[rohrpost] cfp.: Modelling & Simulation, Lueneburg
Claus Pias
claus.pias at ruhr-uni-bochum.de
Mit Mar 22 09:41:38 CET 2006
»HyperKult 15«
Rechenzentrum der Universität Lüneburg
Modelling und Simulation
13.-15.7.2006
Fachgruppe »Computer als Medium« im
Fachbereich »Informatik und Gesellschaft« der Gesellschaft für
Informatik e.V.
Call for Participation
Ende der 40er Jahre erklärte John von Neumann in kleinem Kreise
die Epochen der ›Ähnlichkeit‹ und der ›Repräsentation‹ für beendet
und diejenige der ›Simulation‹ für angebrochen. Zehn Jahre später
eröffnete Abraham Moles eine zehnbändige Technik-Enzyklopädie
mit der Feststellung, daß erkannt ist, was modellierbar ist und die
Wissenschaft des 20. Jahrhunderts eine der Modelle sei. Und wiederum
ein Jahrzehnt später konstatierte Joseph Licklider nurmehr bündig,
daß die Simulation das wichtigste Ereignis für Wissenschaft und
Technologie seit der Erfindung des Buchdrucks sei. Daß dies auf
fruchtbaren Boden fiel, belegen nicht nur derzeit 2500 lieferbare Titel
bei Amazon, sondern auch die Übernahme entsprechender Verfahren
und Computerprogramme in die wissenschaftliche Ausbildung, aber
auch die Dominanz von Excel in allen planenden Verwaltungsebenen.
Mittlerweile nämlich vermag man kaum noch einen Forschungsbereich
zu nennen, der nicht essentiell von Verfahren der Modellierung und
Simulation abhängig wäre, die selbstverständlich auf Computern gemacht
werden. Vielleicht ist es deshalb nicht übertrieben zu behaupten,
daß sich zahlreiche Wissenschaften -- implizit oder explizit --
instrumentell in Computerwissenschaften verwandelt haben. Ob bei
Crashtests oder Ölbohrungen, bei Renten- oder Ökosystemen, in
Pharmazeutik
oder Teilchenphysik, in Meteorologie oder Materialkunde
-- überall haben sich angesichts komplexer Systeme provisorische
Erkenntnisstrategien
herausgebildet. Und dabei scheint es notorisch so,
daß man Modelle macht, sie laufen läßt und überarbeitet und sie
wieder laufen läßt, bevor man überhaupt die Probleme des Systems
richtig verstanden hat, das man simulieren will. Nicht Objekte oder
›Wirklichkeit‹ wären demnach Gegenstand der Simulation, sondern
Erkenntnisrelationen. Mit Modelling & Simulation ist also offenbar ein
Drittes zwischen Theorie und Experiment entstanden, das wiederum
nur durch Rechenleistung möglich geworden ist. Das suchende Experiment
ist um die Versuchung der Simulation erweitert.
Verschiedene Fragen werden dadurch virulent: In welcher Weise
verändert der Computer als universelle Simulationsmaschine das Wissen
und die Erkenntnisweisen der Wissenschaften? In welcher Weise
verändert die Simulation das Verhältnis von Theorie und Experiment?
In welcher Weise verändert die Simulation das Verhältnis von Gesetz
und Regel? In welcher Weise verändert die Simulation das Verhältnis
von Beweis und Demonstration? In welcher Weise verändert die Simulation
das Verhältnis von Kunst und Wissenschaft?
Termine
Senden Sie bitte ein- bis zweiseitige Zusammenfassungen Ihres Beitrags
zum Workshop HyperKult 15 (wissenschaftliche Vorträge, Demonstrationen
technischer oder künstlerischer Art) bis zum 31. März 2006 an
Universität Lüneburg
Rechenzentrum
HyperKult
21332 Lüneburg
mailto:hyperkult at uni-lueneburg.de
Organisation
Rolf Großmann
Martin Schreiber
Martin Warnke
Programm
Lena Bonsiepen (Biesenthal)
Wolfgang Coy (Humboldt-Universität zu Berlin)
Gabriele Gramelsberger (FU Berlin)
Rolf Großmann (Universität Lüneburg)
Jochen Koubek (Humboldt-Universität zu Berlin)
Jörg Pflüger (Biesenthal)
Claus Pias (Universität Wien)
Martin Schreiber (Universität Lüneburg)
Georg Christoph Tholen (Universität Basel)
Georg Trogemann (KHM Köln)
Martin Warnke (Universität Lüneburg)
Internet
http://www.uni-lueneburg.de/hyperkult