[rohrpost] Wenzel Storch: Der Speckpater
das ende der nahrungskette
jg at monochrom.at
Mon Apr 7 10:12:00 CEST 2008
Der Speckpater
monochrom gibt sich die Ehre Wenzel Storchs
Eroerterung „Der Speckpater. Die Dampfwalze
Gottes. Eine autobiographische Reise in die
Lektuerewelten eines Messdieners“ zu
praesentieren. Wie in seinen legendaeren (und
seit laengerem schon als DVD-Sonder-Edition mit
tonnenweise Zusatzmaterial angekuendigten) Filmen
„Der Glanz dieser Tage“ (1989), „Sommer der
Liebe“ (1993) und „Die Reise ins Glueck“ (2004)
verarbeitet Storch auch hier seine
Nachkriegskindheit im Milieu einer provinziellen
deutschen unteren Mittelschicht mit einem
seltenen phaenomenologischen Sinn fuers Detail
und die subtile Variation und Artenvielfalt des
Immergleichen. Das trashkulturelle Sammelsurium,
das er in erstaunlicher Akribie ausbreitet,
durchdringt dabei sein Material um ein Vielfaches
genauer und klueger als der Humorbierernst von
Comedy oder Kult-Kultur, die meist nur von ihrer
eigenen Erkenntnisunfaehigkeit sprechen. Und
anstatt bloss in handliche Klischees zu
verniedlichen, wird das Grauen, das hinter dem
netten Quatsch ja auch lauert, en passant mit erzaehlt.
Ausgehend von der publizistischen Parallelwelt
des 1970er-Hardcore-Katholizismus mit Organen wie
„Echo der Liebe“, „Stadt Gottes“, „Der Weinberg“,
„Missio Aktuell“, „Bonifatiusblatt“ und
„Liboriusblatt. Die grosse Wochenzeitung fuer die
katholische Familie“ stoesst Stroch auf den
Moench Werenfried van Straaten aus der
Praemonstratenserabtei von Tongerlo. Unter den
noms de guerre „Der Speckpater“ und „Die
Dampfwalze Gottes“ organisierte van Straaten die
so genannte „Ostpriesterhilfe", eine
Kampforganisation zur Unterstuetzung der Kirche
in der kommunistischen Diaspora des
Nachkriegs-Europa. Neben materiellen Hilfsguetern
als zu leistende Aufbauhilfe ging es dabei auch
um die Bereitstellung von ideologischem Ruestzeug
im Kampf gegen den Atheismus. Im Zusammenhang der
deutschen Vertriebenen-Kultur der BRD war dies
eine zugleich lustig bizarre aber eben auch
todernst revanchistische Angelegenheit. Vom
post-faschistischen Horror und ebenso von der
Absurditaet solcher Projekte zeichnet Wenzel
Storch ein genaues Bild. Und waere das nicht die
allerschlimmste aller vollautomatischen
Kabarettprogrammankuendigungsphrasen, koennte
man/frau/sonstige hier tatsaechlich mal von jenem
Lachen sprechen, das im Hals stecken bleibt. Aber lesen Sie selbst…
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