[rohrpost] krise der medienkunst?

sven ml.sven at subscience.de
Mit Jun 20 15:36:47 CEST 2007


At 04:42 20.06.2007, you wrote:
>@Armin Medosch (19 Jun 2007)
>insofern ist die "krise der medienkunst" von der manche reden, wohl eher eine krise der institutionen der kunst, eine krise der rezeption, der kritik, der theorie, aber sicher keine krise der kuenstlerischen
>produktion.
>----------
>...sollte sich zu all diesen "krisen" nicht erfrischenderweise doch auch eine (ohnehin bereits anbahnende) krise der kuenstlerischen produktion gesellen? in der sich das selbstverstaendnis kuenstlerischer produktivitaet verschiebt, weg von einem anspruch bedeutungen zu generieren, hin zu einem offenen schnittstellendenken?

schon wieder diese krise! jetzt muss ich mal ein bischen polemisieren:
das hauptproblem der "medienkunst" ist doch wohl, dass noch immer meist eine fetischisierung
der technologie einer reflektion über das wesen und der gesellschaftlichen bedeutsamkeit
derselben den raum nimmt.
jede veranstaltung, die sich wieder einmal ein konkretes technisches phänomen auf die fahnen
schreibt (momentan gerade ganz besonders ekelhaft: "second life") ist doch nur eine verschwendung
von zeit, geld und künstlerischem potential.
wieso ist man immer noch damit beschäftigt, sich im übertragenen sinne mit der qualität und beschaffenheit
von ölfarben zu beschäftigen statt über die damit gemalten bilder zu sprechen? 
jedes jahr ein neuer hype um technologien, deren relevanz bisher keinesfalls erwiesen beziehungsweise
schon fast bösartig anmutend herbeihalluziniert wird. wieso sollte sich die "etablierte kunstwelt" denn für
medienkunst, die nur effekthascherei ist, interessieren?
insofern stehen schon auch die institutionen und kuratoren in der verantwortung, fruchtbarere angebote
zu machen und zu versuchen, ein neues leitbild dessen zu entwerfen, was medienkunst denn sein und können soll.
die wichtige frage, die dabei immer mitgedacht werden muss, ist doch wohl, wo sich hinter, zwischen
und in all den medien DIE KUNST versteckt hält.
vor allem aber sind die künstler gefragt, sich von dem drang zu emanzipieren, heute noch irgendjemand
mit der tatsache, dass computer daten prozessieren können, beeindrucken zu wollen und statt dessen
die künstlerische intention in den mittelpunkt stellen um erst danach die wahl der ausdrucksmittel zu treffen.

der planet medienkunst ist momentan eine nüchterne und kalte welt ohne magie und poesie - auf dauer
würde ich da auch nicht wohnen wollen.

naja - mal soviel dazu,
sven.