[rohrpost] Interview: Gerald Nestler im aktuellen Kunstforum (Teil 1)

Oliver Grau oliver.grau at donau-uni.ac.at
Mit Jun 24 02:38:01 CEST 2009


KUNSTFORUM INTERNATIONAL, Band 197, 2009 
Gespr*che mit K*nstlern, S. 296ff 
 
Gerald Nestler 
Der Mensch als Derivat 
Ein Gespr*ch von Dieter Buchhart 
 
Seit vielen Jahren sucht Gerald Nestler die Wirtschaft als 
Leitparadigma unserer Zeit zu untersuchen, wobei er sich als 
B*rsenbroker und Trader oder Firmenmitbegr*nder auch kurzzeitig in 
das System einschleuste, um die Machtstrukturen und den abstrakten 
Umgang mit Mensch und Welt von innen zu erforschen. In seinen Projekten 
bewegt sich Nestler im amorphen, sich permanent ver*ndernden 
*berschneidungsraum zwischen Wirtschaft, Leben und Kunst. Er baut 
Rahmen, innerhalb derer er zusammen mit anderen K*nstlerInnen, 
VertreterInnen der Wirtschaft, WissenschaftlerInnen oder Interessierten 
agiert. In dem umfassenden Projektkomplex *resource.future* 
hinterfragt Nestler gemeinsam mit Toni Kleinlercher die Aufl*sung des 
Individuellen in wirtschaftlichen Gro*systemen, die Virtualit*t des 
Geldes im B*rsenhandel und den Begriff der Marktwirtschaft als 
mittlerweile weltumspannendes Herrschaftssystem. So verbinden die 
K*nstler in der audiovisuellen Installation *sexy curves* 
B*rsenkurse und Handelsger*usche mit Herzfrequenzdiagrammen und 
Ultraschallherzt*nen oder stellen in *CEOs* f*hrende VertreterInnen 
der Wirtschaft in performativer Weise in den Mittelpunkt einer 
Videoportr*treihe. Dabei haben sich die Wirtschaftsbosse dem ungewohnten

k*nstlerischen Setting zu beugen, wobei ihre professionelle 
Selbstinszenierung als solche entlarvt wird, wodurch der 
offensichtlichen Gefahr dieses k*nstlerischen Ansat