitzuerleben.
Nachdem das Militär anrückt und den Ausnahmezustand über die Stadt
verhängt, gerät die Situation völlig außer Kontrolle. Bei dem Versuch
den Vorfall zu vertuschen und die Ausbreitung der Seuche zu verhindern,
greifen die eingesetzten Spezialkommandos zu Mitteln, die sich vom
Verhalten der infizierten Einwohner nicht mehr unterscheiden. Die
Grenzen des Wahnsinns verschwimmen, Evans City wird zu einem
Schlachthaus, der eine Gruppe Nichtinfizierter zu entkommen versucht,
während die Regierung bereits erwägt eine Atombombe auf die Stad zu
werfen und Evans City von der Landkarte zu löschen. Auch der fieberhafte
Versuch ein Gegenmittel zu entwickeln scheitert.
Katastrophenfilm oder Splattermovie?
Der Plot des Films könnten den Schluss nahe legen, dass es sich bei "The
Crazies" um einen Film handelt, der in der Tradition der
Katastrophenfilme der 70er Jahre zu verankern wäre. Ein Genre, das
gerade in diesem Jahrzehnt eine Hochblüte erlebte, bzw. sich als solches
herausbildete (trotz der natürlich schon seit den Anfängen des Films
immer vorhandenen Lust Katastrophen auf die Kinoleinwand zu bringen).
Die Tatsache, dass es aber in diesem Film keine echten "Guten" gibt,
niemand die genre-immanente, von großen persönlichen Verlusten geprägte
Wandlung zum Helden vollzieht und auch dass vom stümperhaft und
unprofessionell agierenden Machtapparat / Militär keine Rettung zu
erwarten ist, verunmöglichen diese eindeutige Zuordnung. Die im
klassischen Katastrophenfilm übliche "Werbung für die Grundpfeiler des
Systems" (Andreas Reimann in seinem Aufsatz "Katastrophale Normalität"
auf Jungle World) entfällt hier ganz. Eventuell könnte man aber in der
Systemkritik, die in "The Crazies" immer wieder auch als redundant
kritisiert wurde, einen Vorgriff auf die Wiederbelebung des
Katastrophenfilms in den 90er Jahren finden.
Die expliziten Gewaltdarstellungen, die aber auf jene beruhigende und
zur Distanz einladende Highend-Optik der heutige zur Verfügung stehenden
digitalen Renderingmöglichkeiten völlig verzichten (müssen), in ihrer
Eindeutigkeit aber keine Wünsche offenlassen, rücken den Film dann doch
eher in die Nähe des Splatter-Genres. Doch auch zu diesem Genre ist eine
eindeutige Zuordnung nicht möglich. Trotz einer großen Nähe zum Fleisch,
fehlt in diesem Film die Überhöhung der Ursachen und die (ironische)
selbstreferenzielle Komponente, die Splatter-Movies innewohnt.
Vielmehr scheinen die Bilder auf beunruhigende Weise real und
gegenwärtig. Vergleiche mit Bergen von brenneden BSE-Rindern oder die
Vogelgrippe-Impressionen aus den jüngsten Nachrichten drängen sich
beunruhigenderweise stärker auf, als das Lachen über somnambule Zombies
oder ein anständiges Chainsaw Massaker.
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Vortrag und Screening:
Karin Heide hält einen einführenden Vortrag über "The Crazies". Karin
ist Visualistin und Lehrbeauftragte an der FH Joanneum (Studiengang
Informationsdesign).
Johannes Grenzfurthner wird wohl auch ein wenig über das Projekt "Arad-
II" ( ttp://www.monochrom.at/arad-ii/ ) sprechen.
Programmstart ist am Sonntag, den 15. Jänner 2006, um 20:00 in der
monochrom'schen "project speis" im Museumsquartier Wien.
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www.monochrom.at