[rohrpost] LBI Salon des LBI Medien.Kunst.Forschung Linz am 14.05.2008: Musik und Medienkunst

Katja Kwastek kwastek at media.lbg.ac.at
Mit Mai 7 16:27:59 CEST 2008


Das Ludwig Boltzmann Institut Medien.Kunst.Forschung. lädt ein zum Salon:

Vortrag von Werner Jauk (Karl-Franzens-Universität Graz) 

Musik und Medienkunst
Musik als modellbildendes Medium für eine Theorie der Medienkünste

am Mittwoch, 14.05.2008 
um 19.00 Uhr

im ÖH Café Dokapi
Kunstuniversität Linz, Kollegiumgasse 2 (Postgebäude), 2. Stock

Thema: Medienkunst hat wie Wissenschaft epistemologisches Interesse
motiviert in der Suche nach je adäquaten Lebensstrategien. Technische
Entwicklungen führten zur  Dynamisierung und zu code-basierter Generierung
unserer Umwelt. Die Interaktion der Konstante Körperlichkeit mit diesen
geänderten Bedingungen ist irritiert. Es werde nicht nur der Körper unnütz,
sondern auch die aus unserer Körperlichkeit erfahrenen mechanistischen
Denkprinzipien – diese führe zur Transgression der mechanistischen
Lebensform.
Die Kunstsparten sind als Formalisierung entsprechender Wahrnehmungsformen
zu betrachten.  
Es gibt theoretische und empirische Hinweise darauf, dass diesen geänderten
Umweltbedingungen die phylogenetisch ältere auditive Wahrnehmung, aus deren
Erfahrung eine auditory logic hervorgegangen ist, adäquat sei – dieses
auditory imagery als adäquate (Über-)Lebensstrategie in einer  dynamisierten
und virtualisierten Welt ist in Musik formalisiert.
Musik ist eine dynamische und codierte Kunstform, die Interaktion mit ihr
ist hedonisch. Dynamisierung führt zu einer körperlich nicht mehr fassbaren
Erhöhung der Geschwindigkeit der Interaktion mit der Umwelt, schließlich zur
Umkehrung der Interaktionssituation: wir nehmen Indikatoren von Bewegung bei
eigenem körperlichen Stillstand wahr. Dies entspricht dem aus der
Zeitwahrnehmung abgeleiteten Imagery des auditory space: dynamische
Gestalten sowie Ereignisräume (net space) sind uns über die Erfahrung der
auditiv kontrollierten Körper-Umwelt-Interaktion zugänglich.
Aus der Flüchtigkeit der Zeitgestalt Klang resultiert seine Codierung. Damit
ist die Generierung von Willkürlichkeit abseits natürlicher Ordnungen
entstanden: das musikalische Werk. Die Notation ist eine Form der Codierung
die trotz ikonischer Aspekte wie der digitale code die Potenzialität zu
willentlicher Gestaltung abseits des Mechanistischen in sich trägt. 
Wie in Musik sind die Generierung von Wirklichkeiten aus Codes und die
Interaktion mit ihnen notwendigerweise non-mechanistisch – alternativ:
hedonisch. Damit gilt musizierendes Verhalten als Paradigma des
input-interfaces, die körperliche Rezeption der Klanglichkeit als Paradigma
des output-interfaces. Hedonismus als Interaktionsform mit Virtualität
bindet Medienkunst systematisch in pop-culture ein. 
Die Theorie der Medienkünste aus den Bildenden Künsten, der Formalisierung
der visuellen Wahrnehmung als statische und abbildende, muss einen
Paradigmenwechsel fordern, um adäquate körperliche Interaktionen mit einer
dynamisierten und durch Codes geschaffenen Umwelt beschreiben/erklären zu
können – anstelle der Modifikation dieser Theorie ist eine Alternativtheorie
anzunehmen, die diese Möglichkeiten systematisch bereits impliziert. Dieses
wissenschaftstheoretische Postulat weist die Theorie der Medienkunst aus der
Bildenden Kunst als Teil der Tradierung eines Betriebssystems Kunst aus.

Referent: Werner Jauk (A), Univ.-Prof. Dr., Musikwissenschafter/Scientific
Artist  
Etablierung des Bereichs Musik + Medien/Kunst an der KFUG, von  grelle
musik: science + electronic/digital arts, postgrad. studies IRCAM/Paris,
Arbeiten f. (Prix) Ars Electronica/Linz, CYNET_art/Dresden etc. Prom. in
Psychologie (Kybernetik/Informationsästhetik), Habil. in Musikwiss. „Der
musikalisierte Alltag der digital culture“.
Veranstalter: Das Ludwig Boltzmann Institut Medien.Kunst.Forschung. befasst
sich mit der wissenschaftlichen Bearbeitung, Vermittlung, Archivierung und
Publikation von Medienkunst und Medientheorie. Der ‚Salon’ dient der
öffentlichen Diskussion von Forschungsschwerpunkten des Instituts und
weiteren Themen der Medienkunstforschung. 

Alle Interessierten sind herzlich willkommen.


Dr. Katja Kwastek
Key Researcher
Ludwig Boltzmann Institute
Media.Art.Research.
Kollegiumgasse 2
A-4010 Linz
phone: +43.650.7898.486
kwastek at media.lbg.ac.at
http://media.lbg.ac.at