[rohrpost] Landscapes of Desire: Mandla Reuter, Fr. 18. Juli, 18h, UDK R 201

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Don Jul 17 09:55:04 CEST 2008



Interdisziplinäre Vortragsreihe Landscapes of Desire
LECTURE: Mandla Reuter
FR.18.JULI 2008, UDK, R 201
HARDENBERGSTR. 33, BERLIN-CHARLOTTENBURG

Die Arbeiten Mandla Reuters sind so diskret wie Tarnkleidung und zugleich so
aufdringlich und offensichtlich wie Straßensperren. Diese zweideutige
Materialökonomie deutet Reuters Interesse an Raumfunktionen und ihrer
Verwandlung an: was den Raum kontrolliert und was ihn repräsentiert, was ihn
beschleunigt und was ihn bremst, und wie Informationsflüsse und der Verkehr
von Körpern umgeleitet werden können.
Wie Judith Butler schrieb, ist die Einbildungskraft nicht das Gegenteil der
Wirklichkeit; Einbildung ist das von einem Wirklichkeit genannten Konstrukt,
das dadurch die Grenzen des Wirklichen bestimmt, Ausgeschlossene. Reuters
Position scheint zu sein, dass das, was man sich einbilden kann, als Kunst
existiert; also kann man darüber stolpern oder sich darin verlieren. Es kann
einen auch für eine Nacht auf dem Sofa unterbringen. Die unwiderlegbare
physische Wirklichkeit der Werke schafft Intervalle, in denen neue Formen
der Dauer existieren.
Reuters Werk erinnert vielleicht an die relocation pieces des Künstlers
Michael Asher; oder man mag sich ihm nähern wie einer Art Pop-Art oder
appropriation art, die ihren Universalismus zugunsten eines Eingriffs in die
Wirklichkeit aufgegeben hat. Michel de Certeau schrieb, dass Raum ein
eingeübter Ort ist; in Reuters Arbeiten und den gesellschaftlichen
Prozessen, die sie anregen, wird diese Aussage an ihr Extrem geführt durch
unerwartete Praktiken und Wahrnehmungen, in denen die Galerie selbst als Ort
enthüllt wird. Ein weiterer politischer Aspekt in Reuters Werk liegt in der
Vorführung von Überresten der Entmaterialisierungsprozesse um uns herum:
Selbst wenn unsere Subjektivität vernetzt und durch Technologie geographisch
ausgeweitet wird, bleiben Schranken und Grenzlinien bestehen als höchst
wirkliche und greifbare Grenzen, die sich uns im Alltag entgegenstellen.
Lars Bang Larsen

Galerie Neue Alte Brücke, Frankfurt
Galerie Mezzanin, Wien

Die Vortagsreihe Landscapes of Desire wird von Valentina Ferrarese und Viola
Thiele organisiert.
Interdisziplinäres Projektforum von Wolfgang Knapp, Institut für Kunst im
Kontext, UdK