[rohrpost] WASSERWISSEN, 14.02. - 15 Uhr
Krystian Woznicki
kw at berlinergazette.de
Die Feb 10 18:33:32 CET 2009
WASSERWISSEN
Podiumsdiskussion über die Kultur des Wassers
General Public, Schönhauser Allee 167c
14.02.2009 – 15 Uhr
Gäste:
Isabel Kranz, Kulturwissenschaftlerin
Jean-Luc Nancy, Philosoph
Joseph Vogl, Literaturwissenschaftler
Moderation:
Krystian Woznicki, Herausgeber
Heute umspielen Ströme von Bild-, Wort-, Klang-
und Zahleninformationen den gesamten Planeten.
Das Fluidum der Weltgesellschaft ist zugleich
dereguliert und berechenbar, transparent und
undurchschaubar. So oder so: Alles soll ständig
im Fluss sein. Allen voran: das Kapital. Selbst
in der Wirtschaftskrise erweisen sich
„Liquidität“ und „cashflow“ als
Schlüsselbegriffe: „Geld bewegt die Welt“ (Die
Welt). Jedoch auch Vernunft und Bewusstsein gilt
es heute im Modus des reibungslosen Fließens zu
erfahren – angeschlossen an die Kreisläufe der permanenten Kommunikation.
Steht unsere Kultur im Zeichen des Wassers? Oder
sitzen wir einer bloßen Metaphorik des Wassers
auf? Wenn es so etwas wie eine Kultur im Zeichen
des Wassers gibt, was unterscheidet eine solche
Kultur von einer mehr oder minder beliebigen
Metaphorik des Wassers? Was für eine kulturelle
Funktion hat ruhendes, stehendes Wasser unter den
Bedingungen allgegenwärtigen Fließens? Was
bedeutet es für Denken und Konzeption des
Subjekts? Diesen Fragen geht die
Auftaktveranstaltung des Berliner Gazette
Jahresschwerpunkts „Wasserwissen“ nach.
Der Philosoph Jean-Luc Nancy liest aus seinem
aktuellen Buch „Die Annäherung“. Ausgangspunkt
für seine Reflektion über Zeiterfahrung und
Subjektivität ist hier „Wasser ohne Strömung und
ohne Wellenbewegung, Wasser, kaum flüssig,
Wasser, das weder Transport noch Passage bewirkt
‚wie’ der Fluss oder das Meer, sondern
Zurückhaltung, Verborgenheit, Tiefe und
Unberührtsein.“ Im Anschluss an die Lesung
Diskussion mit dem Literaturwissenschaftler
Joseph Vogl, der eine Theorie des Zauderns
entwickelt hat. Zur Einstimmung auf das Thema des
Abends ein Diavortrag von Isabel Kranz über die
stehenden Gewässer in Aquarien des 19. Jahrhunderts.
2009 stellt das digitale Mini-Feuilleton Berliner
Gazette Fragen zu der kulturellen Funktion von
Wasser. Teilnehmer aus den unterschiedlichsten
geografischen und disziplinären Regionen werden
im Zuge dessen an die Grenzen ihrer
Zuständigkeitsbereiche geführt – an diesen
Grenzen entsteht ein neues Wissen. Wissen,
welches vom Wasser gespeichert wird: über unsere
Kultur, Gesellschaft und Zivilisation. Und
Wissen, das wasserförmig ist, insofern es über
die gesicherten Landnahmen herkömmlicher
Expertenkulturen hinaus weist und im Fluss bleibt.
Die bisher erschienen Beiträge finden sich hier:
http://www.berlinergazette.de/index.php?pagePos=10&keyword=WASSERWISSEN
Referenten:
Isabel Kranz (Jahrgang 1977) hat an den
Universitäten Augsburg, Lille III, der Freien
Universität Berlin sowie der Yale University
Allgemeine und Vergleichende
Literaturwissenschaft und Nordamerikastudien
studiert. Sie promoviert zurzeit an der
Universität Erfurt mit einer Arbeit zu Walter
Benjamins Passagenprojekt. Seit Januar 2009 ist
sie wissenschaftliche Koordinatorin der
interdisziplinären Arbeitsgruppe „Funktionen des
Bewusstseins“ an der Berlin-Brandenburgischen
Akademie der Wissenschaften. Publikationen im
Bereich der Literatur- und Kulturwissenschaft.
Gemeinsam mit der Arbeitsgruppe Butis Butis hat
sie den Band „Stehende Gewässer: Medien der Stagnation“ (2007) herausgegeben.
