[rohrpost] Software zur Ü berwachung von Mitarbeitern

Annett Zinsmeister az at ethicdesign.de
Don Jan 24 10:01:28 CET 2008


Microsoft will System zur Überwachung von Angestellten patentieren lassen

Der US-Softwarekonzern Microsoft will sich ein Überwachungssystem schützen
lassen, das die Leistung von Angestellten in Echtzeit auch anhand
physiologischer Daten erfassen soll. Das geht aus einem Patentantrag hervor,
den das Unternehmen im Juni 2006 beim US Patent and Trademark Office
gestellt hat und der Ende 2007 veröffentlicht wurde. Die britische Times,
die den Patentantrag entdeckt hat, spricht von einem "Big Brother"-System,
das alles überwachen könne, was man macht. Es sei das erste Mal, dass ein
Unternehmen erwäge, ein solches System zur permanenten Überwachung für
normale Arbeitsplätze zu entwickeln. Bislang sei derartiges auf Piloten,
Astronauten oder Feuerwehrleute beschränkt gewesen.
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Das System soll die Aktivität der einzelnen Angestellten überwachen,
feststellen, wenn Benutzer Unterstützung benötigen, und mindestens einen
weiteren Angestellten ausmachen, der helfen kann, indem er Fragen
beantwortet oder die Aufgabe selbst zu Ende führt. Durch das Speichern der
Leistungsdaten von Menschen und der Tätigkeiten, die sie mit ihren Geräten
wie Notebooks, PCs, PDAs, Handys ausführen, sollen Probleme besser
identifiziert und die Leistung verglichen werden können. Zudem könne die
Kommunikation sowie Gleichzeitigkeit und die Einhaltung eines Zeitplans
gefördert werden, heißt es in dem Antrag. Beispielsweise soll das System
auch selbstständig anhand der vom Benutzer geöffneten Dateien erkennen
können, welche Aufgabe er verfolgt, und dann, wenn er zu lange braucht,
"Hilfe" holen.

Neben der Überwachung der Computer soll das System physiologische und andere
Daten mit drahtlosen Sensoren erfassen: Puls, EMG, Hautwiderstand,
Hirnwellen, Atemfrequenz, Körpertemperatur, Bewegung, Gesichtsbewegungen,
Gesichtsausdruck und Blutdruck. So ließe sich etwa feststellen, ob die
Angestellten frustriert oder aggressiv, wach oder müde sind oder auch etwas
machen, was sie nicht dürfen ­ unter Berücksichtigung der physischen und
psychischen Eigenheiten der Einzelnen und ihrer Tätigkeiten. Als Beispiel
wird angeführt, dass eine Erhöhung des Blutdrucks beim Ausfüllen der
Steuererklärung nichts Ungewöhnliches sei.

Eine Idee hinter dem System ist es, zur Beurteilung der Leistung einer
Person oder einer Gruppe durch das Sammeln und Auswerten aller Daten über
längere Zeit Profile erstellen zu können, die eine Einschätzung der
tatsächlichen Leistung im Vergleich zur erwartbaren ermöglichen. Zudem
sollen damit die Personen besser herausgefunden werden, die im Sinne der
größtmöglichen Effizienz für eine Aufgabe am ehesten in Betracht kommen.
Angeblich könnten so auch die sozialen Beziehungen verbessert werden, wenn
erkannt wird, dass einige Überwachte an einem Ort dasselbe Fernsehprogramm
ansehen oder dieselben Aktivitäten ausführen. Dann könne man
"Diskussiongruppen" organisieren oder "soziale Events" veranstalten.
(fr/Telepolis) 16.01.2008 http://www.heise.de/newsticker/meldung/101853

    

Forscher entwickeln Software zur Überwachung von Mitarbeitern

Entwickler des Softwarekonzerns Microsoft haben ein System entwickelt, das
bei Computernutzern Daten wie Puls, Hautwiderstand, Blutdruck und
Gesichtsausdruck erfasst und daraus Rückschlüsse auf Stressniveau und
Leistungsfähigkeit zieht. Mit diesen über drahtlose Messsysteme gesammelten
Informationen kann die Software beispielsweise Verstärkung anfordern, wenn
Mitarbeiter mit einer Aufgabe überfordert sind. Wegen der Erfassung
persönlicher Daten wurde die Nachricht von der Entwicklung in der Fachwelt
jedoch äußerst kritisch aufgenommen.
Systeme, die physiologische Daten vom Herzschlag über die Atemfrequenz bis
hin zu Gehirnströmen aufzeichnen, werden bisher allenfalls bei Kampfpiloten
und Astronauten eingesetzt. Doch eine solche Technik könnte auch den
Unternehmen helfen, ihre personellen Ressourcen effizienter einzusetzen,
glauben die Entwickler von Microsoft. In dem Monitoring-System werden nicht
nur die physiologischen Daten des Nutzers erfasst, sondern es wird auch
registriert, ob er beispielsweise bereits sehr lange eine bestimmte Datei
geöffnet hat und möglicherweise bei der Bearbeitung die Hilfe eines Kollegen
benötigt. Mit der Erfassung kann ein langfristiges Leistungsprofil der
Nutzer angefertigt werden. Somit kann jeder Mitarbeiter an der Stelle im
Unternehmen eingesetzt werden, die seinen Fähigkeiten am besten gerecht
wird. 
Von Fachleuten kommt jedoch bereits jetzt heftige Kritik an dem Konzept, das
Microsoft nun zum Patent angemeldet hat. Das System zerstöre das
Vertrauensverhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, da es dem
Arbeitgeber das Gefühl ständiger Überwachung gebe, erklärt etwa der
britische Wirtschaftsfachmann David Frost im Gespräch mit der Londoner
Zeitung "The Times". Insgesamt sinke damit die Effizienz der Arbeit sogar
extrem. Vor allem Datenschützer halten das System jedoch für äußerst
kritisch.
Ulrich Dewald, 24.01.2008 - Bits&Bytes