[rohrpost] Re: Linz und die Medienkunst

[Franz Xaver]

Liebe KollegInnen

Zur Archivierung der Medienkunst:
Ja es stimmt, dass da und dort Videobänder digitalisiert werden,
unkontrolliert aber manchmal passiert was im stillen Kämmerchen. Es
scheitern auch sehr viele dieser Projekte, die dieses Thema zu Umfangreich
angehen wollen. Bei grösseren Videoarchiven wird das digitalisieren aber
sofort ein Vollzeitjob - und das kostet....(+ die Gerätschaften...).

Aber meiner Meinung nach liegt das Problem noch wo anders: In den 80er
Jahren, mit Aufkommen der Home-Computer, wurde das Video aus dem
Filmbereich herausgelöst. Echtzeitmanipulationen und interaktive Videos
waren angesagt. Genau dieser Aufbruch ins Neue machte damals den
"sexappeal" der ars electronica aus.

Der Ansatz Videobaender einfach nur zu digitalisieren ist natuerlich
besser als nichts, aber er dokumentiert NICHT die Zeit des interaktiven
Videos oder  der interativen Echtzeit-Skulptur. Es stellt sich auch die
Frage, ob das Medium des Videos(auch digital) überhaupt brauchbar ist, um
Interaktivität und Interdisziplinarität zu dokumentieren. Diese Fragen
müsste sich aber ein Museum stellen, denn die bekommen ja auch Kohle für
diese Dinge. Und die Museen müssen die Möglichkeiten finden um diesen
Zeitabschnitt zu dokumentieren.

Meiner Meinung nach sind Interaktivität und Interdisziplinarität vom
Internet und der "Netzkunst" sowie FLOSS abgelöst worden. Deshalb ist es
jetzt ein Leichtes, sich über die Entstehung dieses Genres drüber zu
mogeln. Aber in diesem Bereich zu Agieren zu wollen ohne, oder einem
falschen historischen Background, wird nicht gut gehen.... und es wird
immer eine Kleinigkeit fehlen um dem Sektor Kunst wieder einen sexappeal
einzuhauchen.


zum AEC in Linz:
Da fällt mir nur eins ein: Kohle allein macht keinen Inhalt.


lg
fx

nochmal:
Die Interviewreihe online nachzulesen auf der Seite der Stadtwerkstatt Linz
http://servus.at/versorgerin

Ihr könnt die Zeitung auch per snailmail 4 mal im Jahr beziehen:
https://versorg.ung.at












das     zkunst diese  eine diese





> Lieber Franz Xaver,
>
> vielen Dank für Deinen spannenden Beitrag.
>
> Aus Frankfurter Perspektive möchte ich folgendes beitragen. Fast
> selbstredend kann sich die Öffentlichkeit hier bei keiner Institution
> über den Stand lokaler Medienkunst informieren.
>
> Beim Museum für Moderne Kunst läuft immerhin ein Projekt an, die dort
> lagernden Videobänder zu sichten und möglicherweise zu restaurieren.
>
> Am Museum für angewandte Kunst gabs mal um 2002 herum die Gruppe Digital
> Craft, die versuchte neben Videospielen auch Internetprojekte zu sammeln
> und zu archivieren. Diese wurde vom Direktor Schneider abgesetzt.
>
> Die Kulturseite der Stadt Frankfurt hatte bis vor kurzem eine Rubrik
> "Neue Medien". Die dort versammelten Links gingen auf meine Initiative
> zurück. Mit dem Relaunch der Seite in diesem Jahr fielen die Rubrik und
> damit auch die Links weg.
>
> Im eigentlichen Sinne gibts auch keine Netzkunst mehr in Frankfurt, wenn
> man mal von den versprengten Aktivitäten des Herrn Braun absieht.
>
> Die Gründe mögen nahe an der Argumentation von Graf+Zyx liegen:
>
>>  So sind rein ökonomisch gesehen Netzkunst und im Internet publizierte
>> Medienkunst zur Zeit - noch mehr, als es früher die Videokunst war -
>> Werbeträger für traditionell verkaufbare Arbeiten oder Aufträge.
>
> Herzliche Grüsse
> Stefan Beck
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