Jean-Luc Nancy (Jahrgang 1940) war bis 2004
Professor für Philosophie an der Université de
Strasbourg und kann heute als einer der
bedeutendsten und aktivsten Denker unserer Zeit
gelten. Die Frage der spezifischen
Gemeinschaftlichkeit menschlicher Existenz,
aktuelle politische Entwicklungen sowie die
Zusammenarbeit mit anderen Denkern bestimmen sein
Schaffen. 1980 gründete er zusammen mit dem
Philosophen Philippe Lacoue-Labarthe das Centre
de Recherches Philosophiques sur la politique in
Paris und schrieb mit ihm einige einflussreiche
Bücher. Zu Nancys meistdiskutierten Schriften
zählen „Die undarstellbare Gemeinschaft“ (1986)
und „Corpus“(1992). In deutscher Übersetzung
erschien zuletzt „Dekonstruktion des
Christentums“, „Nach der Tragödie“ sowie „Die Annäherung“ (alle 2008).
Joseph Vogl (Jahrgang 1957) ist Professor für
Literatur- und Kulturwissenschaft / Medien an der
Humboldt-Universität zu Berlin. Er ist Verfasser
zahlreicher Bücher und Übersetzer von einigen
Schlüsselwerken der neueren Philosophie aus
Frankreich, darunter Gilles Deleuze: „Differenz
und Wiederholung“, J.-F. Lyotard: „Der
Widerstreit“. Mit „Gemeinschaften. Positionen zu
einer Philosophie des Politischen“ (1994) gab er
einen für die Diskussion in Deutschland
wegweisenden Sammelband zur Neukonzipierung von
Gemeinschaft heraus. Sein bisheriges Hauptwerk
ist „Kalkül und Leidenschaft. Poetik des
ökonomischen Menschen“ (2002). Zuletzt erschien
von ihm „Über das Zaudern“ (2007).
Moderator:
Krystian Woznicki (Jahrgang 1972) wurde in Glatz,
Schlesien, geboren und lebt heute in Berlin. Der
Kulturkritiker arbeitete in den 1990ern als
Kolumnist der Japan Times und als Korrespondent
der Spex in Tokio. 1999 gründete er die Berliner
Gazette (berlinergazette.de). In den Nuller
Jahren hat er im Bereich der Global Studies
einige Sammelbände (mit-)herausgegeben. 2008 ist
im Kadmos Verlag seine Debüt-Publikation als
Autor erschienen: „Abschalten.
Paradiesproduktion, Massentourismus und
Globalisierung“. Als Initiator und Kurator von
Kulturprojekten (Filmprogramme, Ausstellungen,
Symposien) arbeitete er bisher u.a. in Japan, Mexiko und Belgien.
Kuratorium:
Die Berliner Gazette (berlinergazette.de) wurde
im Jahre 1999 als digitales Mini-Feuilleton ins
Leben gerufen und wird von einem gemeinnützigen
Verein getragen, deren Mitglieder die Macher des
Mediums sind. „Interaktivität“, „Partizipation“,
„Netzwerk“ und „Gemeinschaft“ („Community“)
zählen zu den zentralen Leitgedanken dieses
publizistischen Projekts. 2009 befragt die
Berliner Gazette über 50 Intellektuelle aus der
ganzen Welt zu der kulturellen Funktion von
Wasser. Protokolle dieser Interviews erscheinen
in der Berliner Gazette unter dem Stichwort
WASSERWISSEN. Die Veranstaltungen, die diesen
Schwerpunkt begleiten, bringen Interview-Partner
aus unterschiedlichen Arbeitsgebieten und Ländern „an einen Tisch“.
URL: http://www.berlinergazette.de
Veranstaltungsort:
General Public ist ein unabhängiger Projektraum,
der von einer Gruppe in Berlin lebender
Kulturschaffender (Künstler, Kuratoren, etc.)
betrieben wird. General Public wurde im Jahre
2005 gegründet und hat seitdem eine Vielzahl von
Ausstellungen, Künstlerpräsentationen,
Diskussionen, Filmvorführungen und Performances
organisiert. Das eigenständige Programm wird um
Kooperationen und Projekte externer Partner
ergänzt. Das primäre Anliegen von General Public
besteht darin eine kollaborative, prozessuale und
informale Plattform her- und bereitzustellen, um
in diesem Rahmen offenes Denken, kulturellen
Austausch, Raumexperimente sowie
transdisziplinäre Reflexionen über die
zeitgenössische Kultur und Kunst zu fördern.
URL: http://www.generalpublic.de
Kooperationspartner:
Diaphanes Verlag, DiG Design, HU Berlin, IQ
Consult, Kulturserver, Multitask, Salon Verlag, springerin
Pressekontakt:
° Lena Posingies ° Berliner Gazette e.V. °
Schönhauser Allee 141a ° 10437 Berlin
° 030 – 397 444 96 ° lp at berlinergazette.de ° www.berlinergazette.de